zu den Richtern und Uebeltätern sich füge. In dem Gewimmel der kurzen Steinfiguren der « Calvaires >» von Guehenno und Plouganven und Trono&n und Plougastel-Daoulas, den ungefügen Gestalten und Masken am Felsen-Tabernakel des Einsiedlers von Rotheneuf, fehlen nie der schlimme Judas, die Sünderin Mag- dalena, die Schächer und die Schriftgelehrten, und über allen hängt Christus der Dulder am Kreuz. Diese jüngsten Bilder scheinen nichts zu kennen als Schlicht- heit und Frömmigkeit. Georges Rouault ist deswegen weder Peintre naif noch Maitre populaire. Er ist Enkel der Bretagne, doch Sohn der Großstadt. « De Paris mon pays, si je suis bien peu sorti, ne m’en vante ni n’en sanglote », bekennt er zu Beginn der « Soliloques », und « Paris mon pays D'&tre un instant loin de toi Je me desespere>.... inmitten des Textes « l’Exode >». Das bretonische Erbgut ist ein Teil seines Wesens, nicht dieses ganz. Andere, vielleicht entscheidendere Ingredienzien, sind, was Paris dem Kind im Getriebe der Vorstadt, in Vater und Mutter, im Großvater, gegeben hat; das Handwerk des Glas- malers und die Berührung mit alten Glasmalereien, Zeugnissen einer der höchsten künstlerischen Leistungen Frankreichs; ein Jahrzehnt sorgfältiger Ausbildung an der Pariser Kunstgewerbe- schule und an’ der Kunstakademie; Lehre, Vorbild und väterliche Freundschaft von Gustave Moreau; der gefährliche und mühe- volle Kampf um die materielle Existenz, inmitten aller Reich- tümer anderer Art, die Paris dem ernsthaft Strebenden zu ver- geben hat; Sorgen und Trost in eigener Familie; die Beziehung zu Vollard, und die Verpflichtung zur Leistung vor diesem und dem eigenen Gewissen, zum Einklang von Lebensgang und Lebenswerk. Hinter und über allen diesen «Beiträgen» steht die einmalige Persönlichkeit als solche, mit ihren eingeborenen Gaben, ihrem Ingenium, ihrem Genis. W. Wartmann 51