Vor einigen Jahren ist in Zürich der Versuch gemacht worden, diese besondere und höchste Form der Plastik, die Freifigur in ihrer Beziehung zum Bauwerk, zur stillen Natur und zum kreisenden Leben, und das Wandbild mit seinen mannigfaltigen Aufgaben in je einer Ausstellung dem Auge und dem Bewußtsein eindrücklich nahezubringen; die Bildhauerei im europäischen, die Wandmalerei im schweizerischen Rahmen. Die freundliche Seebucht, die die Stadt umkränzt, war 1931 einen Sommer lang Ausstellungsgelände ohne Hecken und Zäune, für jedermann, geschmückt mit Bildwerken ausländischer Meister bis aus Skandinavien und Finnland; und ein- bezogen waren in diese Ausstellung alle im Lauf der Zeit, beson- ders der allerletzten Jahre in Zürich entstandenen Denkmäler, Bau- plastiken, Brunnen- und Gartenfiguren. Im Jahre 1934 wurden im Zürcher Kunsthaus gegen 300 Entwürfe zu Wandgemälden schweizerischer Künstler vereinigt, die Aus- stellungsbesucher durch besondere Verzeichnisse zu allen in Zürich in Schulen, Amtshäusern, Kirchen, Friedhöfen, Gast- und Wohn- häusern ausgeführten Wandbildern geleitet und über die Werke lebender schweizerischer Wandmaler in andern schweizerischen Städten unterrichtet. Es zeigte sich dabei, wie fruchtbar das Wirken einzelner Persönlichkeiten, wie eines Ferdinand Hodler als schöpfe- rischer Künstler, und eines Architekten wie Karl Moser als schöpfe- rischer Auftraggeber an Bauten wie dem Zürcher Kunsthaus und der Zürcher Universität, in kurzen Jahrzehnten schon in die Breite und Tiefe gedrungen war. Gegenüber der kämpferischen Strenge eines Hodler hatten glückliche neue Funde dem Wandbild formal die vielfältigen Möglichkeiten gebracht, welche der Ausdehnung des Anwendungsbereiches entsprachen. Daß diese Bewegung in der Schweiz heute besonders ausgeprägt ist, mehr vielleicht als in andern, größern Ländern, beweist die Über- nahme der Schweizerischen Wandmalerei-Ausstellung im Jahre 1935 durch verschiedene deutsche Städte und ihre lebhafte Aufnahme. Die unter dem Vortritt Hodlers in Wien vereinigten schweizerischen Künstler der Gegenwart vertreten diese besondere schweizerische künstlerische Gegenwart. Hinter den in den Sälen abgelöst und ent- wurzelt stehenden Figuren stehen ihre Geschwister, die in der Schweiz architektonisch und landschaftlich gefaßt für eine bestimmte Stelle