Künstler holt bei diesem Verfahren mit dem stählernen Schaber aus der mit dem Granierstahl gleichmäßig auf= gerauhten Platte durch Dämpfen und Auspolieren der Körnung die Zwischentöne und die Lichter, damit Model= lierung und Zeichnung in einem heraus, soweit er nicht auch noch mit dem Stichel oder der kalten Nadel nach= arbeitet. Kempter und Heinrich Müller haben die alt= väterische, oft in leerer Manier entnervte Aquatinta für neue, kräftigere Wirkung autgenommen. Eine aparte Spe= zialität sind die Steinradierungen von H. Fischer in faden- dünner Zeichnuns. Die an Zahl überwiegenden Radie- rungen in kalter Nadel oder in Ätzung sind mehr oder weniger offen, leicht oder schwer, von dem reinen Umriß bei Hug und Geiser bis zu den eng schraffierten und tief geätzten Blättern, in denen das Geflecht der Striche und der Schleier des Plattentons dominieren. Unter den Blättern in Hochdruck fehlt völlig der klassische Linienschnitt. Auf den meisten der gelegentlich recht an= sehnlichen Formate stoßen schwarz und weiß ungebrochen in großen Flächen aneinander. Es ist eine Sprache in Ab= kürzungen und Einsilbiskeit, der neue Flächenholzschnitt wie vor allem Vallotton und Munch ihn für uns ausgestaltet haben. Kaum, daß da und dort für Gesichter und Land= schaften in kräftigen Schraffen etwas Binnenzeichnung ein= gelest wird. Eusen Früh lockert im Holzschnitt das Schwarz= Weiß wie in seinen Pinselzeichnungen. Püntener und Paul ‚Osswald schneiden umgekehrt und drucken in gleitenden weißen Umrissen auf schwarzem Grund. nd