Häuser von Kunstfreunden, die kleine Ausstellungen veranstalteten, helfende Empfehlungen von Mund zu Mund. Man darf sich die Situation heute nicht zu aussichtslos vorstellen. Auch die Verbindung untereinander‘ und zum Ausland riß ja nie ab. ’ Zeitschriften und Bücher aus der Schweiz, aus Frankreich und Amerika fanden immer noch den Weg nach Deutschland. Wer ernsthaft wollte, konnte den geistigen Kontakt mit den lebendigen Kräften Europas bewahren oder gewinnen Aber dennoch, ‚wir wissen heute nicht, wieviel lebendiges Talent unterdrückt wurde, wieviel kaum Entfaltetes der Krieg dann vernichtet hat. Es fehlt ja heute fast eine ganze Generation. Aber vielleicht hat die schwere Zeit auch Gutes. gewirkt. Alle Mit- Jäufer und Auchmodernen verschwanden oder malten, wie es verlangt wurde. Wer durchhielt, dem war es ernst, der hat eine Belastungs- probe bestanden, wie sie keiner anderen Generation auferlegt war. Alle Aeußerlichkeit wurde abgetan. Eine unerbittliche Konzen- tration auf das Wesentliche gab den Werken ihren Wert. Je lärmender, großsprecherischer, pathetischer die offizielle Pseudokunst sich ge- bärdete, um so stiller wurde die echte. Man wollte nicht mehr interes- sant sein, man hatte keine Veranlassung, mit technischem Raffinement zu blenden, und alles Pathos war verbannt. Nicht glänzen, sondern durch echte Empfindung überzeugen mußte die Kunst, die in dieser Umwelt bestehen wollte. Das galt auch noch in der Welt der Trümmer und Zerstörung nach dem Kriege, als die Kunst wieder öffentlich wirksam werden konnte. So fehlt fast ganz der Ton der Anklage gegen die Vergangenheit oder gegen das Elend der Gegenwart. Nichts von dem echten Pathos des Expressionismus nach dem ersten Weltkrieg, was viele erwartet hatten, die nun enttäuscht nach „Neuem“ suchen und es oft am falschen Ort zu finden meinen. Die wesentlichen Kräfte sprechen auch heute noch leise. Die Plastik vor allem wirkt mit ganz schlichten, einfachen, oft kargen Formen, die auf alles äußerlich Reizvolle, auf alle Demon- stration artistischer Geschicklichkeit bewußt verzichten. Die stärksten Persönlichkeiten unter den Malern pflegen nicht mehr „schöne Malerei‘, „belle peinture‘“ — es gibt auch das noch, natürlich — sie schildern auch nicht äußerlich die Trümmerwelt und was damit zu- sammenhängt -— auch das gibt es nebenbei — sondern sie suchen Zeichen für die Erlebnisse der Seele, Das gilt ebenso für die sogenannte 11