die von der Behandlung des Reliefs herrührt. In dem perfekten Oval tritt die starke untere
Kinnlade hervor, das Kinn ist voll, die Augenbrauenwölbung breit und scharfkantig geschnit-
ten, Mandelförmiges Auge mit ziemlich spitzem innerem Winkel, kleiner voller Mund, Die
Haare sind über der Stirn geteilt und senken sich stark gewellt zu den Schläfen herab. Die
Fülle der Haare ist erkenntlich durch den schweren Stoff hindurch, unter dem sie in einem
Knoten auf dem Hinterkopf zusammengerafft sind.
Die Identifikation dieses Kopfes mit dem Typus der Sosandra von Kalamis (= Männer-
Retterin, scherzhafter Uebername der bei Luecian erwähnten Aphrodite Soteira) gelang
Patroni (245, S.5), der wegen der engen stilistischen Verwandtschaft mit dem Omphalos-
Apollo in der sog. Aspasia, die von Amelung rekonstruiert worden ist, die Sosandra von Kala-
mis, d.h. die berühmteste verschleierte Figur des 5. Jahrhunderts v. Chr., erkannte. Es ist
die Kopie eines in Bronze — also in der Technik, in der Kalamis Meister war — ausgeführten
Originals.
Der Kopf von Pavia ist eine edle Kopie des berühmten griechischen Originals, welches ein
Ausdruck höchsten Formwillens ist.
Römische Kopie nach einem griechischen Original des 5. Jahrh.
% KOPF DER ATHENE
Marmor, Höhe 34
Brescia, Civico Museo Romano
Die Nase ist an der Spitze und am linken Nasenflügel beschädigt. Der Kopf ist leicht nach
rechts gedreht und nach oben gerichtet, voller Mund und unmerklich geöffnete Lippen, Augen-
brauenwölbung stark hervortretend; die Lider fallen leicht über den vollen Augapfel. Glatte
Stirne, von einem Reif umgeben, welcher sie scharf abhebt von der rauhen Oberfläche der
Schädeldecke und seitlich in zwei plastisch stark hervortretenden Massen bis zu den Ohren
hinab Haarbüschel sichtbar werden läßt. Die Ohren sind fast frei, während auf Nacken und
Hals lange Haare herabfließen, Eine kleine, fein gezeichnete Haarlocke geht unter den dicken,
plastisch hervortretenden Büscheln hindurch. Edler, strenger Ausdruck in dem vollen Gesicht.
Der Kopf muß einer Statue angehört und auf dem Haupt einen bronzenen, geflügelten Helm
getragen haben, obschon keine Spuren der Befestigung zurückgeblieben sind. Aber der Reif,
welcher die Stirne umgibt, stellt den untern Rand des Helmes dar, der auf den Kopf gehört
hätte, welcher eben deshalb rauh gelassen wurde. Eine ähnliche Vereinigung zweier ver-
schiedener Materialien durch den Helm findet sich im Kopf Jacobsen, der von der Athena
Promachos abgeleitet ist.
Der Kopf wird von Furtwängler (117, S. 123) und von Arndt (Einzelaufnahmen 194—196)
in Zusammenhang gebracht mit einer Athena des Phidias. Der Typus gehört tatsächlich dieser
Epoche an und hat myronischen Charakter.
Hellenistisch-Aegyptisch, 2. Jahrhundert v. Chr.
10 KOPF EINES PTOLEMAEER-FÜRSTEN
Gelber Stein, eine Art ägypytischer Tuff, Höhe 20
Mailand, Civico Museo Archeologico
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