18 Shichi Gari; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber: Heimkehr vom Muschelsammeln Ezakiya Wörtlich heißt Shichi Ebbe, aber es wird oft als Wort für Muschelsammeln an dem zur Ebbezeit trocken liegenden Strand gebraucht. Muschelsammeln ist seit alten Zeiten ein volkstümlicher Brauch, der in der Regel am Tag der tiefsten Ebbe Anfang April ausgeübt wird. Das Bild zeigt drei anmutige Mädchen, die bei der Rückkehr vom Muschelsammeln durch eine Frau mit einer großen Laterne empfangen werden. Ein Knabe stopft sich den Mund mit Reiskuchen. Das vorderste Mädchen trägt seinen Fang in einem Tuch, ihre Gefährtin legt ihr die Hand auf die Schulter, die dritte trägt auf dem Rücken ein Büschel Bambus- laub, das vermutlich ebenfalls Muscheln enthält. Im Hintergrund ragen die Masten von Fischerbooten. (95) 19 Ein Sommerabend; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber: ? Bekanntlich bestrebt sich die Ukiyo-e oder Genremalerei, von welcher der Farbholz- schnitt ausgeht, das Leben des breiten Volkes zu schildern. Die Ukiyo-e Künstler haben deshalb eine besondere Fertigkeit, in mannigfaltigster Weise die Sitten und Gebräuche des Alltags darzustellen. Das Bild bietet mit einem Blick auf einen Sommerabend einen charakteristischen Aus- schnitt aus dem Leben des Volkes zur Tokugawa-Zeit. Eine Frau sitzt auf der Bank eines Rasthauses unter der Laterne, die am Dachbalken aufgehängt ist und das Zeichen Hodo Yoshi „Bescheidenheit, oder gut und recht‘ trägt. In der Mitte steht eine andere Frau in leichtem Sommerkleid; einer Mutter, die ihr Kleines auf dem Rücken trägt, weist ein Knabe in der Lehrlingstracht der Tokugawa-Zeit den Weg. Als nächtliche Schattenfiguren erscheinen im Hintergrund weitere Personen und einige Hunde, noch weiter zurück ein Tempeldach und der Glockenturm des Kwannon-Heiligtums von Asakusa. (3) 20 Komagata no Asagiri; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber: Morgennebel in Komagata Sanoki In der goldenen Zeit der Tokugawa-Herrschaft war Komagata dank seiner Lage auf dem Westufer des Sumidaflusses und in der Nähe des großen Kwannon-Tempels von Asakusa eine wichtige Verkehrsader für das Hin und Her zum berühmten Viertel der Roten Laternen, Yoshiwara. Der dicke Nebel des frühen Morgens umhüllt Fußgänger, eine Kapelle und die ganze Gegend mit einem unbestimmten Zwielicht. Sänften werden rasch vorbeigetragen, deren Insassen zweifellos die Nacht im Yoshiwara in heiterer Gesellschaft zugebracht haben. Drei Frauen, die eine in gestreiftem Überwurf, die zweite mit einem Kind auf dem Rücken, die dritte ängstlich bemüht, ihr rotes Unterkleid zusammenzuraffen, schreiten durch die frische Morgenluft. (73) 21 Asakusa Ichi-no-Nigiwai; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber: Glanz des Asakusa-Marktes Ebirin Der Jahrmarkt auf dem Gelände des großen Kwannon-Tempels in Asakusa, der den Um- wohnern die Möglichkeit zum Ankauf der besonderen für die Neujahrsfeier notwendigen Gegenstände bieten soll, ist eine große Veranstaltung am 17. und 18. Dezember, Unzählige Menschen strömen auch aus andern Bezirken herbei, um sich am Glanz des Marktes zu weiden, an welchem viel Schönes zu sehen ist. Das Bild zeigt einen Teil des Balkons rund um den Hauptbau des Kwannon-Tempels von welchem drei Frauen auf das bewegte Marktleben hinabschauen. Sie haben ihre Ein- Q