Die Künstler-Vereinigung Zürich ist der älteste Ortsverband bildender Künstler in Stadt und Kanton. Wenn sie immer bestrebt war, mit beiden Füßen im Alltag zu stehen, und kaum Zeit fand zurückzublicken, so kann sie immerhin ein Herkommen aufweisen, dessen sie sich, heute am fünfzigsten Jahrestage, gerne erinnert. Sie tut das mit Dank- barkeit einer Generation gegenüber, die uns vorangegangen ist und nach Kräften geleistet hat, was sie für gut fand, uns Nach- kommenden so Aufgabe und Weg zeigend. Dieses Sichfindenwollen, über beengende Schranken hinweg, mag schon gut zürcherische Art sein. Es war um 1895, als sich einige aufstrebende Maler ungezwungen zu einer wöchentli- chen Tafelrunde zusammenschlossen, zur Pflege der Geselligkeit und des Frohsinns. Diese Zeit der ersten Liebe muß eine über- aus glückliche gewesen sein. Doch der Ernst des Lebenskampfes meldete sich rasch. Zürich befand sich damals in einer unerhör- ten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Auch im Kunstleben wollten die bisherigen Formen nicht mehr genü- gen und drängten gebieterisch zum Umbau. Neben dem idyl- lisch-altväterischen, aber in Geist und Raum zu klein gewor- denen Künstlergütli tat sich, fast über Nacht, an der Talstraße das weltoffene Künstlerhaus auf. Nicht verwunderlich, wenn bei all diesem Geschehen unsere zukunftfrohen Künstler zu- gegen waren, aber auch nicht ruhten, bis es — wiederum in gut zürcherischer Art — zur versöhnenden Tat, zur Gründung der stattlichen Zürcher Kunstgesellschaft kam. 6