Richard P. Lohse Die Entwicklung der Gestaltungsgrundlagen der konkreten Kunst Der Uebergang von der Abstraktion zur konkreten Gestaltung hat neue Möglichkeiten für die künstlerische Entwicklung ge- schaffen, welche in ihren Auswirkungen vorläufig nur schwer zu überblieken sind. Im gesamten der gegenwärtigen Situation der konkreten Kunst ist eine Konzentration sowohl im bild- nerischen Ausdruck des Ganzen wie im Einzelnen in der Rich- tung einer Vereinfachung festzustellen. Wenn wir den bild- nerischen Ausdruck und die Einzelformen der Konkretion der heutigen Zeit betrachten, werden wir feststellen können, daß im Gegensatz zur vielfältigen geometrisierenden Form der Abstrak- tion eine Entwicklung zur Typisierung stattfindet. Der Bild- ausdruck und die Formelemente haben eine bedeutende Ver- einfachung erfahren. Mit der Typisierung der Formelemente geht parallel eine Reduktion derselben. Früher war die Umwand- lung der Formelemente und die Veränderung des Themas wäh- rend des Arbeitsprozesses ein Ziel. Heute dagegen sehen wiır ein Fortschreiten von den differenzierten geometrisierenden Formen der Abstraktion, deren unbewußte Basis die Natur war, zu grundsätzlich neuen Problemen, welche durch die Faßbarkeit und Objektivierung der Bildelemente den gesamten Ausdruck von den expressiven Tendenzen befreit. Eines der Probleme unter vielen anderen, welche zu neuen Gestaltungsergebnissen führen wird, ist das Problem der objektiven Rhythmik innerhalb der konkreten Kunst. Die Rhyth- mik war bis zum Auftreten formgleicher Elemente weitgehend an die Bildorte des räumlich-illusionistischen Vorstellungs- inhalts gebunden, deshalb war in der Abstraktion nur eine peri- phere Entfaltung der rhythmischen Probleme möglich. Eine bewußte Erfassung und Entwicklung dieser Probleme war erst durch die Typisierung und die Schaffung formgleicher Elemente und der daraus resultierenden Gruppenprobleme im Bildraum möglich. Die Proportionsprobleme gleicher Formtypen weisen jedoch bereits auf diese Entwicklung hin. Als Gestaltungsform wird die Rhythmik in ebenso systematischer Art entwickelt wer- den, wie es die Entwicklung der objektiven Bildelemente als Mittel der Gestaltung zeigt. Mit der weitgehenden Vereinfachung und Typisierung der Bildelemente entstanden notwendigerweise die vielfältigen Pro- bleme der Bildgruppen. Diese künstlerischen Gruppenprobleme können durch differenzierte Möglichkeiten gelöst werden, durch