5 nicht einem elenden ästhetischen Distraktionstrieb, son dern dem uralten vitalen Bedürfnis des Intellekts nach Befreiung aus dem trügerischen und langweiligen Para dies der fixen Erinnerungen und nach Erforschung eines neuen, ungleich weiteren Erfahrungsgebiets, in welchem die Grenzen zwischen der sogenannten Innenwelt und der Aussen weit (nach der klassisch-philosophischen Vor stellung) sich mehr und mehr verwischen und wahr scheinlich eines Tages (wenn präzisere Methoden als die öcriture automatique gefunden sind) völlig ver schwinden werden. In diesem Sinne konnte ich wohl ohne Prätention eine Folge von Tafeln, auf denen ich eine Reihe von optischen Halluzinationen mit grösst- möglicher Präzision festgelegt hatte, als „Histoire na turelle“ bezeichnen. Die revolutionäre Bedeutung dieser erstlich vielleicht absurd anmutenden Naturbeschreibung wird vielleicht deutlicher dadurch, dass analoge Resul tate aus der modernen Mikrophysik vorliegen. P. Jordan stellt als Resultat einer Messung an einem kraftfrei bewegten Elektron und nachheriger Messung des Orts fest: „Aber dieser Unterscheidung (von Aussen- und Innenwelt) wird eine Hauptstütze entzogen mit der experimentellen Widerlegung der Vorstellung, dass in der Aussenwelt Tatbestände vorliegen, welche unab hängig vom Beobachtungsprozess ein objektives Dasein besitzen.“ Wenn man also von den Surrealisten sagt, sie seien Maler einer stets wandelbaren Traumwirklichkeit, so darf das nicht etwa heissen, dass sie ihre Träume abmalen (das wäre deskriptiver, naiver Naturalismus), oder dass sich ein jeder aus Traumelementen seine eigene kleine Welt aufbaue, um sich in ihr gütlich oder boshaft zu gebärden (das wäre „Flucht aus der Zeit“), sondern dass sie sich auf