dende Kunst in seinem Wesen liegt. Ein gewisser Trost und Ausgleich für den Verzicht auf manches, was in Paris zu sehen war, mochte darin gefunden werden, daß Oesterreich und die Schweiz ja alte Nachbarn sind und ein Austausch hin und her schon früher auf andern Wegen sich abgespielt hat und weiter sich vollzieht, als einzig durch so seltene Veranstaltungen wie eine derartige Aus- stellung. Während Jahrhunderten erfüllten sich die gegen- seitigen Beziehungen freilich nicht im friedlichen Aus- tausch von Kulturgütern. Ueber dem rechten Aareufer, eine Stunde oberhalb Brugg, lievt die um das Jahr 1020 vom Grafen Radbod erbaut? Habsburg. Generationen mühen sich nach ihm auf der Burg zielbewußt um die Mehrung eines vorerst be- scheidenen Besitzes von Land und Untertanen. Aussterben und finanzieller Niedergang anderer Dynastengeschlechter auf dem Boden der heutigen Schweiz, der Herzöge von Zähringen, der Grafen von Lenzburg und Kıburg, geben ihnen dazu Gelegenheit. Ein Albrecht (gestorben 1199) ist Graf im Zürichganu und Landgraf im Elsaß, dessen Sohn Rudolf der Alte (bis 1232) Reichsvogt der Wald- stätte. Sein Enkel Rudolf IIT tritt 1240 ein schon ansehn- liches Erbe an und wird in wenigen Jahrzehnten der mächtigste Herr in Schwaben. Nach seiner Wahl zum deutschen König im Jahr 1273 nimmt er, weit nach Osten ausgreifend, für seine beiden Söhne die Länder Oester- reich, Steiermark Krain und die Mark. Die Habsburger werden damit erbliche Herzoge von Oesterreich und große Reichsfürsten. Die schweizerischen Gebiete Aargau, Zürichgau, Thurgau, Luzern, Zug, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Freiburg bleiben aber ihr Stammland. In Brugg und Baden halten sie noch lange ihre Heerlager, wenn sie zu einem Zug gegen unbotmäßige Untertanen und Nach- barn sich rüsten, und ir Königsfelden bei Brugg ist bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts ihr Erbbegräbnis. Die 1330 von der Königin Agnes von Ungarn fertig gestellte Klosterkirche mit ihren Fresken und großen Glasgemälden von 1315—1330 steht als Denkmal des mittelalterlichen Oesterreich auf schweizerischem Boden allein.