hüllung? Oder doch mehr? Sie sind das Antlitz, das die beglückte und bedrückte
Menschheit uns zuwendet; das sinnlich faßbare, durchs Auge zu uns sprechende
Bild, zu an den Verstand sich wendenden, im Wort geprägten Berichten und
Begriffen. Die (geschehende, nicht die geschriebene) ‚„Welt-Geschichte ist das
Welt-Gericht“ : Die Kunst-Geschichte (wie oben) ist das Welt-Gesicht.
Motiv, Impuls, ist das Geschehen, die Geschichte. Und wenn im Folgenden
Namen und Jahrzahlen werden aufgeführt werden, so bedeuten die Namen
Kräfte, die unter einander verschieden und für sich ganz eigen sind, und die
Jahrzahlen die kritischen, das heißt die entscheidenden, Momente, in denen
diese Kräfte mit einander in Berührung treten und daraus Neues wird.
In unserem Jahrhundert, da Reiche fallen, Grenzen schwinden und neu sich
setzen, summierte Kräfte bauend und zerstörend neben und gegen einander wir-
ken, mag der Geist für solche Verknüpfungen offener sein als noch vor wenigen
Jahrzehnten. Der chronologische Begriff der Geschichte als unerschütterlicher
Schichtung von ein für allemal gesetzten, und überstandenen, Zeitaltern verblaßt.
Der Zeitbegriff lockert sich. Zeitlicher Abstand bedeutet nicht mehr von vorn
herein auch menschliche Distanz. Zeitlich Fernes kann unversehens sachlich
übernah, beängstigend „aktuell“ werden.
So zeigt die Ausstellung im künstlerisch geformten schaubaren Ding Schicksal
und Wesen der lombardischen Gemeinschaft „von Anfang an“ und hält erst
inne vor dem Schatten Napoleons. Es ist zu bedenken gegeben worden, ob bei
so großer zeitlicher Spannweite und Mannigfaltigkeit der Erscheinung nicht
der innere Zusammenhang geopfert werde. Was aber ist Zusammenhang, wenn
nicht ein wenn auch langer und krümmenreicher Weg? Wir werden ihn in
raschen Etappen durchmessen.
Um das Jahr 400 vor Christus strömten keltische Stämme über die französischen
Alpen in die Po-Ebene und unterwarfen die ansässigen Etrusker. Sie grün-
deten zu den bereits in Gallien bestehenden vier Städten des Namens ein fünftes
Mediolanum zwischen den Flüssen Tessin und Adda. Ihr Häuptling Brennus
drang mit seinen Scharen auch über den Apennin und verbrannte Rom. Die
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