hier entwickelt. Nach den Stürmen der Völkerwande- rungszeit wurde das Land erst allmählich wieder der Kultur erschlossen. Hauptsächlich waren es die großen Abteien, welche die wirtschaftlichen und kulturellen Zentren bildeten und diese Bedeutung bis in das 19. Jahrhundert beibehielten. Die städtische Kultur ge- winnt erst im hohen Mittelalter an Bedeutung. Natur- gemäß sind die erhaltenen Werke der frühesten Zeit nicht sehr zahlreich, wenn auch von der karolingischen Zeit bis heute der Fluß der Entwicklung niemals unterbrochen wurde. Nach einer großartigen Spätblüte der romanischen Kunst hält in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Gotik ihren Einzug in Oesterreich. Von da an beginnt das Bild unserer Kunst sehr mannigfaltig zu werden. Die Menge dessen, was auf uns gekommen ist, beweist, wie reich das Schaffen dieser Zeit war, denn die Verluste sind ungeheure. Schuld daran sind nicht so sehr Kriege, als das Barock, dessen universal gerichteter Formwille vor der Vernichtung oder gänzlichen Umgestaltung des Vor- angegangenen niemals zurückschreckte. Das 14. Jahrhundert ist durch eine sehr bedeutende Monumentalplastik charakterisiert, die aber, ım Gegen- satz zur Holzskulptur, soweit sie sich erhalten hat, unmöglich auf einer Ausstellung gezeigt werden kann. Auch die Glasmalerei weist eine sehr hohe Blüte auf. Mit dem Ende dieses Jahrhunderts beginnt die gotische Tafel- malerei sich zu entwickeln. Eine Reihe bedeutender Künstlerpersönlichkeiten sind faßbar. Man kann an den ausgestellten Bildern diese Entwicklung, von noch mittel- alterlicher Gebundenheit bis zu der eindrucksvollen Aus- druckskunst der Spätgotik, in allen ihren Phasen ver- folgen. Zwei so gewaltige Künstler wie Michael Pacher und Rueland Frueauf d. Aeltere finden auf dem ganzen Gebiete der gleichzeitigen deutschen Kunst kaum eine ebenbürtige Parallele. In der Zeit Kaiser Maximilians I. beginnt die italie- nische Renaissance einzuwirken, zuerst durch Ueber- nahme einzelner Ziermotive. Die Grundlage des Stiles bleibt in den meisten Fällen noch der starke Ausdrucks- 10