hat und unvollendet vollendet geblieben ist; ein hintergründiges Stilleben, eines der ganz seltenen aus seiner Hand; auch einen roten Richtengel im Hochformat, an dem nichts mehr zu ändern er sein Wort gab. — Wie oft versprach er, was ihm sein künst- lerisches Gewissen zu halten nicht erlaubte! Der rote Engel war zunächst im dunkeln Raum wie eine herniederstürzende Flamme, die die fliehende Menge bedroht. Die Form erlitt in der Folge mannigfache Veränderungen. Der Engel ist an der selben Stelle stehengeblieben. Indessen wuchs er kubisch und gewichtsmäßig gewaltig, obschon er kleiner wurde. In einer einzigen merkwür- digen Schräge, in der Kopf, Schulter und Arme zusammengefaßt sind, endet nun der Block des teuflischen Boten gegen den irdi- schen Raum. Ist der Bote ein teuflischer? Das weiß man nicht. Man kann es vermuten. Denn auch im großen Gerechtigkeitsbild, das ihn stets von neuem zur Gestaltung reizte, bedeutet der rote Engel den Verdammungsboten. Gegen den Anfang des Jahres 1947 überfiel den Meister mitten ın der Arbeit ein Leiden, das ihn nicht mehr losließ und das seine unermüdliche, stets junggebliebene Schaffensfreude völlig Jlahmlegte. Er verließ nicht mehr sein Krankenlager. Seine Visio- nen fanden ihre Weiterführung in fiebrigen Träumen. Die Aus- stellung beschäftigte seinen hellen Geist bis zuletzt. Am 27. April erlosch das Leben des großen lieben und grundgütigen Men- schen. Seither ist eine größere Anzahl von Kohle- oder Kreideskizzen zu seinen Bildern zum Vorschein gekommen, die er stets vor jedem Besucher verbarg, als ob er sich dadurch zu viel vergäbe. In Wirklichkeit aber geben diese Entwürfe über Wesentliches Aufschluß. Niemals übten sie die Funktion von’ sogenannten „Kartons“ aus. Sie tragen nicht den Stempel systematischer Arbeitsweise. Es sind erste Niederschriften von Bildern, die eine E