kleinen Esel warten unbeweglich auf die Nacht. Im Hin- tergrund sind rote, verbrannte Berge, die sich in mächti- gen Ketten hinziehen und blau und blauer werden, bis sie sich im Himmel verlieren. Ich habe endlich wieder tiefer atmen können und kehrte heim mit dem Gefühl, etwas vom Schönsten erlebt zu haben, was je mir wider- fuhr. Ich war ausgesöhnt mit dem Zöllner, der mich da- behalten hat und dachte mit Verwunderung, daß sich der liebe Gott oft sonderbarer Helfer bedient, um einen auf den rechten Weg zu bringen. Ich hätte es dem nicht angesehen. Morgen sehe ich ihn wieder. Ich werde ihn freundlich grüßen. MARRAKECH, 3. Oktober 1936 Marrakech, als Stadt, ist lange nicht so schön wie Fez. Aber die Bevölkerung ist dafür interessanter. Es ist ein fortwährendes Kommen und Gehen von Menschen und Tieren und alles ist irgendwie ursprünglicher und wilder als im Norden. Unser Hotel liegt direkt am einzigen großen Platz, auf dem sich alles abspielt, was Menschen zusammenführt, das Geschäft sowohl wie der Müßiggang und das Vergnügen. Der Name des Platzes, Djemma el fna (Platz der Gewesenen) deutet schon darauf hin, daß er kein Ruheplätzchen für die Lebenden ist. Der Schlangen- bändiger — der Märchenerzähler — die Berber-Tanz- gruppen — Musikanten und Akrobaten — alle haben ihren Kreis von Bewunderern — die Kamel- und Esel- karawanen ziehen dazwischen über den Platz — von den schrillen Zurufen ihrer Führer angetrieben. Es herrscht ein Spektakel den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein. Müde noch von der Reise und all den phantastischen Ein- drücken dieses Tages sank ich am ersten Abend ins Bett und war wohl gerade im ersten Schlaf, als ich plötzlich — 6