Die «diskrete Haltung» mancher alter, und meist auch seltener, Drucke kommt nicht von der Hand des Künst- lers allein. DIE AUSSTELLUNG Hiroshige lebt von 1797 bis 1858, Eugene Delacroix von 1798 bis 1863. Man denkt auch noch an Daumier, 1808—1879. Der Maler Delacroix und der Maler Hiro- shige, der Zeichner Hiroshige und der Zeichner Daumier sind nicht vergleichbar. Die beiden Westländer und der Asiate wissen nichts voneinander, können voneinander nichts: wissen. Eher hätte noch Hiroshige von Delacroix etwas vernommen als Delacroix von Hiroshige. Denn seit 1637 ist das ganze große japanische Reich dem Ausland streng verschlossen, nur in der einen Stadt Nagasaki dür- fen chinesische und holländische Kaufleute wohnen und sich betätigen, und diese bringen den Mitgliedern der Malerkolonie in Nagasaki gelegentlich Zeugnisse west- licher Kunstübung, freilich fast ausschließlich in Form von niederländischen Kupferstichen, die dann, wie über- liefert wird, von den Japanern in Nagasaki Strich um Strich studiert und kopiert werden. Nach Europa aber gelangen japanische Holzschnitte nur zufällig und neben- bei über holländische Häfen als Packpapier für Tee und andere Warensendungen. Im Todesjahr von Hiroshige, 1858, wurde zwischen England und Japan der erste Vertrag über die Oeffnung bestimmter Hafenstädte auch für die Engländer abge- schlossen. Vereinbarungen mit andern europäischen Mäch- ten und auch mit Amerika folgten unverzüglich, und innert weniger Jahre erschloß sich Japan rückhaltlos der westlichen Welt. Angehörige und Begleiter der militä- risch-diplomatischen Missionen der Uebergangszeit brach- ten genauere Berichte und Dokumente auch über japa- 91