Hans Brühlmann wurde am 25. Februar 1878 im Hause seiner Groß- eltern von mütterlicher Seite im thurgauischen Amriswil geboren. Der Großvater Sallmann hatte hier als deutscher Flüchtling eine noch heute blühende Textilfabrik gegründet. Seine Tochter lebt im Andenken ihrer Verwandten als Frau von überragender Herzens- und Geistesbildung und starker dichterischer Begabung. Die Großeltern Brühlmann waren schwei- zerische Bauern, der Vater zuerst Pfarrer in Egelshofen bei Konstanz, dann in Rheineck, seit 1888 in Ebnat im Toggenburg. Wer dem Sohn etwa in der Kantonsschule in St. Gallen oder später in Paris begegnete, mochte wohl den Eindruck eines schwerblütigen, von Schleiern des Mißtrauens und der Melancholie umwobenen jungen Mannes in sich aufnehmen. Es gibt Leute, die erklären, sie haben ihn nie lachen sehen, andere melden freilich, daß er auch recht von Herzen habe froh sein können. Die Eltern begleiteten die Regungen und Wünsche des jun- gen Künstlers mit etwelcher Unsicherheit. Das Leben legte ihm wenig Teppiche vor die Füße: Immer wieder steht aber an Wendepunkten ein Freund, der dem Bedrückten aus Niedergeschlagenheit und Not den Aus- weg weist und das Vertrauen in seine Berufung teilt und stärkt. Aus kümmerlicher Brotarbeit in einer Glasmalerwerkstätte in Ham- burg reißt ihn ein Appell von Alfred Lichtwark an das Pfarrhaus im Toggenburg. Der Vater gibt sein Einverständnis zum Eintritt in die Stutt- garter Kunstakademie, im Jahre 1902. Hier findet er im Grafen von Kalck- reuth einen würdigen alten Professor und Lehrer und junge Studien- genossen in Hermann Haller, Karl Hofer, Emil Rudolf Weiß. In der Schweiz nahmen ältere Freunde an seiner Arbeit Anteil, das Ehepaar Schwarzenbach-Fürst in Kilchberg auf Grund von Beziehungen, die schon zu den Großeltern im Thurgau bestanden hatten, und ein Pfarrer Majeux im Kanton Bern. Seine Besuche am Zürichsee und im Berner Mittelland Jassen im Werk ihre Spur. Die Malerei, wie sie in Stuttgart verstanden und geübt wurde, zwischen Jugendstil und Neuromantik, entsprach im Grunde aber seinem Wesen und seiner Vorstellung nicht, und was er wohl empfand und ahnte, ver- mochte er nicht zu seinem eigenen Genügen zu gestalten. Die Lösung aus dieser Befangenheit brachte in einem Tiefpunkt des Zweifels, ja der Ver- zweiflung, der Eintritt Adolf Hölzels in die Nachfolge von Kalckreuth. Die Gattin erzählt, wie der von Brühlmann durchaus nicht freundlich erwartete, als Dachau-Münchener Maler fatal belastete Wiener in ihrer Anwesenheit das Atelier betritt mit der Versicherung, er habe die letzte Münchner Glaspalast-Ausstellung wegen eines einzigen Bildes zehnmal besucht und dieses Bild sei von ihm, Hans Brühlmann, gewesen. Er habe keinen Anlaß, sich aufzugeben; soweit er es vermöge, werde er, Hölzel, wenn er ihm helfen könne, zur Stelle sein und ihn in den Kontrapunkt Da ai“