Die drei Bildnisse der Ausstellung entstammen dem engsten Lebenskreis des Meisters. Das Selbstbildnis, ein Kopf nur, anschei- nend ein Ausschnitt, dem nachträgliche Anstückungen auf allen Seiten etwas mehr Raum zu geben suchen; Robaut führt es ein als Werk und Bild des fünfundzwanzigjährigen, Escholier sieht in ihm den reifen Mann und legt es fünfzehn Jahre später. Der Kopf von Chopin gehört zu einem Doppelbildnis mit lebensgroßen Figuren: Chopin sitzt im Atelier von Delacroix am Klavier, die Hände auf den Tasten, das Antlitz lauscht auf die Klänge; hinter ihm, wie er im Banne der Musik, etwas erhöht, die Schriftstellerin George Sand. Das Bild ist nicht fertig gemalt und von späteren Besitzern zerschnitten worden; die Partnerin von Chopin schmückt heute eine berühmte Sammlung in Dänemark. Die Frau im weißen Häubchen ist Jenny Le Guillou, jene Bretonin, die 1834 die Sorge um den Haushalt und die Person des Junggesellen übernahm; sein Schutzgeist nach den einen, nach andern sein böser Geist. Schon im Januar 1835 erfolgte bei Delacroix der erste Ausbruch des Kehlkopfleidens. Jenny er- schöpfte sich als unermüdliche Pflegerin, um dem angebeteten Mei- ster Lebens- und Arbeitskraft zu erhalten und verzehrte sich im Ehr- geiz um ihre Aufgabe und in Abwehr gegen die Menschen, denen sie nicht die dem Zustand und der Arbeit ihres Herrn schuldige Rück- sichtnahme zutraute. Es wird dieser Frau zugestanden, daß die strenge Hut, mit der sie ihren Herrn umschränkte, ihm eine Reihe von Lebensjahren, der Menschheit unvergängliche Werke gesichert hat. Etwa mit 1850 setzen jene Bilder ein, in denen die Farben immer reiner in stiller Glut verschmelzen, die Einheit von Bild und Malerei zu absoluter Schönheit sich verklärt. Die Reihe geht in der Ausstellung etwa: Ariadne, Desdemona vor ihrem Vater (das funkelnde rot, das stille violett), Frauenraub durch Piraten, Der Löwenjäger, Sankt Georg (eher Roger und Angelika), Pantherjagd, Raub der Rebekka. Der 21