Neben dem einmal in seiner natürlichen Ordnung vollständig ausgebreiteten Werk wird auch die Figur des Meisters im volleren Licht stehen. Heute ist sie noch an der Basis am stärk- sten beleuchtet. Ueber sein Zürcher Erbgut und seine Anfänge in Zürich und England sind wir dank seinen Freunden und sei- nen Briefen an sie einseitig, aber reichlich orientiert. Es ist eines der großen Verdienste des Federmannschen Buches, daß es die Briefe des Zürcher Lavater-Archivs und Hinweise auf weitere, wo solche bisher vorliegen, sammelt. Für Rom hat Federmann die künstlerisch bedeutungsvolle Verbindung mit dem Schweden Sergell, dem Dänen Abildgaard aufgedeckt. Ueber den Verlauf von Füßlis Berührung und Auseinander- setzung mit der Antike und der italienischen Kunst, die Er- wahrung vor den Meistern selber dessen, was ihm bis dahin erst in Büchern und unterschiedlichen Reproduktionen über sie zugeflossen war, würden wir gern recht viel wissen. Winckelmann, dessen Name im Vaterhaus und bei dem jungen Füßli so oft wiederkehrt, mag ihn wohl, wie Bodmer, eine Zeit geleitet und begleitet haben, bis er über ihn hinweg greift und mit der eigenen Hand aus den Quellen schöpft. Die Worte, die Goethe in wechselnden Graden der Empfäng- lichkeit für die Füßlische Natur über ihn gesprochen, die Zei- len, die er geschrieben hat, sind zusammengetragen. Von Füßli über Goethe ist bisher nichts überliefert. Die Zürcher Ausstellung zeigt, daß er mit „Faust” sich beschäftigt, der Katalog der Royal Academy verrät, daß er um 1805 eine „Braut von Corinth"” gemalt hat. Es ist nicht wahrscheinlich, daß im Werk von Füßli nicht noch andere und deutlichere Zeugnisse von gegenseitigen, nicht nur von Goethe aus ein- seitigen Beziehungen stecken. 47