So ist für unsere Ausstellung, wenn diese schon als ein Spiegel, mehr indirekt, und da und dort vielleicht leicht ver- färbt und verstellt, das Zeitbild uns übermitteln soll, dem Pestalozzi Aug in Auge gegenüber stand, das erste Thema das Bild des Menschen seiner Zeit: das Bildnis. Der Mensch als Gefäß höherer Werte, als Träger auch der geistigen Würde seiner Zeit, frift vor uns in den beiden alle- gorischen Doppelbildnissen des alten Johann Caspar und des jungen Johann Heinrich Füßli. Bald wird vom Bildnis aber anderes verlangt, es soll weniger über den einzelnen Men- schen hinaus weisen, ihn nur in der Erscheinung seiner selbst erfassen. Drei Meister solcher bürgerlicher Bildnisse bestim- men in den zwei Hauptsälen den Klang der Ausstellung: Der in der Kaiserstadt beinahe zum Wiener gewordene Schwabe Oelenhainz, der die Zürcher Damen und Herren in die Atmosphäre eines etwas verantwortungslosen und etwas ge- dankenlosen, eleganten Halbadels einhüllen möchte; der in Dresden nicht zum Höfling und Deutschen gewordene Winter- thurer Anton Graff, der als guter und weltoffener Schweizer seine Leute rasch und kühl ins Auge nimmt und nicht mehr losläßt; und der Gebirgler Diogg, ein „Zögling der Natur”, weniger beweglich, mit noch etwas weniger malerischer Phan- tasie bedacht als Anton Graff, doch eben so aufrichtig und unbestechlich. Die drei sind umrahmt von Vorläufern und Zeit- genossen, wie der alte und der junge Füßli, mit Dälliker, Wyrsch, Tischbein, Speisegger, Susette Hirzel, und von Nach- folgern, wie Oeri, Reinhart, David Sulzer. Der Mensch ist doch nicht das alleinige Ziel des mensch- lichen Interesses. Neben ihm, vielleicht vorerst noch in der zweiten Linie, steht als sein wohlig belebter Wohnort, bald als Zufluchtsort vor der Nähe des Menschen, als menschen- ferne Einsamkeit, im Bild verkörpert durch die Land- schaft, die Natur. Auch sie ist im Anfang, wie bei Gehner und Bullinger, noch gesättigt auch mit gedanklichem Gut. Bei Pestalozzi 12