1865 hinter sich und bewahrt in seiner strengen Teilung ihre flächige Klarheit. In den übrigen, späteren Bildern ist nur Malerei, weiches behutsames CGleiten und Schmeicheln des Pinsels, zu= sammenströmen und =strahlen der Farben: gelb, schwarz, grün, graublau von Strand, Wasser, Wolken im «Boot»; sattestes fichtblau, blauweiß, grün, heißes rot in der «Wäsche»; mild leuchtendes gelbweiß auf graublau und hellbraun in der «Me= jones». Etwas kühler zeigen sich wieder die letzten Blumen- stilleben. Überall aber strahlt bestechende malerische Sinnlichkeit, Reiz der Oberfläche in jedem Sinn des Wortes, hohe Virtuosität, die ihre Verantwortung nie vergißt und sich nicht mißbrauchen läßt. Neben dieser schönen Fülle ist die Gespanntheit von TOU- LOUSE-LAUTREC fast stechend und schmerzhaft. Manet stirbt 1883. Das Geburtsjahr von Toulouse=Lautrec ist 1864. Sein rasch verbrauchtes Leben reicht bis 1901, bis nahe an unsere Zeit. Der Welt steht er nicht mit der läßigen Sicherheit gegen- über wie Manet. Er zielt in seinen Bildern auf die Dinge, die hinter der Oberfläche stehen und ihn erregen. Ihr Kleid ist knap= per, das farbige Gewebe weniger strahlend, doch nur scheinber lockerer, in Wahrheit sehr eng und fein gewirkt. Zum mächtigen Unterbau der Bewegung, die zwischen sol= chen Polen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frank= reich sich entfaltete und unaufhaltsam befruchtend in die Nach- barländer und das neue Jahrhundert hinüberwuchs, gehören die Werke in den drei Abteilungen des mittleren Saales. DELA= CROIX, DAUMIER, COROT offenbaren die beiden grund- sätzlichen Einstellungen des Menschen und des Künstlers zur Welt, wie aus Erleben in heftigem Mit-Leiden, leidenschaftlich= eigenmächtige Um=- und Neugestaltung wird, oder in beschau- lichem Aufnehmen ruhige Überwindung und Klärung. Delacroix beschwört in farbenprächtigen Traumbildern aus entlegenen Zei= ten und Ländern Größe und Schönheit auch für die Gegen- wart, Daumier hebt in schöpferischer Verdichtung auch die kleinen Ereignisse und Figuren der alltäglichen Gegenwart in überzeit- liche Bedeutung. Corot schildert nicht äußere Vorgänge mit persönlicher innerer Parteinahme, er horcht auf die ungestörte 2 ii