Füßlis „Leben” von Knowles ist eine so treuherzig ehrliche Chronik, voll nahrhafter Anekdoten und Tatsachen, daß es schon längst, zusamt den „Schriften” und den „Aphorismen”, in guter Uebersetzung ein Zürcher Hausbuch sein könnte. Seine Stubenwärme und der nach gewissen Seiten geschlos- sene englische Horizont schließen aber auch Fragen aus, die uns beschäftigen. Wir erfahren, wie Füßli zu dem verhältnis- mäßig engen Kreis von Engländern steht, mit denen er freund- schaftlich verkehrt, und wie die und jene englische Persönlich- keit sich über ihn geäußert hat. Ueber seine eigene Stellung- nahme zu England und den Engländern in einem weiteren und tieferen Sinn, und seinen Platz in ihrer Mitte vernehmen wir nicht viel. Unsere Vorstellung von der Art, der Stärke und dem Ort der Resonanz seiner Kunst, und seines Wirkens als Dozent an der Royal Academy, bleibt etwas im Ungefähren und Allgemeinen. Wo ist Fühli verwurzelt? Ist er der „Schwei- zer in der Fremde”, in dem unbestimmten Raum zwischen Heimatland und Gastland, wie er zeitlich und geistig rittlings, „a cheval”, über dem 18. und dem 19. Jahrhundert sitzt? Diese Scheide ist, wie die andere nicht eine nur geogra- phische, nicht eine Unterscheidung nur des Kalenders, und die Frage stellt sich, was für einen Mann ihrer Zeit die zwei- mal zwei Jahrzehnte 1780—1800 und 1800—1820 in ihrer Verschiedenheit wiegen. Es ist überliefert, daß Füßli in England den aus Schaffhausen gebürtigen Goldschmied und Emailmaler Georg Michael Moser gekannt hat, und seine Tochter, die Blumenmalerin Mary (1744—1819). Moser ist Mitbegründer der Royal Aca- demy, ihm und der Tochter wird die Ehre der Aufnahme in den englischen Adelsstand zuteil. Reynolds erhob in seiner 43