neben Gustave Flaubert, der Salammbo, Herodias, St-Julien l’Hospitalier und die Versuchung des Heiligen Antonius ge- schrieben hat, bevor Rouault geboren oder den Kinderschuhen entwachsen war; und daß Rouault in die Zeit von Verlaine hin- eingewachsen ist, in die Zeit derRougon-Macquart, des Germinal, des Assommoir, der Städtebücher Lourdes - Rome - Paris und des « Travail » von Zola; der « Cathedrale » und der « Pages Catho- liques > von Huysmans. Die literarischen Zeitgenossen von Moreau prägen aber viel deutlicher dem gemalten Werk von diesem ihren Stempel auf als die schreibenden Zeitgenossen von Rouault seinem literarischen Werk. Rouault bleibt ebenso als Maler ohne direkte Beeinflussung durch sie, ist einfach, wie sie, Organ der gleichen Zeit. AT Es gibt eine Theorie, die Rouault zu einem Ankläger, einem Prediger in der Wüste, machen will, der seine Bilder vor uns aufrollt, um uns zu «Furcht und Mitleid» aufzurütteln. Wahr- scheinlicher ist, daß er nur malt, was für ihn eigene Außen- und Innenwelt ist. «Yo lo vi, das hab ich gesehen», schreibt der wilde Goya unter seine Radierungen, «Wie ich es sehe», der sanfte «Peterl> in Wien über sein Buch. Rouault macht sichtbar, was er um sich gesehen hat und sieht — als Maler. Georges Charensol berichtet, daß Rouault ihm erklärt habe, die wenigen Themen, auf welchen sein Werk sich aufbaue, habe er nicht gesucht oder selber gewählt, sie hätten sich ihm auf- gedrängt, auferlegt. Auf die Frage nach der Absicht seiner Ge- richtszenen antwortete er mit dem oft wiederholten Bescheid, «schwarzes Barett, roter Talar gibt schöne Farbflecken»; bei den uns erschreckenden Frauenakten sei es nicht das mensch- liche Elend und die Stumpfheit dieser Geschöpfe, was ihn gefesselt habe, sondern der Glanz des Fleisches (er präzisiert: an einem Abend sei in Versailles, in der Rue Colbert, ein Blick durch die sich öffnende Tür eines jener Häuser, welche die Franzosen «closes», wir «öffentlich» nennen, für ihn entscheidend geworden, als erste Vision derartiger Bilder), gleich wie ander- orts die Gestalten der Zirkusleute in ihren Grimassen und Aktio- will 48