der Römerin Virginia; wie sie auf Befehl des in sie verliebten Appius Claudius, als Sklavin vor den Prätor geschleppt, dann von ihrem Vater, um ihre Ehre zu retten, erstochen wird; darauf folgt dessen Auszug in die Schlacht, um den Aufruhr der Miliz gegen Appius nieder- zuschlagen. Die Szenen sind, ähnlich wie in der Verleumdung in den Uffizien, durch die an Giuliano da Sangallo gemahnende Architektur zu einer Einheit zusammengefaßt. Die ein- zelnen Figurengruppen sind in erregter Bewegung gehalten und scheinen mit den Reliefs des Donatello im Santo in Padua und an der Kanzel in San Lorenzo in Florenz verwandt zu sein. Mesmil (204, S. 144 ff.) vermerkt in dieser Schaffensperiode des Meisters, in welcher auch die Illustrationen zur Divina Commedia entstanden sind, einen gewissen Einfluß der Schule von Ferrara, während in der Art, wie helle und klare Farbtöne dumpfen Grau und Violett ent- gegengesetzt werden, eine ferne Erinnerung an venezianische Kunst zu leben scheint. 625 PIETA Holz 71X 107 Mailand, Museo Poldi Pezzoli, Nr. 552 Wie in einem ähnlichen Bild der Sammlung Bautier in Brüssel, stammt die Komposition hier vermutlich (Mesnil, 204, S. 167 ff.) von der kleinfigurigen Pietä in Santa Maria Maggiore in Florenz ab, von der Vasari berichtet. Gamba (123, S. 189) setzt das Bild um das Jahr 1498 an, in die zeitliche Nähe der Pietä in München, deren Dramatik hier noch gesteigert erscheint. 625 DER ERLÖSER Holz 33 X 47 Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Sammlung Morelli, Nr. 526 Das leidende Antlitz Christi mit den großen schmerzvollen Augen spiegelt die Formensprache der letzten zehn Lebensjahre des Künstlers in etwas müder und manierierter Weise wider, weswegen es von 4. Venturi (311, VII, I. Teil, S. 842) und von Gamba (123, 8. 209) als Werk- stattarbeit erklärt wird. Gleicher Ansicht ist im wesentlichen auch J. Mesnil ( ‚SS. 164), der der Fassung in Bergamo eine weitere in Detroit zur Seite stellt. Francesco Botticini Geboren 1446 in Florenz, gestorben 1498 ebendort. Wahrscheinlich Schüler des Neri di Bicci, schloß sich Botticini an Castagno, Cosimo Roselli und Verrocchio an. Besonders eng war seine Beziehung zu Botticelli, mit dem er oft verwechselt worden ist und dessen Motive er als liebenswürdiger Erzähler in seine oft harte und glanzlose Formensprache übersetzt hat. 627 DER ERZENGEL RAFFAEL MIT DEM JUNGEN TOBIAS Holz 40X 54 Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Sammlung Morelli, Nr. 535 Von Frizzom (114, S. 198), dem sich Van Marle und Berenson anschlossen, Botticini zuge- schrieben. In dem reizvollen Bild klingen stilistische Motive Botticellis und Verrocchios an. 2929