Giovanni Battista Moroni Maler in Bergamo, geboren in Bondo bei Albino um 1523, gestorben 1578. Er war Schüler von Moretto, dessen Ernst und schöne Nüchternheit seine malerische H altung bestimmten, welcher jedoch auch Tizian und Lotto nicht fernstanden. Das religiöse Bild lag dem geborenen Porträtisten weniger, der sein Bestes in Bildnissen gab, die schon von den Zeit- genossen aufs höchste geschätzt wurden. Selbst Tizian wollte sich von ihm pworträtieren lassen und äußerte über ihn, er male „lebenswahre Bildnisse“. Seine tonige, auf eher kühlen Farbklängen basierende Malerei ist von lichtvoller Durchsichtigkeit und entbehrt nicht einer bemerkenswerten psychologischen Vertiefung. 755 BILDNIS DES GIAN GIROLAMO GRUMELLI, DER „KAVALIER IN ROSA“ Leinwand 123 X 216 Bergamo, Sammlung der Grafen Piero und Alessio Moroni Bezeichnet und datiert: MDLX IO. BAP. MORONUS P. Unter dem Architravstück rechts am Boden liest man die Devise des Dargestellten: MAS EL CAGUERO QUE EL PRIMERO (besser der Zweite als der Erste). Das Bild stammt aus dem Besitz der Familie Grumelli und gehört in der kontrastierenden Harmonie von Lachsrosa und kräftigem Rot im Kleid mit dem kühlen Stahlgrau des Mauer-Hintergrundes zu den Meister- werken Moronis, Die Malweise der lichtumflossenen Gestalten Morettos scheint hier umgeformt und weiter entwickelt in der Wiedergabe der stofflichen Pracht von Seide und Samt (Lendorff, 170, S. 26). „Es ist, als ob der Prunk des Aeußeren die Welt der von Moroni Porträtierten veredelte.“ (A. Venturi, 311, IX, Teil IV, 8. 234.) Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 347 (345, 8. 198) und an der Ausstellung Italienischer Kunst in Paris 1935 als Nr. 323 (346, S. 145). 757 BILDNIS EINES EDELMANNES, DER „KAVALIER IN SCHWARZ“ Leinwand 70X190 Bergamo, Sammlung der Grafen Piero und Alessio Moroni Bezeichnet links unten: I0. BAPTISTA MORONUS P. Einige Jahre nach dem „Kavalier in Rosa“ (Nr. 756) entstanden, verzichtet das Bildnis auf dessen weltliche Pracht und beschränkt sich ganz auf das Spiel mit dem Schnitt und den schwarzen Tönen des Kleides nach spanischer Mode. Dieses verleiht dem Dargestellten, der in seinen Mantel gleichsam eingeschlossen, den rechten Fuß vorsetzt, eine Haltung vornehmer Würde und stiller Reserviertheit: seit dem „Kavalier in Rosa‘ haben sich spanische Tracht und spanischer Lebensstil in Italien durchgesetzt (Lendorff, 170, 8.36). Daher wohl will Venturi (311, IX, Teil IV, S. 242) in der Haltung dieses Bildes und einer Reihe verwandter nordischen Einfluß sehen. Ausgestellt an der Ausstellung Italienischer Kunst in London 1930 als Nr. 350 (345, 8. 199). 77