134 Kachö Fügetsu no Uchi. Tsuki; — gez. Ichiyösai Herausgeber: Toyokuni gwa Eine der Schönheiten der Natur, Mond Bei keinem Volk zeigt sich eine so starke Neigung, sich in den Anblick des Mondes zu ver- tiefen, wie beim japanischen. Seit den ältesten Zeiten haben die Dichter in zahllosen Werken den Mond besungen, die Maler ihn gemalt, und bis heute haben sie dem Herzen der Nippon- Leute noch nicht Genüge getan. Sie sind immer noch durstig nach dem Genuß des Mond- scheins und lassen sich keine Gelegenheit entgegehn, sich ihn zu Gemüte zu führen. Das Bild zeigt eine herrliche Mondnacht über dem Garten einer Daimyo-Residenz. In der Mitte sitzt der edle Daimyo in einem graublauen Kimono mit Wappenzeichen. Er hält eine Shakuhachi-Flöte in der Hand und blickt nach dem Mond. Rechts steht eine schön gekleidete Frau neben einem Koto, links bindet eine Hausdame den Rollvorhang hoch, neben einem andern Musikinstrument. Der Daimyo und die beiden Frauen haben sich zum Triospiel vereinigt. (48) 135 Mimeguri no Yüdachi; — gez. Köchöro Kunisada gwa Herausgeber: Gewitterregen in Mimeguri : Tzuichi Die Aufgabe der Ukiyo-e oder Genremalerei ist die Darstellung des niederen Volkes, und Meister in ihr ist derjenige, der dieses möglichst natürlich malt. Fünf Frauen und ein kleiner Knabe sind plötzlich von einem Gewitterregen überrascht worden in der Nähe des Mimeguri-Heiligtums von Mukojima am Ostufer des Sumida- flusses. Weiter zurück beeilen sich andere Leute, vor dem Regen sich in Sicherheit zu bringen. Die hinterste Frau trägt zwei Regenschirme und Sandalen für jemand unterwegs vom Sturm bedrohten. Die beiden Frauen in der Mitte tragen reiche Kimonos mit Wappen- zeichen, wonach sie sicher zur guten Gesellschaft gehören. Die beiden vorderen Frauen sind nach Gebaren und Erscheinung niederen Standes und erstaunlich natürlich ge- zeichnet. (35) 136 Mukojima no Sakura Gari; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber: Spaziergang in der Kirschblüte in Mukojima Izuichi Mukojima, wörtlich „Die gegenüberliegende Insel‘, liegt malerisch im östlichen Teil des Sumidaflusses und ist weitbekannt durch die alljährliche Entfaltung der herrlichen Kirschenblüte. Über seine Schneelandschaft mag man sagen was man will, sie kann mit der mehrere Meilen weit am Ufer des breiten Flusses sich hinziehenden Blütenpracht nicht verglichen werden. Eine freundlich blickende Frau mit einem blau-weißen Kopftuch und einer Korbtasche in der rechten Hand, hält über ihrer linken Schulter eine rote Tengu-Maske. In der Mitte des Bildes halten zwei schöne junge Frauen ein Kind empor, das seine Händchen nach einer anmutigen Dame ausstreckt, die ihrerseits die Hände hebt, um es zu sich zu nehmen. Sie trägt ein sehr schönes tiefblaues Kleid mit Wappenzeichen und violettem Ohi. (112) 137 O-Hana-Mi; —- gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber: Spaziergang in der Kirschenblüte Tsujiokaya Das Bild zeigt rechts ein junges Mädchen in reichem violettem Kimono, ohne daß sie zu der wirklich vornehmen Klasse gehören müßte, vor einem Kirschbaum mit der Bezeich- nung Tama-Zakura oder „Juwelen-Kirschbaum‘‘, Die Frau in der Mitte, in einem eben- falls schmuckvollen Kleid, hat deutlich die Haltung einer Geisha. Die Inschrift am Baum hinter ihr lautet Waka-Zakura „Jugendlicher Kirschbaum“‘‘. Auf der Bank vor einer Teebude sitzt die Eigentümerin, deren Erscheinung ihrem Beruf entspricht, d. h. sie ist im volkstümlichen Stil gemalt, und wartet, die Tasse in der Hand, ob die zwei Frauen bei ihr eintreten werden, um sich auszuru*-- (94) ‚LCH.- + |