straktesten Gleichnis. Könnte man sich also überhaupt ein Ge- biet denken, in dem für heutige und künftige Kunstentwicklung mehr Nährstoff vorhanden wäre? Und muß man da nicht in jedem Dorf und vor jedem Gehöft immer wieder an den Aus- spruch Cezannes denken, daß die Kunst eıne Harmonie sei, die zur Natur parallel verlaufe? Denn in der rumänischen Volks- kunst wird nicht einfach «wiedergegeben» oder nach dem Vor- bild der Natur abgeschrieben. Der Mensch antwortet der Schöp- fung in der ihr verständlichen Sprache, allein auf seine Weise. Wo aber das sonst Alltägliche so sehr Kunst ward, so leben- dig seinen eigenen Ausdruck und Umriß überspielt und doch in unverrückbaren Farben, Strichen und Flächen faßbar bleibt, war auch für die byzantinische Kirchenkunst fruchtbarer Boden vorhanden. Wer die in entrückter Einsamkeit auftauchenden Klosterkirchen der Bukowina mit ihren freskenbedeckten Außen- mauern nicht kennt, wer die alte Fürstenkirche von Curtea de Arges, diesem rumänischen Ravenna, niemals sah, vermag auch nicht entfernt zu ahnen, was für Pfade großer Kunst von der Malerei der Kahre-Dschami Konstantinopels nach Rumänien führen und wie herrliche Kostbarkeiten hier weit jenseits volk- reicher Straßen liegen. Die Anfänge der neuen bildenden Kunst des rumänischen Volkes ragen erst im zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts aus dem noch nicht ganz ausgeprägten Kulturgesamtbild städ- tischer Gesellschaftsschichten. In den Anläufen ihres Beginnes gibt es freilich kaum eine Beziehung zur Volkskunst oder zur alten byzantinischen Malerei, obgleich die ersten westeuropäisch anmutenden Staffeleibilder von Kirchenmalern herrühren, die ihr im Ausland geschultes Können nun in den Bildnissen der Reichen zeigen.