Bei weitem nicht so scharf wie die Abgrenzungen von einer Landesgegend zur andern, zeigen sich doch auch Stu- fungen innerhalb jeder Gruppe. Abgesehen von den Ein- wirkungen von Vernachlässigung und Gebrauch drängen sich bald Unterschiede in der Form und den verwendeten Mitteln auf. Im allgemeinen wird man dafür halten, dass die in der Schnitzarbeit und im Farbauftrag gepflegteren und in der künstlerischen Haltung geordneteren Stücke der guten handwerklichen Übung und der bedachtsamen Vertie- fung älterer Zeiten entsprechen. Die Frage der Chronologie an sich ist noch nicht gelöst. Da und dort liegen woh! Typen des 17. Jahrhunderts in Fassungen aus dem 128, hauptsächlich aber dem 19. und sogar dem 20. Jahrhundert vor, denen manche auch als Erfindung angehören. Seit mit dem Schneesport die neu- und alt-gierigen Städter nicht mehr allein im Sommer in die Täler kommen, da sonst die Masken in Schrank und Gerümpelkammer vergessen lagern, sondern auch in ihrer winterlichen Glanz- und Höhezeit, haben auch sie ihre Unschuld verloren. Die Selbstversorgung wird ersetzt durch modernen Import, das Selbstgemachte geht verloren oder wird verhandelt. In Kippel gibt heute der Berner Maler Albert Nyffeler den Lötschentaler Sennen und Bauern Anleitung zur Anfertigung von Lötschentaler Masken für den Verkauf. Dabei sind die nachweisbar neuesten Stücke in jedem Sinn die wüstesten — «Wüst» darf, ja muss eine Larve ja sein — und hand- werklich die primitivsten, die man antrifft. Die Lötschen- taler Wand der Ausstellung im Zürcher Kunsthaus zeigt auch hiefür einige Proben. Nachhaltiger und tiefer in der Wirkung als die zuerst stets überraschenden physiognomischen Typen und Einfälle sind in der Ausstellung, wo sie vorhanden sind, die rein plastischen Formen der Masken. N 5 W. Wartmann