Fertigfabrikaten. Das Drama des Lebens bringt für den Künstler die Schöpfung hervor als Gleichnis, und immer wie- der erhebt sich der Geist in die Ueberwirklichkeit — auch dann, wenn ich meinte, ein großer Realist zu sein. — Wir Künstler sind .die wahrhaft irrenden Ritter, die mit Kraft Irrtümer begehen und Abenteuer durchstehen, um das Leben in höherem Sinne wieder zu gewinnen. Dabei müssen die Windmühlen zur Wirklichkeit werden. Die Gespräche zwi- schen Don Quichote und Sancho, in denen sie über das «Ver- rücktsein an sich» der fahrenden Ritter debattieren, sind denen gleich, die wir in unserer Jugend über Vart pour l’art oder Malerei-Nichtmalerei führten. Heute interessieren mich andere Dinge. Mir ist jeder kristallklare Ausdruck wertvoll, der aus der Not entspringt und nicht aus einer Gefühlsduselei oder aus intellektueller Dürftigkeit. — Wir Alemannen haben andere Voraussetzungen als ein Pariser oder ein Berliner. Diese haben durch die Großstadt eine gewisse Intelligenz und Frühreife, wo wir, landschaftlich gebundene Menschen, viel langsamer zu diesen Erkenntnissen kommen. — Das höchste Glück für den wahren Künstler scheint mir in dem bewußten und präzisen Formulieren der eigenen Emp- findungen und Ergriffenheiten zu liegen. Das heißt also eine klare Rechnung und darüber hinaus ein fließendes Können, das in jahrelangem Ringen erworben wurde, das sich aber immer den Eingebungen und Klarheiten unterordnen muß. Alles ist Gesetz, und die Freuden sind das zum Klingen gebrachte Ge- setz. «Es» muß malen — aber das «Es» ist entsprechend der Summe der vorausgegangenen Arbeit. — Manchmal komme ich mir vor wie ein Schwerarbeiter, der die Lasten nur tragen kann, weil er den Wunderglauben des Kindes bewahrt hat. Da- durch ist ein Ausblick geschaffen ins Unendliche, und das Alt- werden wird zur Verjüngung. — Das Kunstwerk soll streng sein wie eine Maschine, die richtig funktioniert, und ewig wirkend wie ein perpetuum mobile. Alles übrige ergibt sich aus der Dichtigkeit des Hand- werks. Es müssen freilich große Pläne da sein, und wie mir scheint, ist das ganze Leben wie eine große Komposition, die — 11 —