dings unter wesentlich günstigeren Bedingungen, hatte Oesterreich die schwere Aufgabe der Grenzmark des Abendlandes zu erfüllen, als es den Osmanen gelingt, nach der Eroberung des Balkans auch den größten Teil Ungarns zu besetzen. Zweimal, 1529 und 1683, belagerte ein türkisches Heer Wien. Als nach der letzten Belage- rung die kaiserlichen Heere die Osmanen bis hinter die Grenzen der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monar- chie zurückdrängten, war die Ostmarkaufgabe endgültig erledigt. Der Donauraum wurde kulturell und politisch organisiert, aus den Erbländern der Casa d’Austria wurde allmählich das Kaisertum Oesterreich, später die Oester- reichisch-Ungarische Monarchie, nach deren Sturz zwar jede politische Bindung schwand, aber die durch ein Jahr- tausend bestehenden kulturellen Beziehungen doch nicht ganz gelöst wurden. Diese Stellung Oesterreichs und Wiens im besonderen im Gefüge der Völkerwelt des östlichen Mitteleuropas brachte es naturgemäß mit sich, daß es der Vermittler abendländischer Kultur und Kunst für den Donauraum wurde, daß es das, was es vom Westen und Süden über- nahm, zu einer eigentümlichen und reizvollen Kunst und Kultur verarbeitete und getreulich nach dem Osten weitergab. Die Beziehungen zu Deutschland sind selbst- verständlich, Staat und Kultur sind ihrer Grundlage nach ja deutsch. In vielen Zeiten war die Verbindung mit Italien fast ebenso stark. Sie ist seit der Völkerwande- rungszeit niemals unterbrochen worden, spielt besonders für die österreichische Kunst vom 14. bis zum 16. Jahr- hundert eine große Rolle und wird schicksalhaft bei der Bildung unserer Barockkultur. Aber kaum weniger be- deutend ist die Beziehung zu dem französischen Kunst- kreis. Die kirchlichen Verbindungen des Mittelalters sind hier ebenso wichtig, wie spätere politische Bindungen. Kaiser Maximilian I. war der Erbe der Herzoge von Burgund und die jahrhundertelange Herrschaft der Habsburger in den südlichen Niederlanden hat einem Strom westlichen Einflusses die Tore geöffnet, der be- sonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr wirksam war.