MEISTERWERKE AUS OESTERREICH Die Ausstellung im Kunsthaus in Zürich hat den Zweck, Werke der hohen Kunst aus den Staatlichen Kunstsammlungen Wiens zu zeigen. Es gibt zwar in Oesterreich viele bedeutende Bilder, Plastiken und Zeichnungen auch außerhalb unserer Hauptstadt, aber diese ist doch die wichtigste zentrale Sammelstelle europäi- scher hoher Kunst, ja eine der hervorragendsten auf der ganzen Erde. Wiens Kunstgut ist zu einem sehr großen Teil schon jahr- hundertealter Besitz. Aus den Schatzkammern des Mittelalters entwickelten sich in Europa in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts die sogenannten Kunst- und Wunderkammern, die neben den Werken der hohen Kunst auch das Kunsthandwerk, historische Gegenstände, wie etwa Stammbäume, Münzen ete,., ferner auch Objekte der Natur enthielten, welch letztere meist durch phantasievolle, künstlerische Fassungen auch zu Kunst- werken umgestaltet wurden. Wie damals neben der Astronomie die Astrologie lebhaftem Interesse begegnete, so finden sich in den damaligen Sammlungen neben den gewöhnlichen Objekten der Natur eine Fülle von Kuriositäten, wie Mißgeburten, Alraunen, Einhorn-Hörner und anderes. Wenn auch die Auf- fassung der Welt eine wesentlich andere war als heute, war dennoch dieses „Theatrum Mundi“, wie es damals auch genannt wurde, die Grundlage unserer Museen: im Laufe der Zeit ent- wickelten sich die einzelnen Gruppen von Gegenständen zu selb- ständigen Sammlungen, zuerst die Gemäldebestände zu Galerien. Oesterreich hatte in jener Zeit drei Sammler von internationaler Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es Erzherzog Ferdinand von Tirol, der Gatte Philippine Welsers, der im Schloß Ambras bei Innsbruck eine Rüst- und Wunderkammer 13