1402, ermordet 1412, und Filippo Maria, Herzog 1412 bis 1447, erben auch das ungeheure Kapital von Grausamkeit und Feigheit, das sich in ihrem Haus von Generation zu Generation aufgesammelt hat. Matteo Visconti errichtete 1316 die Loggia degli Osli. Der Erzbischof Giovanni bestellte 1339 das Grabmal des Petrus Martyr in Sant ’Eustorgio; Gian Galeazzo beginnt 1386 (im Jahr unserer Schlacht bei Sempach und der Gründung der Heidelberger Universität) den Dombau, 1396 die Certosa von Pavia. 1441 wird Blanca Maria, die (einzige?) Tochter des letzten Visconti Filippo Maria, Gattin des „glücklichen Condottiere‘“ Francesco Sforza, der 1450 Herzog und als Regent Nachfolger ihres Vaters wird. Seine Familie hat weniger lange Wurzeln. Erst der Vater tritt als, freilich namhafter, Söldnerführer ins helle Licht. Doch geben sein Haus und dessen Herren, auf Francesco der Reihe nach Galeazzo Maria, Lodovico, Massimiliano, Francesco, den Visconti an Glanz und Haltung wenig nach. Eine Ahne aus dem Haus der Visconti, die 1408 verstorbene Valentina, war Gemahlin des französischen Herzogs Louis von Orleans gewesen. Dessen Enkel, der französische König Louis XII, glaubte deswegen legitimere Rechte auf das Herzogtum Mailand zu haben als die Söhne des Condottiere. Er bemäch- tigte sich 1499 mit französischer und venezianischer Heeresmacht der Stadt und des Herzogtums, als Lodovico in Deutschland eine andere Frauenverwandtschaft, die Ehe seiner Nichte Blanca Maria mit Kaiser Maximilian, für militärische Hülfeleistung fruchtbar machen wollte. Die nun einsetzende Beteiligung schwei- zerischer Söldner an dem langwierigen Streit zwischen Frankreich und Mailand, oder dem König und dem Kaiser, wurde unschön eröffnet durch die Preisgabe des Herzogs beim Abzug eines schweizerischen Kontingentes aus der Stadt Novara. Lodovico wurde von Louis XII nach Frankreich verschleppt und starb dort 1508 in harter Gefangenschaft. Im kriegerischen und diplomatischen Schachspiel um das Herzogtum siegten schließlich die Franzosen 1512 bei Ravenna über ein Heer der „Heiligen Liga‘ aus päpstlichen, spanischen und venezianischen Truppen, doch fiel ihr Feldherr Gaston de Foix und vertrieben die Schweizer die Franzosen gleich wieder aus Mailand, um hier den jungen Herzog Massimiliano auf den väterlichen Thron zu setzen. Novara, Marignano, 21