reich die Regierung und ihre französische Schutzmacht zu be- drohen schien. Sommer und Herbst brachten denn auch bald vor Zürich zu heftigen Gefechten und entscheidenden Schlachten Armeen der Oestereicher, Franzosen und Russen, und noch das Jahr 1802 zu nächtlicher Beschießung eine eid- genössische Exekutionstruppe. Salomon Landolt und Conrad Gebßner beleuchten in der Ausstellung diese Seite des Zeitalters von Pestalozzi, beide zu nah an der politischen Bedrückung und dem wilden sol- datischen Getriebe, als daß sie hätten Anlaß finden oder nehmen wollen, es heldisch zu idealisieren. „Ich bin partetisch fürs Volk”, sagt Pestalozzi; oder: „Schon lang, seit meinen Jugendjahren, wallte mein Herz wie ein mächtiger Strom einzig und allein nach dem Ziel, die Quellen des Elends zu verstopfen, in die ich das Volk um mich her ver- sinken sah"; oder: „Ich wollte durch mein Leben nichts als das Heil des Volkes, das ich liebe und elend fühle, wie wenige es elend fühlen, indem ich seine Leiden mit ihm trug, wie sie wenige mit ihm getragen haben.” Von diesem durch Krieg und Brand und Requisition ge- quälten und beraubten Volk zeigen die Maler der Ausstel- lung nicht viel. Sie und die Menschen, welche sie schildern und für die sie malen, scheinen ein Dasein in der milden Luft persönlicher Geborgenheit unter ihresgleichen oder im Frieden einer unverstellten Landschaft mehr wert zu schätzen, als die Mühe der Selbstbehauptung im harten Licht und vor den Forderungen des Tages. Reflexives oder bewußhtes Aus- weichen vor der „Größe der Zeit"? Streben auf Umweg nach Gegen- und Gleichgewicht im andrängenden Chaos? Kaum. Sondern herkömmliches und natürliches Verhalten der Durch- schnitflichen und Vielen im Gegensatz zum Verhalten der Ueberragenden und Wenigen. Das Genie Pestalozzi ist in Mehrzahl nicht denkbar, ein Maler wie Heinrich Füßli auch nicht. Pestalozzi und Füßli, 15