734 MARIA MIT DEM KIND UND EINEM ANDÄCHTIGEN Leinwand 56X75 Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Nr. 92 Gezeichnet und datiert: IOANES CARIANI 1520 P. Eine wohldurchdachte Komposition von noch archaisierender Haltung, mit Erinnerungen an Palma in der Halbfigur des Andäch- tigen (4. Venturi, 311, IX, IIL Teil, S. 447). In der Gestalt der Jungfrau, die mit ungewohn- ter Feinheit der Pose hingesetzt ist, verrät der weiche Linienfluß des Schleiers und des Man- tels eine Berührung mit der Kunst Lorenzo Lottos (Pallucchini, 241, I, S. XXXVIIN). 735 BILDNIS DER FAMILIE ALBANI Leinwand 120X120 Bergamo, Sammlung des Grafen Guido Roncalli di Montorio Unten gezeichnet: IO. CARIANUS BERGAMEUS MDXVIIII Dies Bild spiegelt besonders gut die Veränderung wider, die sich gegen 1520 in Carianis Malweise vollzog, nachdem er sich Giorgione, Sebastiano del Piombo und dem jungen Tizian genähert hatte. Wie Pallucchini (241, I, S. XXXXVIII) bemerkt, verleiht die eindringliche Folge von Dreiviertelsstellungen und die Weite der Drapierungen diesem Bild eine besondere Solidität der Konstruktion, indes die außerordentlich lebhafte Farbe sich in etwas schrillen und heftigen Tönen entfaltet, wie sie für den Künstler charakteristisch sind. 1947 an der Ausstellung der Kunstschätze Veneziens in Lausanne als Nr. 43 gezeigt (347, S. 74). 730 WEIBLICHES BILDNIS Leinwand 70 83 Bergamo, Galleria dell’Accademia Carrara, Nr. 73, Leihgabe des Ospedale In diesem bekanntesten von allen Bildnissen Carianis sind Erinnerungen an Giorgione — wie sie z. B. in der Haltung der Figur unverkennbar sind — und die von Palma übernommene breite Fülle der Formen vom Künstler auf originelle Weise umgeformt und zu persönlicher Wirkung verschmolzen worden. Es geht Kraft von diesem Bildnis aus, und es herrscht ein schöner Ein- klang des Tons zwischen dem rötlichen Glanz der Haare, den Fleischpartien und dem leuch- tenden Grün und Feuerrot des Gewandes (A. Venturi, 311. IX, III. Teil, S. 463). Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 368 (345, S. 207), ferner 1938 in Belgrad an der Ausstellung des italienischen Porträts als Nr. 67, 8. 37. Lorenzo Lotto Der Maler wurde um 1480 als Sohn einer aus Bergamo stammenden Familie in Venedig geboren und starb 1556 in Loreto. Er bildete seinen Stil im Kreise des Alvise Vivarini aus, blieb aber dem Venedig beherrschenden Einfluß Giogiones und Tizians gegenüber ziemlich unabhängig. Nachdem er sich in Rom Raffael genähert hatte, kam er nach Bergamo, wo sein reizempfängliches, nervös bewegtes Temperament unter der Einwirkung von Foppas lombardischem Realismus und wahrscheinlich auch nordischer Kunst, eines Grünewald und Altdorfer, die ihm entsprechende Form fand. Diese nähert ihn in ge- 969