Füßen liegen Palmenzweige, eine Krone und Geldsäcke. In den Haaren und auf der Toga Spuren von Purpur. Den Hintergrund der beiden Tafeln füllt ein Tribunal mit Säulen, Gebälk und Giebel aus. Im Giebel ein Kranz mit dem Monogramm des Konsuls. Auf dem Gebälk folgende einzelne Inschrift: NAR-MANL(ius) BOETHIUS V(ir) C(larissimus) ET INL(ustris) EX P(raefecto) P(raetorio) P(raefectus) V(urbis) SEC(undum) CONS (ul) ORD (inarius) ET PATRIC(ius). Delbrueck (81, Nr. 7) betrachtet dieses Diptychon als ein vorzügliches Beispiel dafür, wie sich die Formen aus dem Osten gekommener hellenistischer Künstler in Rom romanisierten. Jedoch lassen die nur wenig verarbeiteten hellenistischen Formen und die hölzerne Modellierung das Diptychon eher als ein Werk lokaler, weniger gebildeter Kunsthandwerker erscheinen. Ursprünglicher Silberrahmen mit Nietstiften, Rillen und Loch für die Schnur. Auf der Innenseite zeigt dieses Diptychon das einzigartige Beispiel der Anpassung des Kon- sulardiptychons an liturgische Zwecke. Zwei Miniaturen im oberen Abschnitt der Tafeln, die, mit einiger Verwandtschaft zum Codex von Rossano, die Auferweckung des Lazarus und die Heiligen Augustinus, Hieronymus und Gregorius darstellen, zeigen eine anfängliche Verwen- dung für Totengottesdienste, während nach 800 zu datierende Gebete von dem darauf folgenden Gebrauch bei Gebeten für die Lebenden zeugen. Vielleicht ursprünglich im Besitz des Klosters S. Salvatore und 8. Giulia in Brescia, ging es vor 1717 in Privatbesitz über und nach dem Tode des Kardinals Quirini (1755) an die Queriniana und an das Museo Cristiano. Ausgestellt an der Ausstellung italienischer Porträtkunst in Belgrad 1938 (352, Nr. 12) und an der Ambrosiana-Ausstellung in Luzern 1946 (Kat. Nr. 215). Römisch, Ende 5. Jahrhundert n. Chr. 56 KAISERDIPTYCHON, ENDE 5. JAHRHUNDERT Elfenbein, 10,7X36,6, 10,4 X 33,6 Mailand, Civico Museo d’Arte del Castello Sforzesco Die oberen und unteren Teile der hinteren Tafel eines fünfteiligen Konsulardiptychons. Auf dem oberen Teil halten zwei geflügelte Viktorien in einem Kranz die Büste von Konstan- tinopolis. Auf dem unteren Teil die Unterwerfung von Barbaren, die sich in zwei symmetrischen Gruppen gegenüberstehen. Man kann Delbruecks Hypothese (81, Nr. 49), daß die Breite der Tafel ursprünglich größer war, schwer verstehen, denn ein Früchterahmen längs den äußeren Rändern der zwei Teile bestimmt die Stellung und den Zusammenhang dieser beiden. Auf dem unteren Teil zeigen zwei in der Mitte durch ein Eierstabrähmcehen getrennte Felder die genaue Breite der drei fehlenden Teile. Die Inschrıften auf dem oberen und unteren Teile heißen: AC TRIVNFATORI PERPETUO SEMPER AUG (usto) (V) IR ILLUSTR (is) COM (es) PROTIC (?) ET CONSUL ORDINAR (ius). Wegen der ikonographischen Verwandtschaft wurden diese Teile von Meyer (206, S. 59) Del- brueck und der Mehrzahl der Forscher in die zeitliche Nähe des Diptychons Barberini, jetzt im Louvre, gerückt. Jedoch sind sie besser gearbeitet und vielleicht früheren Datums. 1835 schon in der Sammlung Trivulzio, mit dieser in dem Besitz der Musei Civici übergegangen. 61