JAPANISCHE
HOLZSCHNITT
TRIPTYCHEN
KUNSTHAUS ZÜRICH
AUGUST 1936
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a3/280 ; 1936 0f02 Expl.S
KUNSTHAUS ZURICH
JAPANISCHE
HOLZSCHNITT-TRIPTYCHEN
DER UTAGAWA-SCHULE
XIX. JAHRHUNDERT
Beschreibendes Verzeichnis, 16 Tafeln
AUGUST 1936
l.
TIT
Ein schweizerischer Kunstfreund, Mitglied der Zürcher Kunstgesellschaft,
Herr Alfred Baur in Genf, hat sich entschlossen, dem Zürcher Kunsthaus
für einige Wochen einen Ausschnitt aus seiner Sammlung japanischer und
chinesischer Kunstwerke zu überlassen und ihm damit, abgesehen von dem
den Blättern innewohnenden künstlerischen Interesse — eine andere Art
von Jubiläumsspende — zu hoffentlich recht ansehnlichen Einnahmen aus
Eintrittsgeldern zu verhelfen. Die Ausstellung im Kunsthaus ist also sein
Geschenk.
Eine Besonderheit dieses Teils der Genfer Sammlung liegt darin, daß er
ausschließlich Holzschnitt-Triptychen aus einem verhältnismäßig engen
Zeitabschnitt umfaßt. Es sind mehrteilige Bilder, als solche konzipiert,
aber die Teile auf lose Blätter gedruckt, die oft genug durch den Markt
und die Käufer einzeln in alle Winde verstreut worden sind und nur mit
ausgedehnten, geduldigen Nachforschungen wieder haben aufgefunden
und zum ursprünglichen Ganzen vereinigt werden können. Zur Sicherung
für alle Zukunft hat der japanische Gewährsmann des Sammlers sie in der
durch die Komposition bestimmten Ordnung an einander gefügt und ein-
gerahmt. Die Kompositionsform des Drei- und Mehrblatt-Druckes stammt
schon von einem Meister aus der hohen Zeit des japanischen Holzschnittes,
von Okumura Masanobu, 1689—1768. Die hier vereinigten Drucke gehören
dem zweiten und dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Die Sammlung zeichnet sich weiter dadurch aus, daß der japanische Experte
Kumasaku Tomita in Kyoto für jedes Bild einen Kommentar vom }apa-
nischen Standpunkt aus aufgestellt hat. Es ist erstaunlich, wie viel wir
daraus für das ‚„‚Lesen“‘‘ dieser Bilder lernen können. Mit Auszügen aus den
in einer Art von Japan-Englisch verfaßten Texten versucht der Ausstel-
lungskatalog von ihrem sachlichen Inhalt was angezeigt erschien auch in
die deutsche Sprache herüberzunehmen, vielleicht auch etwas von dem
ihnen eigenen Ton und der besondern Lebensanschauung. Sie führen in
eine Welt. hinter der überall der Stolz eines Volkes auf seine große und
wechselvolle Geschichte und eine streng nationale Ethik steht.
Die Themen lösen sich rasch vom weiten Gebiet der älteren Mythen, Sagen
und Heldengeschichten, verweilen bei der Figur des schönen Genji aus
dem höfischen Roman der gelehrten Dichterin Murusaki Shikibu, um 980,
und gehen über zur Welt der großen Feudalherren, der Daimyos und ihrer
Gattinnen und Freundinnen, mit einer feinen gesellschaftlichen und geisti-
gen Kultur, die in Form von Empfänglichkeit für Dichtkunst, Musik und
die Schönheiten der Natur, wie Mondschein, Blumen, ruhende und bewegte
Landschaft, bald auch Eigentum der breiteren Massen wurde; zur Atmo-
sphäre der Teehausmädchen, und zum bunten Leben des geschäftigen
Volkes in seiner Häuslichkeit und in der freien Luft bei Arbeit und Ver-
gnügen.
Die Bilder sind Illustrationen derartiger literarisch oder durch allgemeinen
Brauch geprägter Stoffe und müssen vorerst von dieser Seite her ‚gelesen‘
werden. Ihr Inhalt ist die präzise Darstellung bestimmter Vorwürfe mit
allen ihren wichtigen und eher nebensächlichen Bestandteilen. Sie müssen,
wenigstens im Anfang, aus der Nähe und im einzelnen betrachtet werden,
nur über das gewissenhafte Buchstabieren der Zeichen für die Teile geht der
Weg zur Erschließung und Rundung des Ganzen. So ist (zeitlich) vor der
Gesamtwirkung des Bildes etwa das einzelne Kleidungsstück wichtig, das
stets wieder verschieden ist je nach der Aufgabe, die ihm zur standes-
mäßigen Charakterisierung seines Trägers auferlegt ist, und es stufen sich
die Gewänder vom einfach ruhigen Fluß der Linien zu neckischem Staccato
der lebhaften Muster, bis zu flammender Pracht. Wichtig ist jeder einzelne
Gebrauchsgegenstand, die Schale oder Vase in Porzellan, die Schachtel in
prunkvoller Lackmalerei, die schlanke Tabakpfeife mit dem zugehörigen
Gerät, die vertieften Metallgriffe an den Schiebewänden, das Arbeitsbesteck
einer Malerin, Eß- und Küchengeräte, die sauber abgestutzten Enden der
Strohbünde an den Bambushecken und -Geländern, die Flächen und
Fugen der hochschnäbeligen Hausboote und der leichten Mietjollen, die
gerippten Laternen; wichtig ein jeder der gefährlichen Plagegeister in einem
Bild wie der „„Edelsteinsucherin‘‘; die Tiere überhaupt: spielende und sich
balgende Hunde, Wildgänse auf nächtlichem Flug oder auf der Weide,
die kleinen Austerntaucher auf dem Wasser, krakelige Fledermäuse, der
eilige Kuckuck, Schwalben im Flug oder an ein Schriftband geklammert,
Fische und andere Meeresgeschöpfe im Wasser und auf dem Trockenen,
schwänzelnde Kaulquappen.
Ausdrucksvoll eindeutig ist der Gestus der Erwachsenen und der meist
überaus munteren Kinder. Er erwahrt sich in der schauspielermäßigen
Drastik der Krieger, in der Gemessenheit und Ruhe der hohen Herren und
Damen aus dem Daimyo-Stand, den gesuchten Posen der aufgeputzten
Kurtisanen, dem trippelnden Huschen der Geishas-Nachtfalter, im un-
gezwungen natürlichen Gehaben der einfachen Leute, im anonymen Ge-
wimmel der Frauenbäder und der frohen Menge am Strand. Die Land-
schaften leben, für sich genommen, meistens durch eine stille Weite, die
wir durchmessen und umspannen, wenn wir dem Blick derjenigen folgen,
[V
die im Bild sie vor und um sich haben. Den tiefen inneren Eınklang von
Figuren und ‚„unbelebter‘“ Natur erkennen und spüren wir am leichtesten,
wo Frauen mit Gräsern, Sträuchern, Blumen, Bäumen beisammen sind
und in der gleichen Schwingung wie diese stehen und sich regen.
Die Farben, die auch im Werden dieser Blätter am Schlusse kommen, sind
als letztes zu sehen und zu werten, als leichter oder prächtiger Schmuck
eines durch das gegebene Thema und die Zeichnung schon ganz um-
schriebenen Inhalts. Sie verschmelzen in ruhiger Harmonie oder stoßen
aneinander und wecken und nähren sich gegenseitig, doch dürfen sie das
Thema der Erzählung und die zeichnerisch so beredte Form nie übertönen
oder gar ersetzen. Die Bilder können zu großer dekorativer Wirkung
gelangen; nur dekoratives Flächen- und Farbenspiel sind sie weder nach
ihrem Anlaß noch ihrem Ziel. Sie sind Illustrationen, und nicht nach der
Fernwirkung von außen her, sondern vorerst in der genauen Betrachtung
von innen nach außen zu erfassen und zu genießen.
LE
Im Frühling und Herbst 1928 überließ ein Japan-Sammler aus dem
aargauischen Baden, Herr W. Boller, dem Zürcher Kunsthaus für eine
Ausstellung ‚„,‚Harunobu bis Hiroshige‘‘ eine der heutigen Darbietung ent-
sprechende Anzahl Blätter der klassischen Holzschnitt-Meister, die immer
wieder als Maß auch für die Künstler und Drucke des 19. Jahrhunderts
betrachtet werden. Wenn der bekannte Forscher Julius Kurth die damalıge
Ausstellung mit einem sehr anerkennenden Vorwort einleitete, so spottet
er an anderer Stelle über Kunisada, der heute mıt nahezu hundert Arbeiten
erscheint, als einen überaus fruchtbaren, doch eben so wenig vornehmen
Künstler mit einem Werk von großer Zahl wie großer Schwäche, schlechtem
Farbensinn und tiefem Formenverfall, während er Kuniyoshi an Kraft,
Erfindung und Phantasie überragend nennt. Nun ist ein Messen von
Japan-Holzschnitten des 19. Jahrhunderts an solchen des 18. deswegen
unergiebig, weil zwischen ihnen ein Unterschied nicht des Grades, sondern
der Art besteht.
Herr Boller hat sich auch jetzt wieder freundlich zur Verfügung gestellt,
für die Lesung und Übertragung der von Tomita nicht näher ange-
gebenen Künstler-Signaturen, die uns so wichtig sind, wie die von To-
mita getreulich registrierten Bildüberschriften und Herausgeberzeichen.
Die Frage der Eigenhändigkeit besteht beim Japan-Holzschnitt nur für
den Urheber der Vorlage; die Übertragung der Zeichnung auf den Stock,
ihr Schnitt und der Druck mit der so wichtigen Farbenwahl liegen beim
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Herausgeber und den von ihm besoldeten Arbeitern. Die Künstler bekennen
ihren Anteil am Werk mit ihrem Namen und dem Zusatz ‚gwa‘‘ für
‚gezeichnet‘ oder ‚fude‘‘ für ‚gemalt‘, der Verleger fügt seine Marke
bei zur Bekundung seiner Verantwortlichkeit für das Aussehen des Druckes.
Im Jahre 1836 schreibt der berühmte Hokusai seinem Verleger Kobayashı,
er möchte dafür sorgen, daß man seinen Figuren keine Utagawa-Nasen
mache und die Augen so, wie er sie zeichne, also ohne unteres Augenlid.
Noch freier als unter dem Auge des noch lebenden Meisters verfahren die
Verleger bei Neudrucken nach dessen Tod oder posthumen Erstdrucken.
Im Jahre 1192 legte der Kaiser Go-Toba Tenno den militärischen Ober-
befehl in die Hand des mächtigen Minamoto Yoritomo und ernannte ıhn
zum Shogun. Dessen Residenz Kamakura wurde damit zum eigentlichen
Regierungssitz. Dem Kaiser blieben seine Würde, sein Hof und seine
Beamten ın Kyoto, doch nur der Schein der Macht. Der Shogun ist der
mächtigste der weitgehend selbständigen Feudalherren, die über ausge-
dehnten Landbesitz, Untertanen und eigene große Heere von Samurais
verfügen. Diese Ordnung hatte Bestand während nahezu 700 Jahren. Ihre
höchste Ausbildung erfuhr sie nach dem Regierungsantritt von Tokugawa
Jeyasu im Jahr 1603. Die Familie Tokugawa hielt in der Folge das Shogunat
bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts ununterbrochen inne, sie residierte
während dieser Zeit in Edo, oder Yedo, dem heutigen Tokyo. Das Regiment
stützte sich auf die mehr als 260 Daimyos, Lehensfürsten, die entweder
mit dem Shogun verwandt, durch ıhn belehnt, oder durch ihn unterworfen
waren. Die Vorherrschaft auf jedem Gebiet war beim militärischen Adel.
Die kriegerischen Gefolgsleute der Daimyos wurden als Samurai zu einem
Ritterstand erhoben mit scharf ausgebildeten Moralbegriffen, wie der
Forderung des absoluten Mutes, der Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit,
der völligen Selbstbeherrschung im Handeln und Dulden, der Großmut,
Elternliebe, Höflichkeit, über allem der Treue zum Herrn.
Wie um die Mitte des ersten Jahrtausends dem Buddhismus, so öffnete
sich Japan tausend Jahre später, als 1549 der Genosse von Ignatius Loyola,
Franz Xavier, als Missionar in Kagoshima erschien, dem Christentum.
Im Anfang des 17. Jahrhunderts bestanden in manchen Städten Kirchen
und katholische Gemeinden, die Zahl der Christen soll eine halbe bis
anderthalb Millionen betragen haben. Intoleranz der Proselyten und die
spanische Politik der Jesuiten führten zu einer Gegenbewegung mit völliger
Ausrottung des Christentums und Vertreibung aller Europäer. 1637 wurde
das Land für sie und auch für jedes europäische Buch geschlossen, einzig
die Holländer erhielten die Erlaubnis, im Hafen von Nagasaki Handel
zu treiben.
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In diesem ‚„‚verschlossenen Nippon“ vollzog sich während zweı Jahrhunder-
ten die Ausbildung jener gesellschaftlichen und künstlerischen japanischen
Kultur, die wir noch immer unvollkommen unterrichteten Europäer vor
allem im klassischen Farben-Holzschnitt des 17. und 18. Jahrhunderts
zu fassen glauben. Doch blieb die Idylle dieser Goldenen Tokugawa-Zeit
nicht frei von innerer Unruhe und Störung von außen. Beziehungen zu
der übrigen Welt brachte 1786 das erste Erscheinen der Russen auf der
Insel Hokkaido, das sich bald wiederholte; 1808 nahmen die Engländer
Anlaß, ein Dorf bei Nagasaki zu zerstören. Andere unliebsame Erfahrungen
verursachten 1825 eine neue Verordnung an die Daimyos, alle Europäer
zu vertreiben. Sie stieß auf Widerstand im Lande selbst, da die holländische
Kolonie Freunde gewonnen hatte und diese sich mit Billigung des Shogunats
für die Erweiterung der Beziehungen zu Europa einsetzten. 1853 erschienen
wieder ein russisches, aber auch amerikanische Schiffe, 1854 erhielt durch
einen provisorischen Vertrag Amerika Zugang zu zwei Häfen, 1859 die
Zusicherung der Öffnung von Yokohama, Nagasaki, Niigata, Kobe,
und ähnliche Verträge erwirkten bald auch Rußland, England, Holland,
Frankreich, Preußen. Das Land wurde durch die Fremdenfrage seıt dem
Anfang des Jahrhunderts in heftige Parteiungen und Kämpfe gespalten.
1862 brennen in Yedo die Fremdenfeinde die englischen und amerikani-
schen Gesandtschaftsgebäude nieder; ım nächsten Jahr beschießen
europäisch-amerikanische internationale Flotten japanische Stellungen
und erlangen schwere Kontributionen. 1867 gibt der Shogun Tokugawa
Joshinobu dem fünfzehnjährigen Kaiser Mutsuhito die Kegierungsgewalt
zurück, nach 675 Jahren ist der Kaiser wieder im alleinigen Besitz der
Macht, im folgenden Jahr wird die Feudalordnung aufgehoben, die
Daimyos legen ihre militärischen und politischen Befugnisse nieder, ihre
Länder werden Reichsgut, sie selber mit Geld und Titeln entschädigt, die
Fremdensperre fällt, das Land erhält eine Verfassung, Japan wird ein
moderner Staat. Die neue Ära erhält den Namen ‚„‚Meiji‘“, „die glänzende
(oder erleuchtete) Regierung““
Artikel 5 der kaiserlichen Proklamation über die Neuordnung des Reiches
vom Februar 1868 lautet: ‚,Es sollen alle Kenntnisse aus allen Teilen der
Welt von uns übernommen werden zur Stärkung des Staates‘‘. Daß dieses
Prinzip auch in dem für das Gedeihen des Staates kaum ausschlaggebenden
Bereich des farbigen Holzschnittes sein Recht erlangt hat, ist Grund der
großen Klage vieler europäischer Sammler und Kenner. Seit 1860 wurden
durch die europäischen Chemiker die Anilinfarben hergestellt. Ihrem ver-
führerischen Glanz verfielen die Japaner mit einem vielleicht bedauerlichen,
gleichzeitig aber auch entwaffnenden Enthusiasmus. Nun wird der japa-
nische Holzschnitt bunt, mit süßem Rosenrot und schmelzendem Preußisch-
VI
blau. Zur Auswertung des Farbenwunders wird mit neuem Eifer gedruckt,
die Verleger triumphieren, lassen neue Stöcke schneiden und liefern von
den alten Blätter in neuem Kleid, die ihre Meister wohl selber kaum
mehr erkennen würden. Doch wird auch hier aus den europäischen Farben
anderes als in Kuropa, etwas japanisches, ganz echt und zeitgemäß in dem
Japan, das seine Meister nun selber das moderne nennen. Auch Zeichnung
und Schnitt sind weniger gepflegt, rascher als früher, man ıst gegenüber
den alten auch jetzt noch beibehaltenen Themen ja auch nicht mehr so
gläubig wie noch vor fünfzig Jahren.
Das macht es wohl, daß der bei uns verschrieene Kunisada in Japan als
großer Künstler hoch geschätzt und von einem weiten Schülerkreis als
Vorbild verehrt und nachgeahmt wurde, als Befreier von einer strengeren,
aber ermüdeten und veralteten Form, wie das japanische Volk nach der
Aufhebung der Feudalordnung und der Öffnung des Landes sich befreit
fühlte. Seine späten Blätter und die seiner Schüler leiten zu den wilden
Bilderbogen hin, mit denen Japan bald seine Siege am Yalu und bei Wei-
hai-wei im Chinakrieg von 1894 feiern wird. Es ist der Übergang vom
Mythos zur Reportage.
W. Wartmann.
VII
VERZEICHNIS
ERKLÄRUNG
Unter der Katalognummer folgen zuerst der Wortlaut der japanischen
Bildüberschrift, der Künstlersignatur und der Firma des Herausgebers,
wo diese auf dem Blatt sich findet; hierauf die Übersetzung des Bild-
titels, Auszüge und Übersetzung aus dem Kommentar von K. Tomita;
die eingeklammerte Zahl am Schluss der Bildbeschreibung gibt die In-
ventarnummer der Sammlung A. Baur.
Kunıyoshı, Utagawa Ichıyüsaı Chooroö (1798-1861)
Schüler von Toyokuni I (1768-1825)
: Mongaku Shonin; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der heilige Priester Mongaku ?
Das Bild in Hochformat zeigt den Priester Mongaku (1120—1199), der sich der schweren
Buße unter dem Nachi-Wasserfall in der Provinz Kii unterzieht. Sein weltlicher Name
war Endo Morito, Sohn des großen Kriegers Shigeto. Er war ein mutiger Mann mit starkem
Herzen und ein erfahrener Krieger. Im achtzehnten Jahr ergriff ihn leidenschaftliche
Liebe zu der schönen Gattin des Samurai Watanabe Wataru. Von seiner Liebe verfolgt,
opferte diese, um die Verwicklung zu lösen, sich selbst, indem sie sich dem Schwert des
MoritO darbot. Von Gewissensqualen gepeinigt, trat dieser in den geistlichen Stand und
starb als heiliger Priester in der Verbannung.
Oben im Bild schwebt auf Wolken der streng blickende Fudo-Myo-o (Arya Acala), eine
Inkarnation von Maha-Vairocana, von Flammen der Reinigung umwallt. Unter ihm steht
ebenfalls auf einer Wolke sein Page Kinkara und hält ein Büschel Lotosblumen. Unmittel-
bar über dem Büßer schwebt ein zweiter Page Cetaka und blickt erzürnt auf ihn nieder.
(136)
Yoshitsune Ichidaiki Gojyo-no-Hashi; - gez. Ichiyüsai Herausgeber:
Kuniyoshi gwa Yama- Ya
Die Gojyo-Brücke, Aus dem Leben des Yoshitsune
In der hellen Mondnacht des 17. Juni 1176 kämpften der junge Held Yoshitsune und der
priesterliche, unmenschlich starke Krieger Benkei einen verzweifelten Kampf auf der
Gojyo-Brücke von Kyoto. Yoshitsune war der jüngere Bruder von Minamoto-no- Yori-
tomo, dem glorreichen Begründer der Shogun-Dynastie, und damals erst 16 Jahre alt.
Benkei, sechsundzwanzigjährig, war der Sohn eines Samurai aus der Provinz Kii und
wurde Jünger des Bischofs Bencho vom Seito-Tempel auf dem Hiyei-Berg, um später die
Priesterschaft mit dem Kriegerstand zu vertauschen. Nach einem Streit beschlossen sie
durch Kampf zu entscheiden, welcher des andern Vasall sein sollte. Bei aller Stärke
wurde Benkei schließlich so mitgenommen, daß er die Waffen strecken mußte. Er war von
da an der treueste und ergebenste Gefolgsmann von Yoshitsune, der eine überragende
Figur in der Geschichte von Japan werden sollte.
Das Bild zeigt den Ausgang des Kampfes auf der Brücke über dem Kamo-Fluß. (21)
Herausgeber:
3 Die Rache der 47 Ronin; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Yamakyü
In der Morgenfrühe des 15. Dezember 1702 hielten die 47 Ronin ihren glanzvollen Einzug
über die Ryogoku-Brücke, nachdem sie den Kira Yoshihide in der Nacht bei tiefem
Schnee erfolgreich überfallen und enthauptet hatten, den bestgehaßten Feind ihres Herrn.
Im Augenblick als sie die Brücke betraten, kam ihnen eine Sondergesandtschaft des
Shogun entgegen, welche den Auftrag hatte, die Angelegenheit zu untersuchen.
2
Der Grund der Rache bestand darin, daß im März 1701 ein kaiserlicher Gesandter beim
Shogun in Yedo eintreffen sollte und die zwei Feudalherren Nagaaki Asano und Muneharu
Date für seinen Empfang abgeordnet wurden, worauf der erstere ersuchte, von der Ver-
pflichtung entbunden zu werden, da er für ein solches Amt nicht vorbereitet sei, worin
ihm aber nicht entsprochen, sondern er angewiesen wurde, beim Oberzeremonienmeister
Yoshihide Kira sich über alle beim Empfang notwendigen Formalitäten unterrichten zu
lassen; Yoshihide, als hochmütiger und geiziger Mann, wollte ihm aber den Unterricht
nur gegen Bestechung erteilen, was bei der Gradheit und Ehrenhaftigkeit von Nagaaki
zu Unstimmigkeiten und Beleidigung Nagaakis durch Yoshihide führte. Am 14. März 1701
verlor dieser die Geduld und zückte das Schwert gegen Yoshihide im Palast des Shogun;
da dies als Kapitalverbrechen galt, erhielt er den Befehl, Harakiri zu begehen; sein Lehen
wurde eingezogen. Daher die Rache der 47 getreuen Leibeigenen und Gefolgsleute für
ihren unglücklichen dahingeschiedenen Herrn, Nagaaki Asano.
Das Bild zeigt die Begegnung der 47 Ronin und der Gesandtschaft des Shogun am Morgen
nach dem winterlichen Rachezug. (25)
‘ Ryügu Tamatorihime-no-Zu; - gez. Ichiyüsai Kuniyoshigwa Herausgeber:
Die Edelsteinsucherin im Drachenpalast Yamaguchi
Nach dem Nö-Drama „Ama‘‘ oder „Die Taucherin‘‘ wurde eine junge Schwester des
Ministers Fujiwara-no-Fuhito die Gattin des Kaisers Kao Ti aus der Han-Dynastie. Als
Zeichen der Ergebenheit schenkte der Hof der Han drei ungemein kostbare Edelsteine
seinem Familientempel Köfukuji, Nara. Unterwegs wurde aber einer der Steine gestohlen
und gelangte in den Drachenpalast, den Sitz des Gebieters über das Meer. Der Hof-
minister beklagte heftig den Verlust des Steines und unternahm eine besondere Reise
nach der Bucht von Shido-no-Ura, wo er den Stein vermutete. Hier entbrannte er in Liebe
zu einer Fischerfrau, die hierauf einen Knaben gebar. Mit dem Vorsatz, den Knaben den
Erben des Ministers werden zu lassen, tauchte die tugendhafte Frau in den Drachen-
palast und fand den Stein. Sie ergriff ihn und steckte ihn sofort in eine Wunde, die sie sich
unter der Brust geöffnet hatte. Auf das vereinbarte Zeichen zog ein langes Seil sie wieder
an den Strand hinauf, unter dem Anschein einer Toten, die als ein Gegenstand des Ab-
scheus im Drachenpalast nicht berührt wird. Wieder auf festem Boden, wies sie auf ihre
blutende Brust, welcher der Stein entnommen wurde, worauf sie sofort starb.
Das Bild zeigt Tamatorihime oder die Edelsteinsucherin, die verzweifelt gegen alle Arten
von schrecklichen Fischungeheuern kämpft, um den kostbaren Stein zu behalten, den sie
im Ryugu oder Drachenpalast zutiefst im Meer an sich genommen hat. (138)
5 Prinzessin Takiyasha, die Tochter des Rebellen Masakado,
ruft durch Zauberei ihre Anhänger an den alten Hof von
Soma. Oya-no-Tarö Mitsukuni erscheint, um den mächtigen Herausgeber:
Geist zu prüfen, den er schließlich tötet; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa
Der berüchtigte Taira-no-Masakado entfaltet die Fahne der Empörung gegen den Kaiser-
lichen Hof im November 939. Seine kühne Tochter Takiyasha, die sehr bewandert war in
Zauberei, versammelte eine Schar Männer, damit sie sich an die Seite ihres Vaters stellten.
Zu dieser Zeit trat der tapfere Krieger Oya-no-Taro Mitsukuni hervor, um die Gesinnung
des furchterregenden Gespenstes zu erproben und tötete es schließlich.
Das Bild zeigt links die Prinzessin Takiyasha und den Krieger Mitsukuni, wie er mit dem
Schwert nach dem Gegner schlägt, dem es nicht gelingt, gegen ihn einen Schlag zu tun.
Das Bild mag auf den ersten Blick schauerlich erscheinen, es ist aber interessant vom
historischen Gesichtspunkt aus, da Masakado in der japanischen Geschichte eine be-
deutende Rolle gespielt hat. (22)
5 Yami-no-Ume; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Pflaumenblüten bei Nacht Kawaguchi, Sakamotochö
Die Pflaumenblüte ist der Vorbote des Frühlings, sie entzückt Jahr für Jahr die Herzen
der Japaner. Der Pflaumenbaum ist ein Sinnbild der Standhaftigkeit, denn er öffnet
seine Blüten während der kältesten Winterszeit. Er ist seit dem Altertum wohlbekannt,
dank Sugawara-no-Michizane (8344—903), einem hervorragenden Gelehrten und Staats-
mann. Dieser machte ein ergreifendes Gedicht auf den Pflaumenbaum in seinem Garten,
als er wegen falscher Anklage durch seine politischen Rivalen sich nach Kyuüshü in die
Verbannung begeben mußte, und es geschah das Wunder, daß der Baum mit ihm in die
Verbannung flüchtete. Als Tenjin oder Gott der Schreibkunst und Literatur genießt er
heute göttliche Verehrung; daher kommt es, daß um jeden ihm zu Ehren errichteten
Shinto-Altar oder in dessen Vorhof Pflaumenbäume stehen.
In einem Nachtbild stehen drei Frauen in Aussehen und Haltung von Geishas in Bewun-
derung vor blühenden Pflaumenbäumen. In Rücksicht auf die nächtliche Beleuchtung
sind ihre Kleider in mehr dunkeln Farben gehalten. (13)
' Hatchö Zutsumi Yoru-no-Kei; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Abend am Hatchö-Quai Yama-Ta
Hatchö Zutsumi, gewöhnlich Dote Hatchö genannt, war in alter Zeit eine Dammstraße
nahe beim wohlbekannten Vergnügungsviertel Yoshiwara in Yedo. Es ist verständlich,
daß hier manche tragikomische Szene sich abspielte im Zusammenhang mit den Gästen
der Grünen Häuser, die auf dem Weg nach der Gegend der Roten Laternen die Straße
benützten.
Das Bild zeigt drei Frauen, die sich vom kühlen Ahbendwind fächeln lassen. Sie sind ganz
hübsch, aber ihr Gehaben beweist, daß sie nicht zu den feinen Leuten gehören. Die mittlere
pflückt eine Blume, alle tragen leichte Sommerkimonos und Obis, mit denen der Wind
spielt. Im Hintergrund bewegen sich Sänften durch die Nacht, in welchen die Besucher
sich ins Yoshiwara bringen lassen. (128)
Yoru-no-Sakura; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Kirschblüten bei Nacht Manju, Yamashitachö
Einer der größten japanischen Dichter aller Zeiten, Ki-no-Tsurayuki (882—946), erklärte
in seinem berühmten Gedicht: „Alle Blumen verblassen neben der Kirschblüte und sind
kaum der Beachtung wert.‘ So weit geht die Bewunderung der Kirschblüte im Inselreich
von Nippon. Unter den vielen wegen ihrer Kirschblüten bekannten Plätzen sind die
folgenden vor allem berühmt: Der Yoshino-Berg in der Provinz Yamato, der Ueno-Park,
Mukojima, Asukayama und Koganei in und bei Tokyo, Arashiyama bei Kyoto.
In der Mitte des Bildes steht ein geschmackvoll gekleidetes Mädchen und blickt auf ihre
Freundin, die eben ein Büschel Kirschblüten gepflückt hat. Die beiden gehören, wie die
ebenfalls aufmerksam zuschauende dritte. nach Kleidung und Ausdruck zu der oberen
Gesellschaftsklasse. (8)
” Aki no Yükei; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Ein Herbstabend '
Der japanische Herbst hat außerordentlich angenehme Eigenschaften. Die Luft ist wohl-
tuend frisch und kräftigend, ohne zu reden von den sogenannten sieben Herbstblumen
und einer großartigen Fülle von Chrysanthemum.
Das Bild zeigt eine Szene mit der charakteristischen Herbstblume, die die Japaner Nana-
I
Kusa nennen. Drei Frauen betrachten beim wachsenden Mond diese bekannte Blüte und
machen in zarter Empfindung für einen Abend den Mond und diese Blumen zu ihren
Freunden. (50)
10 Töji Ichimatsu, Hana no Yosuzumi; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Gangbare Schachbrettmuster, Blumen-Schauen Marukyu
in der Abendkühle
In der Genroku-Zeit (1688—1704) unter der Tokugawa-Herrschaft waren Ichimatsu,
Schachbrettmuster, außerordentlich geschätzt, so daß man sie auchGenrokumusternannte.
Die Genroku-Zeit war ja auch gleichbedeutend mit Wohlstand und Luxus im ganzen
Land. Es war die Zeit des großen Ogata Korin, des unerreichten Meisters zahlloser Zeich-
nungen für schöne Stoffe.
Das Bild scheint dafür bestimmt, die geschmackvolle Verwendung von Ichimatsu-Mustern
in Kimono und Obi-Schärpen an drei längs einem blumengeschmückten Flußufer spa-
zierenden Frauen zu zeigen. Die Frau links trägt Kimono und Obi mit dem gleichen
Ichimatsu-Muster, in der Hand hält sie eine Blumenlaterne. Bei der mittleren sind Ki-
mono und Obi verschieden gemustert, die rechts stehende trägt einen gemusterten Kimono
und einen einfarbigen aber dazu passenden Obi. (56)
11 Sochü no Yüdachi; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Sommerregen
Drei Frauen im leichten Sommerkleid Yukata, von einem Regenguß überrascht, trippeln
unter ihren Sonnenschirmen einher auf der Suche nach einem Unterstand. (88)
12 Tsumoru- Yo-no-Ume; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Pflaumenblüten im Schnee bei Nacht Fujikei
Die Pflaumenblüte ist ein Lieblingsgegenstand der Dichtkunst, da ihre Schönheit ganz
einzigartig ist und ihr Duft von jedermann hochgeschätzt wird. So merkwürdig es klingt,
die Pflaumenblüten werden häufig bei Nacht aufgesucht, weil ihr Duft nach Einbruch
der Dunkelheit stärker werden soll. Die Pflaumenblüte ist eine klassische Nachtblume,
als solche ebenso reizvoll wie zur Tageszeit.
Das Bild zeigt Pflaumenblüten in einer Schneenacht, wenn der Schnee, der Läuterer der
unreinlichen Welt, die Zweige zierlich zeichnet. Drei Frauen, zweifellos Geishas, bewundern
die Blüten und atmen ihren weithin schwebenden Duft. (103)
13 Shiki Yüran Suzumi no Hotaru; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Ein Bild aus den Vier Jahreszeiten, Leuchtkäfer Ibasen
und Abendwind
Zu den hübschesten Szenen, die der Sommer bringt, gehört das Leuchtkäfer-Haschen
der hübschen Frauen mit ihren runden Fächern am Flußufer. Es ist als sehr beliebter
Vorwurf von vielen Künstlern gewählt worden. Das Licht der Käfer ist am kräftigsten
abends zwischen acht und elf Uhr. Nach Mitternacht bleiben sie auf den Bäumen, wäh-
rend ihr Lichtschein abnimmt und bald erlischt.
An einem hübschen Bächlein steht ein anmutiges Mädchen, das seine Hände über einem
eben gefangenen Leuchtkäfer schließt. Die sich Bückende in der Mitte hält den Käfig
bereit. Offenbar ist auch der Abend noch warm, denn sie trägt am linken Arm ein Schweiß-
tuch. Das dritte Mädchen blickt auf den Käfig und fächelt sich Kühlung. {68}
g
ı* Sumidagawa-no-Asagiri; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Morgennebel am Sumida-Fluß Enbun
Die Alten pflegten zu sagen: Hana wa Sakura, Hito wa Bushi, „Die Kirschblüte unter
den Blumen, der Bushi (Samurai) unter den Männern“.
Das Bild zeigt die weitberühmten Kirschblüten, die sich längs dem Ufer der Insel Mu-
kojima besonders lieblich entfalten. Drei Frauen betrachten die noch vom Morgendunst
umhüllten Blüten. Die mittlere trägt einen Kimono mit violetten Wistarien auf schwarzem
Grund und reicht ihrer Freundin die Tabakpfeife. Hinter der rechts stehenden streben
einige Blumenverkäufer zum Markt. Jenseits des Flusses zeichnet sich das Gehölz des
Kinryuzan-Tempels im Bezirk Asakusa. (6)
15 Yedo Shokei; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Ein schöner Punkt in Yedo, der Blick von Nakasu
gegen die Eitai-Brücke
Nakusu, wörtlich die mittlere Untiefe, ist eine seichte Strecke im untern Lauf des Sumida-
Flusses. Die Eitai-Brücke ist die längste, die den Fluß überspannt und die größte in der
Hauptstadt, sowie ein beliebter Vorwurf für Werke der Malerei und Dichtkunst.
Das Bild zeigt einen Schwarm Kinder, die am Ufer des Sumida-Flusses Drachen
steigen lassen und andere Spiele treiben. Rechts zieht sich die lange Fensterreihe in
der weißen Mauer eines Daimyo-Sitzes hin. (111)
16 Miyamoto Musashi; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Miyamato Musashi befragt einen Fremdling über seine
Zukunft
In der Feudalzeit war die Beherrschung der Fechtkunst eines der ersten Erfordernisse
für einen Krieger; ohne sie konnte kein Bushi oder Samurai in den Dienst eines Daimyo
gelangen. Anderseits gab sie dem Samurai die Möglichkeit, so hoch wie ein Daimyo zu
steigen oder doch sich einen hohen Rang zu gewinnen. Deswegen strebten alle ehrgeizigen
jungen Samurais nach der Meisterschaft in der Fechtkunst und reisten im Land herum,
um sich im Waffengang mit den verschiedenen Meistern im Fach möglichst große Er-
fahrung zu erwerben. Miyamoto Musashi war der gefeiertste Zwei-Schwert-Fechter im
ganzen Land. Er war so gewandt, daß er zu Beginn der Tokugawa-Zeit über sechzig
schwere Wettkämpfe ruhmvoll gewann und nie besiegt wurde bis zu seinem Tod im
Jahre 1645.
Das Bild zeigt ihn bei der Befragung eines ausländischen Wahrsagers, der sein Gesicht
im Spiegel prüft. Wie die Prüfung ergab, wurde er der wunderbare Meisterfechter der
Tokugawa-Zeit. (152)
17 Sumida-gawa no Yü-Sakura; — gez. Chöörö Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Kirschblüten am Abend, am Ufer des Sumida- Flusses
Unter den doppelblättrigen Kirschblüten am Sumida-Ufer steht rechts eine Frau, die
Spielzeug an einem Bambusrohr über der Schulter trägt. Sie lockt mit einer Papiermaske
ein Kind, das von einer zweiten Frau begleitet ist; dieser reicht die dritte ihre brennende
Tabakpfeife. Das Bild stellt O-Hana-mi, den Kirschblütenspaziergang von drei Frauen
aus dem niederen Volk der Tokugawa-Zeit der. (23)
‚an
18 Shichi Gari; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Heimkehr vom Muschelsammeln Ezakiya
Wörtlich heißt Shichi Ebbe, aber es wird oft als Wort für Muschelsammeln an dem zur
Ebbezeit trocken liegenden Strand gebraucht. Muschelsammeln ist seit alten Zeiten ein
volkstümlicher Brauch, der in der Regel am Tag der tiefsten Ebbe Anfang April ausgeübt
wird.
Das Bild zeigt drei anmutige Mädchen, die bei der Rückkehr vom Muschelsammeln durch
eine Frau mit einer großen Laterne empfangen werden. Ein Knabe stopft sich den Mund
mit Reiskuchen. Das vorderste Mädchen trägt seinen Fang in einem Tuch, ihre Gefährtin
legt ihr die Hand auf die Schulter, die dritte trägt auf dem Rücken ein Büschel Bambus-
laub, das vermutlich ebenfalls Muscheln enthält. Im Hintergrund ragen die Masten von
Fischerbooten. (95)
19 Ein Sommerabend; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber: ?
Bekanntlich bestrebt sich die Ukiyo-e oder Genremalerei, von welcher der Farbholz-
schnitt ausgeht, das Leben des breiten Volkes zu schildern. Die Ukiyo-e Künstler haben
deshalb eine besondere Fertigkeit, in mannigfaltigster Weise die Sitten und Gebräuche
des Alltags darzustellen.
Das Bild bietet mit einem Blick auf einen Sommerabend einen charakteristischen Aus-
schnitt aus dem Leben des Volkes zur Tokugawa-Zeit. Eine Frau sitzt auf der Bank eines
Rasthauses unter der Laterne, die am Dachbalken aufgehängt ist und das Zeichen Hodo
Yoshi „Bescheidenheit, oder gut und recht‘ trägt. In der Mitte steht eine andere Frau
in leichtem Sommerkleid; einer Mutter, die ihr Kleines auf dem Rücken trägt, weist ein
Knabe in der Lehrlingstracht der Tokugawa-Zeit den Weg. Als nächtliche Schattenfiguren
erscheinen im Hintergrund weitere Personen und einige Hunde, noch weiter zurück ein
Tempeldach und der Glockenturm des Kwannon-Heiligtums von Asakusa. (3)
20 Komagata no Asagiri; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Morgennebel in Komagata Sanoki
In der goldenen Zeit der Tokugawa-Herrschaft war Komagata dank seiner Lage auf dem
Westufer des Sumidaflusses und in der Nähe des großen Kwannon-Tempels von Asakusa
eine wichtige Verkehrsader für das Hin und Her zum berühmten Viertel der Roten
Laternen, Yoshiwara.
Der dicke Nebel des frühen Morgens umhüllt Fußgänger, eine Kapelle und die ganze
Gegend mit einem unbestimmten Zwielicht. Sänften werden rasch vorbeigetragen, deren
Insassen zweifellos die Nacht im Yoshiwara in heiterer Gesellschaft zugebracht haben.
Drei Frauen, die eine in gestreiftem Überwurf, die zweite mit einem Kind auf dem
Rücken, die dritte ängstlich bemüht, ihr rotes Unterkleid zusammenzuraffen, schreiten
durch die frische Morgenluft. (73)
21 Asakusa Ichi-no-Nigiwai; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Glanz des Asakusa-Marktes Ebirin
Der Jahrmarkt auf dem Gelände des großen Kwannon-Tempels in Asakusa, der den Um-
wohnern die Möglichkeit zum Ankauf der besonderen für die Neujahrsfeier notwendigen
Gegenstände bieten soll, ist eine große Veranstaltung am 17. und 18. Dezember, Unzählige
Menschen strömen auch aus andern Bezirken herbei, um sich am Glanz des Marktes zu
weiden, an welchem viel Schönes zu sehen ist.
Das Bild zeigt einen Teil des Balkons rund um den Hauptbau des Kwannon-Tempels
von welchem drei Frauen auf das bewegte Marktleben hinabschauen. Sie haben ihre Ein-
Q
käufe am Fuß des mächtigen mit Ex-Votos geschmückten roten Pfeilers niedergelegt.
Vom Dach hängen drei große Papierlaternen, wie sie in den buddhistischen Tempeln ge-
gebräuchlich sind. (193)
22 Haru no Yogeshiki; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Eine Frühlingsnacht
Eine Frau trägt ihre Laterne über der Schulter und ist von zwei Wolfshunden begleitet.
In der Mitte gehen ein Frau und ein kleines Mädchen; die vorderste ruft diesen beiden.
Von oben hängt eine der Frühlingszeit angemessene Dekoration von künstlichen Blättern
in Form von Schmetterlingen herab. (172)
23 Konrei Iro-Naoshi no-Zu; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Wechsel des Hochzeitskleides ;
Der Ausdruck Iro-Naoshi heißt nach dem Buchstaben „die Farben wechseln“‘, aber tat-
sächlich bezeichnet er den feierlichen Brauch, das weiße Hochzeitskleid mit einem farbigen
zu vertauschen, d. h. einen schönen farbigen Tageskimono anzuziehen. Gemäß der strengen
Regel müssen bei der Vermählungsfeier Braut und Bräutigam in weiße Seide gekleidet
sein; doch wird dieses Gebot wegen der hohen Kosten beim Mittelstand und Volk nicht
oft innegehalten. Bei den obern Ständen werden die alten Gebräuche getreuer befolgt.
Das Bild zeigt das Iro-Naoshi, wie es in der Feudalzeit vor sich ging. Die schöne Braut
ist noch in Weiß gehüllt, wird aber gleich den am Kleiderständer hangenden, farbigen
Kimono umlegen. Sechs Frauen mühen sich um sie mit glücklichen Gesichtern. (115)
24 Oku-Niwa no Tsumi-Kusa; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Im Garten Unkraut ausreißen Fujikei
Tsumi-Kusa oder Junges Gras Ausreißen auf dem Frühlingsland ist ein anmutiger Zeit-
vertreib für schöne Tage. Es war eine sehr beliebte Unterhaltung, im besonderen der mit
Empfindung für den Reiz der Ländlichkeit begabten Frauen der obersten Stände. Zahllose
Dichter haben sie besungen und Maler gemalt.
Das Bild zeigt Damen im innern Garten einer Daimyo-Besitzung beim Grasausreißen.
Die Herrin, in prächtigem violettem Kimono kommt von links und sieht aufmerksam
einer etwas älteren Dame ihrer Begleitung zu, welche mit einem hinter ihr stehenden
Mädchen Blicke wechselt. Rechts außen sind noch einmal zwei schön gekleidete Mädchen
aus dem Gefolge mit Unkrautausreißen beschäftigt. (61)
25 Sumida-Gawa no Enkei; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Fernblick auf den Sumida-Fluß Yamadaya
Das Bild zeigt das oberste Stockwerk eines Speisehauses, mit Aussicht auf den Sumida-
Fluß und die Insel Mukojima im Schmuck der blühenden Kirschbäume. Drei Frauen mit
dem Aussehen und dem Gebaren von Geishas unterhalten sich in Erwartung des zierlich
vorbereiteten Mahles. Auf dem Geländer trocknen ein Bademantel mit Schachbrettmuster
und einige Badetücher. Die Gartenwirtschaften auf der Insel sind mit Flaggen und
Papierlaternen behängt. (181)
26 Haru-no- Yuki-ge. Tsuzuku Meawase; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Schmelzender Schnee im Frühling, eine Gruppe von Iseyoshi
Kurtisanen
Das Bild zeigt das obere Stockwerk einer Vergnügungsstätte, auf dessen Veranda drei
J
Kurtisanen in blendend prächtiger Kleidung sich lebhaft unterhalten. Ihre Haare sind
gespickt mit einer großen Zahl von Schildpattnadeln. Auf den Kiefernästen liegt weicher,
rasch schmelzender Frühlingsschnee. Die vornehme Gegend ist nicht, was man sonst
unter Yoshiwara versteht; nach der Aussicht auf das Meer muß es sich um das Shinagawa-
Viertel handeln. (169)
27 Setsu Gekka no Uchi; Uki no Ashita; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Eines von Schnee, Mond und Blumen, Schnee am Morgen
Zum geöffneten Schiebefenster herein neigt sich eine warm eingepackte Frau und ergreift
eine schlanke Tabakpfeife, die ihr ihre ebenfalls in einen wattierten Überwurf gehüllte
Freundin reicht. Vor dem zweiten Fenster erscheinen mit dickem Schneebelag die Äste
einer Kiefer und eine Steinlaterne. Die dritte Frau ordnet ihre Obi-Schärpe und steht
neben einem Kohlenherd voll Asche und Glut. (85)
28 Yanagisima Haru-no-kei; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Frühling in Yanagishima Kaneichi
Der östliche Vorort von Tokyo, Yanagishima, war einst berühmt für seine Pflaumen-
blüte und klassischer Ausflugsort für Frühling und Herbst. Vor der Meiji-Umwälzung
konnte man dort oft Flüge von Wildgänsen sehen, die sich auf die damals noch ganz
ländlichen Wiesen niederließen.
Vor einem blühenden Pflaumenbaum steht rechts ein Frau, mit Tabakbeutel und -Pfeife.
Ein helles Bächlein fließt durch die grüne Wiese, im Gras sucht ein Schwarm Wildgänse
nach Würmern. Links steht ein Mädchen mit Spielzeug an einem Bambusrohr; ein kleiner
Knabe an der Hand seiner Mutter strebt lebhaft darauf zu. (131)
29 Sanbuku-tsui Ippai-Kigen; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Ein Trio von weiblichen Trunkenbolden ;
Der Stoff für die farbigen Holzschnitte ist unerschöpflich, besonders für solche, die sich
mit dem Volksleben befassen. Unendlich viele interessante Darstellungen sind denkbar,
die durch die Ukiyo-e Künstler freier ausgeprägt werden können als durch ihre Rivalen
anderer Richtungen, und jeder, der einmal an den Farbenholzschnitten Freude gewonnen
hat, wird deshalb feststellen, daß es schwer fällt, der üblichen Malerei gerecht zu
werden, die weniger beweglich ist als Ukiyo-e.
Das Bild zeigt drei Frauen, die, mit einem hellen Festgewand über ihren Kimonos, von
der Wirkung des Sake bereits etwas benommen, sich unterhalten. Neben der einen steht
die Sakeflasche, die mittlere schickt sich an zu tanzen, die dritte spricht weiter dem
Reiswein zu. Dies alles unter den breit ausladenden Ästen eines Ahornbaumes. (179)
30 Shimotsuki Torinomachi-no-Nigiwai; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa - Herausgeber:
Das fröhliche Torinomachi-Fest im November Ebirin
Eines der größten Volksfeste in Tokyo ist das Torinomachi-Fest zu Ehren des Washi-
(Adler-)Altars nahe beim Viertel der Roten Laternen von Yoshiwara. An diesem Festtag,
der auf den Tag des Vogels unter den zwölf Zeichen der Tierkreises fällt, werden an die
Besucher, massenhaft wie warme Kuchen, Rechen aller Größen mit Glückszeichen ver-
kauft. Die Festbesucher nehmen sie nach Hause und bewahren sie dort auf, in der Hoff-
nung, damit im Lauf des Jahres vom Glück begünstigt zu werden.
Das Bild zeigt rechts eine Frau, wahrscheinlich eine Geisha, die über ihren Kimono zum
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Scherz einen Arbeitermantel angezogen hat. Eine andere Frau ist mit den von ihr er-
standenen kleinen Rechen und einer Okame- oder Uzumenomikoto-Maske auf dem eiligen
Heimweg und zeigt noch einmal nach rückwärts. In der Mitte trägt eine schlanke Frau
ähnliche Rechen und Maske wie die vorige, dazu eine Kette Taro-Knollen. Am Rand des
weiten Feldes strömen die Pilgerscharen zum Altar. (132)
öl Kari; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Wildgänse Marusei
Die Wildgänse gelten unter allen Vögeln allgemein als mit dem besten Naturell begabt.
Sie fliegen immer in Gesellschaft, und wenn sie im Sumpf oder an andern Orten nieder-
gehen, so hält ein Vogel Wache für die übrigen. Der Flug der Wildgänse ist als sehr be-
liebter Vorwurf oft von den Dichtern und Malern gewählt worden, nicht zu sprechen vom
Volkslied. Vor der Meiji-Umwälzung (1868) wurden die Wildgänse mit dem Falken gejagt,
seither mit dem Gewehr.
Das Bild zeigt einen Flug Wildgänse. im Niedergehen. Zwei Frauen blicken nach ihnen,
die eine läßt ihr Kind auf ihren Rücken steigen, während sie auf die Gänse weist. Die
dritte ordnet ihr Haar. (66)
32 Tösei Imado-no- Yozashiki; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Abend in einem Besuchszimmer des vornehmen Imado
In der Mitte des Bildes tanzt eine Frau zum Klang des Shamisen. Die Klänge „twang,
twang, twang‘ dieses dem Lande Japan eigentümlichen Musikinstrumentes mögen
dem Ausländer sonderbar vorkommen. Sie bedeuten aber für den Japaner sehr viel und
können von einem Fremden eben kaum gewürdigt werden. Die Herzen der Japaner
stimmt das Shamisen ebensogut heiter wie nachdenklich oder traurig. Die beiden Frauen
links, offensichtlich intime Freundinnen, sind versunken in Bewunderung der Tänzerin.
Die Farbenzusammenstellung ihrer Kimonos ist dem vornehmen Imado angemessen;
so heißt eine Uferstrecke am berühmten Sumidafluß in Yedo, dem heutigen Tokyo. (46)
30 Horikiri Meika; Yedo-no-Hana-Shöbu; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Die Wasserlilien in Horikiri in Yedo Yamaguchi
Die Wasserlilie war und ist noch eine der botanischen Sehenswürdigkeiten von Yedo-
Tokyo. Sie entfaltet sich am großartigsten alljährlich in Horikiri, einem Vorort nordöstlich
von Tokyo, und zehntausende von Menschen begeben sich zur Blütezeit dorthin.
Zwei reich gekleidete Frauen und ein kleines Mädchen freuen sich an der Blütenpracht
des Wasserliliengartens von Horikiri. Hinter ihnen steht eine Geisha und weidet sich eben-
falls am Anblick der Blumen, gleichwie Gruppen anderer Frauen und Männer noch weiter
zurück. (151)
34 Mitate Gogyö; Kagari-Bi; — gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Feuer aus den Fünf Elementen, Fischerfeuer
Die fünf Elemente, Gogyo, sind Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde. Wie vieles andere ist
der Begriff der fünf Elemente aus China übernommen worden, wo seit den ältesten Zeiten
Gogyo als Urgrund für das Werden aller Lebewesen galt.
Das Bild zeigt einen Strand, mit einem Daimyo und drei Hofdamen beim Schein einer
Papierlaterne unter einem blühenden Kirschbaum, vertieft in die Betrachtung eines mit
allerlei Fischen gefüllten Beckens. Die Fische gehören augenscheinlich zum Fang der mit
aufgespanntem Netz und großen Feuern auf dem Fluß liegenden Boote. (110)
11
35 San Bijin; — gez. Ichiyuüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Drei Schönheiten Mikawaya
Drei schöne junge Damen genießen den Ausblick auf einen malerischen Garten mit einem
Teich, in dem sich ein Schwarm Goldfische tummelt, am Dachgesims des palastähnlichen
Hauses sind durchbrochene, mit Papier ausgekleidete Bronzelaternen aufgehängt inner-
halb der aufgerollten Bambusvorhänge. Die rechts stehende knüpft eben ihre rot-weiße
Schärpe, den Kimono ziert ein großblumiges Windenmuster. Die mittlere trägt zu einem
roten Kimono eine dunkelblaue Schärpe. Die dritte, anscheinend vornehmste, in einem
violetten, vielfach gemusterten Kleid, hält eine weiße Katze auf dem Arm. (104)
36 Fumizuki; — gez. Ichiyüsaı Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der siebente Monat des Mondkalenders Tzuichi
Das Bild zeigt die Veranda einer Palastwohnung und den mit ihr verbundenen Landschafts-
garten, durch diesen schlängelt sich ein Bach mit blumenbestandenen Ufern, Leucht-
käfer streichen durch die Nacht. Hauptfigur ist eine junge Dame in einem prächtigen roten
Kimono und gelber Obi-Schärpe; gefolgt von einem jungen weiblichen Pagen bewegt sie
sich zu einem schönen Kissen hin, das zwei Hofdamen neben einer Weihrauchschale mit
einem Räucherstengel für sie bereit gelegt haben. Am Dachgesims hängt eine große Glas-
kugel, in der Goldfische schwimmen. (83)
37 Yedo Meisho, Kusaki Zukushi; Shubi-no-Matsu; —
gez. Chöörö Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Aus der Gras- und Baum-Reihe, die schönen Punkte
von Yedo, die Shubi-Kiefer
Shubi-no-Matsu heißt wörtlich Kiefer der Umstände, im allgemeinen Umstände im guten
Sinn. Dieser riesenhafte Baum hat bis vor kurzem am Ostufer des Sumidaflusses nahe der
Ryögoku-Brücke gestanden, zum großen Vorteil für die Landschaft des berühmten
Flusses, aber als Opfer der Zivilisation weichen müssen.
Auf dem Sumidafluß begegnen sich ein offenes Boot und ein Hausboot. Im ersten sitzen
zwei ältere Ehefrauen, im Hausboot ein junges Mädchen. Die Äste der Shubi-Kiefer
ragen über den Fluß und bieten Schutz gegen die grellen Strahlen der untergehenden
Sommer-Sonne. (173)
38 Shiki Yükwan, Natsu. Hashi-Ma no Suzumi; —
gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Unterhaltung in den vier Jahreszeiten, Sommer, Marusan
Unter der Brücke Kühlung suchen
Im Sommer auf dem Sumidafluß Kühlung suchen, war und ist eine der volkstümlichsten
Erholungen. Nichts könnte in der heißen Jahreszeit einer Abendfahrt auf diesem Flusse
gleichkommen. Daher gleiten jede Nacht viele Boote auf dem klaren Wasser.
Das Bild zeigt drei gräumige Boote, die unter der Ryogoku-Brücke angelegt haben, zwei
Hausboote und eines ohne Dach, weiter entfernt einige kleinere. Rechts steht eine Frau
vom Aussehen einer Geisha, an das Bootsdach gelehnt und freut sich am Abendwind.
Die im linken Boot stehende ist durch ihr auffälliges, schwarz-weiß gemustertes Kleid
ebenfalls als Geisha erkennbar. Die Frau im offenen Boot trägt einen leichten blau-weißen
Kimono und scheint sich recht wohl zu fühlen. (159)
1
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39 Shiki Kokoro Onna Asobi; Haru; — gez. Chöörö
Kunivoshi gwa Herausgeber:
Weibliche Vergnügungen in den vier Jahreszeiten, Frühling —Aritaya
Junges Gras pflücken auf den Frühlingswiesen ist eine der verbreitetsten Unterhaltungen
des schönen Geschlechtes. Hunderte von Frauen und Mädchen ziehen im Frühling mit
mutwilligen Kindern auf die grünen Wiesen hinaus und pflücken Grashalme. Rechts
trägt ein junges Mädchen ein bereits geerntetes Büschel sorgsam in einem Tuch. In
der Mitte ist eine Frau beim Schilfausreißen ausgeglitten. Die eine Begleiterin streckt
ihr die Hand hin, um ihr wieder auf die Beine zu helfen, die andere verbirgt ihr Lachen
und eilt ebenfalls hilfsbereit herbei. Kinder sind in verschiedenen Gruppen über die
Wiesen verstreut. (144)
40 Shiki Kokoro Onna Asobi; Fuyu; — gez. Chöorö
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Weibliche Vergnügungen in den vier Jahreszeiten, Winter Aritaya
Auf diesem Schneebild steht rechts eine wohl eben erst aufgestandene Frau, mit Zahn-
bürste und Puderschachtel. Sie blickt aus verschlafenen Augen auf eine muntere Magd,
die eine improvisierte Schaufel verwendet, um den Weg zu bahnen. Hinter ihr bauen zwei
Knaben einen Yuki Daruma, ein Schneebild des Dharma, wie es an Schneetagen Brauch
ist. Die Frau links hält ein fröhlich strampelndes Kind; um sie spielen zwei Hunde im
frischen Schnee. Am Himmel fliegen Krähen. (142)
41 Küi-no-Kuni, Köya-no-Tamagawa; — gez. Ichiyüsai
Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Fluß von Köya in der Provinz Ki Sanoki
Der Koöya-no-Tamagawa oder köstliche Fluß von Köya ist ein klares Wasser bei der
Inneren Kapelle des Oberpriesters Köbo Daishi, des Gründers der buddhistischen Shingon-
Sekte, auf dem Köya-Berg in der Provinz Kii. In alter Zeit galt sein Wasser als giftig.
Dieser Glaube war sehr verbreitet. so daß die Pilgerscharen jede Trübung des klaren
Flusses im heiligen Bezirk vermieden.
Rechts weist eine Frau mit dem Zeigefinger nach oben; in der Mitte vergnügt sich eine
zweite in blaugestreiftem Kimono mit Rauchen; von links blickt ein schönes Mädchen
mit einem Kind an der Hand nach der Raucherin. Den Hintergrund bildet ein Berghang,
an dessen Fuß der Koöya fließt. Das Bild gehört zur „Sechs-Tamagawa-Reihe‘*. (199)
42 Mutsu-no-Kuni, Chidori-no-Tamagawa; —
gez. Ichiyuüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Kiebitz-Fluß in der Provinz Mutsu Sanoki
Der Chidori-no-Tamagawa oder köstliche Kiebitz-Fluß sollte, genau genommen, Noda-
no-Tamagawa heißen. Wie der Name anzeigt, ist der Fluß berühmt durch die Kiebitze,
die in dieser Gegend sich finden. Er strömt durch das Dorf Noda in der Landschaft
Minami-Kokonoe der Provinz Rikuchu. Eigentlich gibt es drei Noda-no-Tamagawa, in
den Provinzen Iwaki, Rikuzen und Rikuchz.
Drei Junge Fischerinnen stehen am Strand, jede mit zwei Salzwasserkübeln an einer über
die Schulter gelegten Tragstange. Die Kübel der rauchenden Frau rechts sind leer. Hinter
den Frauen schwingt sich ein Flug Kiebitze in die Luft. Das Bild gehört zu der Reihe
der „Sechs Tamagawa‘*‘. (63)
13
13 Settsu-no-Kuni, Tohi-no-Tamagawa; —
gez. Ichiyuüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Tuchwalke-Fluß in der Provinz Settsu Sanoki
Der Kinuta-no-Tamagawa oder köstliche Tuchwalke-Fluß ist auch bekannt unter dem
Namen Settsu-no-Tamagawa und als Unohana-no-Tamagawa. Er fließt im Süden des
Dorfes Suita bei Osaka und mündet schließlich in den Kanzaki. Der Name Tuchwalke-
Fluß kommt von einem Gerät, das in dieser Gegend in weitestem Maß benutzt wird.
Unohana-no-Tamagawa heißt er, weil hier auch die Unohana, eine japanische Schneeblume,
häufig ist.
Das Bild zeigt rechts ein hochgewachsenes Mädchen, das seine Arbeit an der Walke be-
endigt hat, hinter ihr liegt in der Wiese ein großer Hund. Auf der andern Seite des Flüß-
chens duckt sich ein Dorf unter hohen Bäumen. Davor hebt sich ein zweites Mädchen ab,
das auf beiden Armen einige Tuchrollen hält, auch sie wird von einem großen Hund be-
wacht. In der Mitte arbeitet eine Frau an der Walke und dreht sich nach einem kleinen
Knaben um, der ihr auf den Rücken klettert. Das Bild gehört zu der „Sechs Tamagawa-
Reihe“. (197)
44 Yamashiro-no-Kuni, Ide-no-Tamagawa; —
gez. Ichivüusai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Fluß von Ide in der Provinz Yamashiro Sanoki
Der Ide-no-Tamagawa oder köstliche Fluß von Ide in der Yamashiro-Provinz, ist einer
der sechs Tamagawa, die seit alter Zeit im ganzen Land berühmt sind. Er mündet in den
Kizu-Fluß in der Nähe der Stadt Tamamizu und ist weitherum bekannt für seine Yama-
buki-Blüten, Kerria Japonica, die in weißen, gelben und goldroten Tönen an seinem Ufer
sich entfalten.
Zwei schön gekleidete junge Ausflüglerinnen waten im seichten Fluß und helfen ihrer
Freundin, vom Uferrand ebenfalls ins Wasser zu steigen. Über den Fluß neigt sich ein mit
gelben Blumen dicht besetzter Busch. Das Bild gehört zu der Reihe der „Sechs Tama-
gawa.‘* 1196)
45 Omi-no-Kuni, Hagi-no-Tamagawa; —
gez. Ichiyüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Buschklee-Fluß in der Provinz Omi Sanoki
Der Hagi-no-Tamagawa oder köstliche Fluß des Hagi oder einer Art Buschklee, genau
Lespedeza bicolor, ist ein sanft rinnendes Flüßchen im Kurita-Bezirk am Omi-See. Er
heißt auch Noji-no-Tamagawa. Das Wort Noji bedeutet Feldweg. Am Ufer dieses Flusses
wächst eine Menge Hagi oder Buschklee und bietet im Herbst einen recht hübschen An-
blick.
Die jüngste der drei schönen Damen, die im Bild die lieblichen Hagiblüten betrachten,
trägt eine Korblaterne und einen Insektenkäfig. Alle drei sind überaus schön gekleidet
und von großer persönlicher Anmut. Das Bild gehört zur Reihe der „Sechs Tama-
gawa‘*. (198)
46 Musashi-no-Kuni, Chöbu-no-Tamagawa; —
gez. Ichivüsai Kuniyoshi gwa Herausgeber:
Der köstliche Fluß von Chöbu, Provinz Musashi Sanoki
Der Chobu-no-Tamagawa oder köstliche Fluß von Chöbu ist der Tama, dessen Wasser
das Reservoir der Stadt Tokyo speist. Der Fluß ist breit und wohl bekannt durch seinen
14
Reichtum an Ayu-Fischen, einer Art Stint. Im Unterlauf heißt er Rokugö und fließt
zwischen Tokyo und Yokohama.
Das Bild zeigt rechts eine Frau in kostbarem Kimono; sie geht an einem Stock und hält
eine Pfeife. Links hinter ihr kauert eine Frau und bindet sich eine Sandale. Ein ländlich
gekleidetes Mädchen ist an einer hölzernen Tonne mit Wäsche beschäftigt. Eine Frau
steigt mit geschürztem Kimono aus dem Wasser. Weiter hinten sind noch einmal zwei
Frauen beim Wäschestampfen. Die Sonne trocknet die auf den Boden hingebreiteten
Tücher. Das Bild gehört zu der Reihe „Sechs Tamagawa‘ (200)
Kuniteru, Ichıyusaı (1829-1874)
Schüler von Kuniyoshi
Yedo Meisho Takanawa-no-Tsuki; — gez. Sadashige aratame
Kuniteru gwa Herausgeber:
Mondbetrachtung in Takanawa, einer klassischen
Stätte in Yedo
Mondschau bedeutete in der Feudalzeit eine jährlich wiederkehrende Feier zur Bewun-
derung des hellen Herbstmondes, der aber ursprünglich nur die Neigung zur liebevollen
Vertiefung in die Natur zu Grunde lag. Seit dem Mittelalter wurde diese Feier lange Zeit
am Abend des 5. August und 13. September nach dem Mondkalender abgehalten. Allerlei
Eßwaren wurden dabei dem Mond geweiht, und mit einem Fest im Mondschein war ein
Dichter-Wettbewerb verbunden.
Das Bild zeigt eine Mondschau von drei Frauen der Tokugawa-Zeit in Takanawa, dem
Süd-Viertel von Yedo, das einen großartigen Blick auf die Yedo-Bucht gewährt. In
einem luftigen Raum über der Bucht sind sie versunken in die Bewunderung des Voll-
mondes, dem sie Reiskugeln, geweihten Reiswein und sieben Arten von Herbstblumen
darbringen, um seiner himmlischen Natur ihre Verehrung zu bekunden. Eine Kette von
Wildgänsen kreuzt den Vollmond. Über das Geländer ragen die Masten zahlreicher
Dschunken. (16)
Yoshimori
Schüler von Kuniyoshi
48 Nichiren Shönin Nami-Daimoku-no-Zu; —
gez. Ichiyüsai Yoshimori gwa Herausgeber:
Der Priester Nichiren und die Gebetsworte auf den Wellen Ai-To
Der Priester Nichiren (1222—1282), der berühmte Gründer der Nichiren-Sekte, war einer
der größten Männer Japans, wohl bewandert in der gesamten Lehre des Buddhismus, aber
so schneidend in der Verurteilung anderer Sekten, daß er von diesen bitter gehaßt wurde.
Durch die Feudalherren von Kamakura wurde er als verdächtig verfolgt und zuerst nach
Ito in der Provinz Izu, dann nach der entlegenen Insel Sado verbannt. Trotzdem gelang
es ihm, die mächtige Nichiren-Sekte aufzustellen, wie sie heute sich zeigt.
Das Bild stellt ihn inmitten eines schrecklichen Sturmes in der Japan-See dar, auf der
Fahrt nach seinem Verbannungsort Sado, im September des 8. Jahres von Bunei (1271)
als Mann von fünfzig Jahren. Im schwer bedrängten Schiff ruft er inständig Buddha an,
das tobende Meer zu beruhigen, während seine Begleiter vom Schrecken übermannt sind.
Da erscheint vor ihm auf den Wellen plötzlich die heilige Gebetsformel „Namumyo
Horengekyö“ oder „Nama Saddharma-pundarikaya Sutraya‘‘, die den Sturm augenblick-
lich legi. (137)
.
1»
Yoshitsuya
Schüler von Kuniyoshi
49 Feuerwerk bei der Ryögoku-Brücke; — gez. Ichieisai Herausgeber:
Yoshitsuya gwa Munehiko
Das großartige Feuerwerk, das jeden Sommer bei der Ryogoku-Brücke abgebrannt wurde,
war eines der großen jährlichen Feste in Yedo, als der Hauptstadt der Shogun-Zeit. Die
berühmte Brücke wurde im Dezember 1659 errichtet über den friedlich zwischen Yedo
(Tokyo) und Honjo hinströmenden Fluß, daher ihr Name Ryö0goku „Zwei Provinzen“.
Das Bild zeigt zwei wohl ausgestattete Hausboote. Die Insaßin des einen ist ihrer Haltung
nach unverkennbar eine Geisha. Das am Bug des zweiten Bootes stehende Mädchen scheint
nach ihrer Kleidung eine Tochter aus wohlhabender Familie zu sein. Von ihren zwei
Dienerinnen hält die eine in der rechten Hand eine Sake-Schale. (13)
50 Ryögoku O-Hanabi-no-Zu; — gez. Ichieisai Yoshitsuya gwa Herausgeber:
Großes Feuerwerk bei der Ryögoku-Brücke
Unter den Pfeilern der großen Brücke liegen drei Hausboote, während auf dem offenen
Fluß zahlreiche andere Boote sich bewegen. Im vordersten Boot steht eine Geisha. Nahe
dem Bug ihres Bootes sitzt in dem zweiten eine Frau, während ihre Gefährtin an das Boots-
dach gelehnt neben ihr steht. Im dritten Boot nehmen zwei weitere Geishas Sake und
andere Erfrischungen zu sich, alles angesichts des am Himmel versprühenden Feuerwerks.
(130)
Yoshikazu
Schüler von Kuniyoshi
5l Zashiki no Meigetsu; — gez. Ichiyüsai Yoshikazu gwa Herausgeber:
Blick auf den Vollmond aus einem Zimmer Marusei
Im Lande der Aufgehenden Sonne gehört stets der Mond zur Vorstellung der Nacht. Ein
Nachtbild ist erst vollständig mit dem Bild des wachsenden oder vollen Mondes. Der Mond
spielt eine große Rolle in Freud und Leid des Volkes.
Das Bild zeigt den Blick auf eine helle Mondlandschaft, vom zweiten Stockwerk eines Tee-
Hauses aus. Der Mond spiegelt sich im Teich eines Landschaftsgartens. Die Erscheinung
der drei Frauen, deren erste ein Papierblatt in der Hand hält, während die dritte einen
blau-weißen Bademantel als Kimono umgeschlagen hat, läßt erraten, daß sie nicht der
guten Gesellschaft angehören. Als Schattenbilder zeichnen sich auf den papierenen
Schiebewänden im Vordergrund und weiter rückwärts die Teilnehmer an fröhlicher
Geselligkeit im Innern der Häuser. (80)
52 Tötö Meisho Sumida-gawa; — gez. Ichiyösai Yoshikazu gwa Herausgeber:
Sumida-Strand, eine schöne Gegend in Yedo Hamadaya
Der Sumida-Fluß strömt durch den nordöstlichen Teil der kaiserlichen Hauptstadt und
mündet in die Bucht von Tokyo. In alter Zeit war er berühmt wegen seiner Miyako-dori-
Vögel, der japanischen Austerntaucher, zur Tokugawa-Zeit als Ausflugsziel für Boot-
fahrten und das Abbrennen von Feuerwerk. Die Kirschbäume auf beiden Ufern des
Flusses bieten im Frühling ein wahres Blütenparadies.
16
Das Bild zeigt drei am Ufer des Sumida-Flusses promenierende Frauen, anscheinend
Teehausmädchen, unter einem mächtigen Kirschbaum in voller Blüte, auf dem Wasser
Austerntaucher, ein Floß und Segelboote. (97)
Yoshitoshi
Schüler des Kuniyoshi um 1840
„; Nachi-zan no O-Taki nite Aragyö; — gez. Ichikwaisai
Yoshitoshi fude Herausgeber:
Strenge Buße unter dem hohen Wasserfall des Nachi-Berges Kado-Kin
Moritö Endo, der spätere Priester Mongaku (1120—1199), entbrannte im Alter von
18 Jahren in heißer Liebe zu der schönen Kesa, der Gattin des Höflings Wataru Watanabe
und zwang deren Mutter, ihm das Zusammensein mit Kesa zu ermöglichen. Unter dem
Drang der Umstände riet diese dem Moritoö, ihren Gatten im Schlafzimmer zu ermorden.
Wie aber Morito0 glaubte, die Tat vollbracht zu haben und im Mondlicht das abgeschlagene
Haupt betrachtete, sah er mit Schrecken, daß es nicht dasjenige des Gatten, sondern das
ihrige war. Sie hatte keinen andern Ausweg aus der unglücklichen Verstrickung gefunden,
als sich selber zu opfern, an Stelle ihrer Mutter und ihres Gatten. Von Gewissensqual über-
wältigt, beschloß Morito0, Priester zu werden.
Das Bild zeigt ihn in seiner strengen Buße unter dem Wasserfall des Nachi-Berges in der
Provinz Kii. Die zwei auf einer Wolke schwebenden Gestalten sind Seitaka-doji und
Kongara-doöji, Diener von Fudo Myo-o oder Acala, einer Inkarnation von Dainichi Nyorai
oder Maha-Vairocana. (26)
54 Imayö Genji. Chigogafuchi, Enoshima; — Herausgeber:
gez. Kwaisai Yoshitoshi fude Tsujiokaya
Genji nach der Mode, beim Chigogafuchi-Becken, Enoshima
Prinz Genji, Held des Romans von Genji, erscheint im Holzschnitt tausendundeinmal
in immer neuer Darstellung. Die Dichterin Murasaki Shikibu hat ihm als Inbegriff der
Schönheit Unsterblichkeit verliehen.
Im Bilde steht der Prinz in einem neuzeitlichen Prachtgewand, wie die mit einem Räucher-
gefäß vor ihm kniende schöne junge Frau, gefesselt durch den Anblick halbnackter
Taucherinnen, deren eine auf dem Uferfelsen ruht, während eine zweite, eben aus dem
Wasser steigend dem Prinzen eine Muschel (Sea-ear) reichen will, und eine dritte in
kühnem Sprung sich in die Brandung stürzt. Eine vierte treibt halb verdeckt im tief-
blauen Wasser. (99)
Yoshifu]j
Schüler des Kuniyoshi
55 Haru-no-Kai, Hanami-no-Zu; — gez. Yoshifuji gwa Herausgeber:
Im Frühling, Kirschblüten-Spaziergang
Blumenfeste sind für die Japaner eine große Freude, wie in keinem andern Land man
es sich vorstellen könnte. Im besondern bedeutet die Kirschblüte als unbestrittene Königin
aller Blütenschönheit im Land der aufgehenden Sonne das Entzücken von jedermann,
‘7
1
ohne Ansehen von Alter und Stand. Kein Land vermöchte an Lieblichkeit es aufzunehmen
mit Japan, in der Zeit, da die Kirschbäume in voller Blüte stehen.
Das Bild zeigt drei Frauen in Bewunderung der Kirschblüten am Ufer des mit Vergnü-
gungsbooten bedeckten Sumida-Flusses bei Mukojima und der Adelsstadt Yedo. Die
vorderste hält an einem Bambusstab ein Miyako-dori (Austerntaucher)-Spielzeug ge-
schultert, die mittlere dreht sich im Schreiten um, wahrscheinlich nach diesem altehr-
würdigen Spielzeug, die dritte geht ruhig ihres Weges. (47)
Sadahide, Gyokuransai
Schüler des Kunisada, vor 1844
56 Ouchi Kassen; - gez. Gyokuransai Sadahide gwa Herausgeber:
Der Kampf um Ouchi Yamaguchi
In den Zeiten der Oan, Meitoku und Oei (1368—1427) gewann der Feudalherr Yoshihiro
Ouchi unter dem dritten Shogun der Ashikaga-Dynastie, Yoshimitsu, dank seinen
militärischen Fähigkeiten die Provinzen Nagato und Buzen. Dies erregte das Mißfallen
des Shoguns, aber dessen Befehl an Shoni Kikuchi, den Yoshihiro anzugreifen blieb ohne
Erfolg. Im Oktober des 6. Jahres Oei (1399) kam Yoshihiro mit den vereinigten Heeren der
Provinzen Tsukushi und Chugoku nach Sakai, konnte aber gegen die Hauptstadt nichts
ausrichten. Indessen trat er in Verbindung mit dem Regenten von Kamakura für eine
Gelegenheit, sich der Hauptstadt zu bemächtigen. Auf die Vorstellungen des Shogun,
von derartigen Plänen abzusehen, antwortete er nicht. So führte der Shogun selbst sein
Heer nach Yawata und befahl seinen Generälen Motokuni Hatakeyama, Yoshimasa
Shiba, Yorimoto Hosokawa usw. den verwegenen Rebellen anzugreifen, während die
Armee des Shogun die Festung des Yoshihiro erstürmte und verbrannte. Yoshihiro drang
in das Lager von Motokuni ein und wurde im Verzweiflungskampf von dessen Sohn
erschlagen. Sein Sohn Morimochi ergab sich und konnte damit das Lehen seines Vaters
für sich bewahren.
Das Bild zeigt den nächtlichen Sturm auf die Festung Ouchi des Yoshihiro bei Sakai,
unweit Osaka. (24)
57 Chushigura Gishi Homo-no-Zu; —- gez. Gyokuransai Herausgeber:
Sadahide gwa Yamaguchi
Die 47 Ronin nehmen Rache für Asano Nagaaki
Yoshihide war Oberzeremonienmeister am Hof der Shogune der Tokugawa-Dynastie
und hatte den Herrn des Ako-Schlosses Asano Nagaaki über das Empfangszeremoniell bei
der Ankunft des kaiserlichen Gesandten zu unterrichten, der im März 1701 erwartet
wurde. Als eingefleischter Geizhals versuchte er nicht nur, sich hoch bezahlen zu lassen,
ohne doch ihn die Vorschriften richtig zu lehren, sondern er beleidigte Nagaaki schwer,
indem er sagte, er sei nur ein Landjunker. Dieser schlug ihn dafür ins Gesicht und mußte
deswegen auf Befehl des Shogun Harakiri begehen. Daraus ergab sich für seine treuen
Vasallen der Anlaß ihn zu rächen. Diese bewegte Geschichte füllt stets die Häuser, wo nur
sie auf der Bühne dargestellt wird und ist Gegenstand sowohl von Gemälden, als auch von
zahllosen Holzschnitten.
Das Bild zeigt, wie in der Winternacht des 14. Dezember 1702 die 47 Ronin kämpfend in
das schöne Haus des geizigen Yoshihide im Honjo-Viertel von Yedo eindringen und ihn
ergreifen, um ihn zu enthaupten. (101)
18
55 Koharu Niwa; - gez. Gyokuransai Sadahide gwa Herausgeber:
Garten im Vorfrühling Yamakyü
Das Bild zeigt ein rundes Fenster in einer Hauswand, in dessen weit geöffneter einen
Hälfte eine junge Shamisenspielerin sitzt. Der geschlossene Teil läßt als Schattenbild eine
Kotospielerin erkennen. Auf der anderen Seite des Bildes besorgt ein Mädchen die Lampe
in der Granitlaterne, deren Schein auch die in einen blauen Kimono mit rot und violetter
Obi-Schärpe gekleidete Mittelfigur bestrahlt. Vor dem Fenster mit den zwei musizierenden
Frauen ist eine Zisterne mit Schöpfkelle, am Fuß der Laterne ein Ölkästchen. (54)
59 Imayö Omi Hakkei; — gez. Gyokuransai Sadahide gwa Herausgeber:
Die neuen acht Ansichten von Ömi Fujikei
Das Bild der acht landschaftlichen Schönheiten von Omi oder dem Biwa-See ist durch
das ganze Land und wohl auch in der Fremde bekannt. Es geht, wie es heißt, auf die
Gedichte zurück, die der Edle Konoe Masaiye und sein Sohn Nobumichi im Jahr 1500
mit Anlehnung an die acht Ansichten des Hsiao Hsiang-Sees in China verfaßt haben.
Die acht schönen Punkte von Omi schließen das Bild nach rückwärts ab. Auf einer Ver-
anda vorn rechts steht eine hochgewachsene Frau, im Begriff, sich die Obi-Schärpe um-
zulegen. Die Figur in der Mitte ist damit beschäftigt, mit zwei Spiegeln ihr Aussehen
zu prüfen. Die dritte sitzt nachdenklich bei einem porzellanenen Röstofen (Hibachi).
(176)
Eisen, Keısa1 (1790-1848)
Schüler des Eizan, Kuniyoshi und Hokusai
50 Imayo Kachö Fügetsu; — gez. Keisai Eisen gwa Herausgeber: ?
Schönheiten der Natur nach der Mode
Mond, Schnee und Blüten bilden eine Dreiheit von Naturschönheiten, deren Namen
Tsuki, Yuki, Hana, immer wieder als Bezeichnung für Räume und alle möglichen andern
Dinge verwendet werden.
Das Bild zeigt den Mond, Schnee und Blüten, wenn auch der Schnee nur durch fallende
Blütenblätter dargestellt ist. Drei schön gekleidete Frauen, vermutlich Teehausmädchen,
unter Kirschbäumen, haben große Mühe, ihre vom Wind zerzausten Kleider zusammen-
zuhalten. Der vordersten ist ein Bund Papier entfallen, dessen Blätter nun vom Wind
entführt werden. Der dritten hat der Wind die Masche der Obi-Schärpe aufgelöst. (84)
51 Bijin Haru no Kaze; — gez. Keisai Eisen gwa Herausgeber: ?
Schöne Frauen im Frühlingswind
Drei Teehaus-Mädchen stemmen sich unter Kirschbäumen mit gefüllten Blüten gegen
den Andrang des Frühlingswindes. Die mittlere wehrt sich mit aller Kraft dagegen, daß
ihr Kleid vorn auseinander geblasen wird. Die beiden andern haben Mühe, ihre Obi-
Schärpen in Ordnung zu halten. (91)
19
Yoshiiku, Ichieisai
Schüler von Kuniyoshi
62 Haru Megumu, Hana-no-Sugata Yu; - gez. Ichiyüsai
Yoshiiku gwa Herausgeber:
Der Baderaum der „Blütengestalten im Frühlingsanfang“ Hirokö
Das Bild zeigt den Privatbaderaum eines Grünen Hauses, mit seinen Frauen beim Baden
und Sichwaschen. Auf der Estrade steht ein kahlköpfiger Alter als Zuschauer. Hinter
ihm sind einige Frauen in das Studium von Liebesbriefen vertieft, andere mit Unter-
haltung und Schönheitspflege beschäftigt. Im Hintergrund macht ein Verehrer einer der
Frauen seine Aufwartung. (189)
63 Kurabe koshi Yuki-no-Yanagi Yu; — gez. Ichiyüsai
Yoshiiku gwa Herausgeber:
Das Bad „Schnee und Weidenzweige‘“ Hirokö
Das Bild zeigt ein öffentliches, von Frauen benutztes Bad. Am Eingang sitzt der Auf-
seher neben ein- und ausgehenden und mit ihren Kleidern beschäftigten Frauen. Im
Waschraum fällt eine verrunzelte Greisin auf. Sie blickt, wie ihre Nachbarinnen, nach
dem lärmenden Streit zwischen zwei Badenden, die andere Frauen zu trennen suchen.
(190)
Yoshitora
Schüler von Kuniyoshi
54 Haru-no-Keshiki; — gez. Ichimosai Yoshitora gwa Herausgeber:
Federballspiel im Frühling Marusei
Federball ist eines der beliebtesten Frühlingsspiele der Frauen und Mädchen, namentlich
während der Neujahrs-Festtage, eben so sehr schon in der Zeit der Ashikaga (1334
bis 1573), wie in der Tokugawa-Zeit (1603—1868).
Das Bild zeigt ein Mädchen und eine Frau beim Spiel vor einer Bambuswand, über welche
Blütenzweige von Pflaumenbäumen herausragen, mit einer Frau als Zuschauerin. Das
Mädchen in der Mitte trägt einen Kimono mit breiter Obi- Schärpe. Die zweite Spielerin
hat ihr Kleid zum Schutz gegen die Kühle mit einem schweren Seidenknoten zusammen-
genommen. Die Zuschauerin ist gewählter gekleidet. (15)
55 Matsu-no- Yükei; — gez. Ichimosai Yoshitora gwa Herausgeber:
Sommernacht Marurei
Das Bild zeigt drei gewählt gekleidete Frauen auf der Terrasse einer Villa, mit Aussicht
auf einen Landschaftsgarten im Mondlicht der Sommernacht. Die frei stehende, hohe
Laterne deutet auf den vornehmen Stand der Hausbesitzer. Eine zweite, überaus reich
geschmückte Laterne hängt unmittelbar unter dem Dachgesims.
In der Mitte steht eine ältere Frau in einem ruhig getönten Kimono von sehr edlem
Schnitt. Die links von ihr stehende trägt ein blaues Kleid mit Iris-Muster und breiter,
roter Obi-Schärpe, die rechts sitzende ein violettes Kleid mit Herbstblumen und schwarzer
Schärpe. 191)
X
26
Shigenobu Ichiyusei
56 Söshü Enoshima Mairi; — gez. Ichiyüsai Shigenobu gwa Herausgeber:
Wallfahrt nach Enoshima in der Provinz Söshü Muraichi
Die Wallfahrt nach dem Benten-Tempel auf der Insel Enoshima gehört zu jeder Ver-
gnügungsreise im östlichen Japan. Die Insel wird mit Vorteil nicht nur aus religiösen
Gründen, sondern auch wegen ihrer landschaftlichen Schönheit besucht; nur ganz wenige
Orte übertreffen das weitberühmte Enoshima noch an Volkstümlichkeit.
Das Bild zeigt die durch historische Erinnerungen ausgezeichnete Shichiri-ga-Hama-
Bucht und, durch das Meer von ihr getrennt, die Insel Enoshima, dazu den schneebedeckten
Fujiyama. Im Vordergrund sitzt eine Reisende in einer Sänfte, deren Träger sich den
Schweiß vom Haupte wischt. Ihre Freundin steht neben ihr, auf den Wanderstab gestützt.
Zwei Mädchen sammeln Muscheln. Eine Frau, die sich fächelt und ein Mädchen, das ın
einem Bächlein sich die Füße kühlt, lassen, wie der Sänftenträger, ebenfalls erkennen,
daß der Tag heiß ist. (71)
Shigenobu
57 Hana-no-Tabi Onna Györetsu; — gez. Shigenobu gwa Herausgeber:
Frauen-Prozession in einer Blütenlandschaft Isekane
Das Bild zeigt den Zug einer Dame von hohem Rang auf der Landstraße, angesichts der
majestätischen Pyramide des Fujiyama. Alle mitwandelnden Frauen sind im Festgewand.
Die im Palankin reisende, vornehme Dame ist augenscheinlich die Gattin eines Daimyo,
die in ihre Provinz zurückkehrt. Der Zug bewegt sich zwischen Kirschbäumen in voller
Blüte vor der Bucht von Shimizu, mit der kieferbestandenen, weitberühmten Landzunge
von Miho. (178)
Sadatora, Gofuteı
Schüler des Kunisada
du Fuzoku Aki-no-Nanakusa; — gez. Gofütei Sadatora gwa Herausgeber:
Gebräuche, Die sieben Herbstkräuter Yamatomoe
Die Worte Haru-no-Nanakusa und Aki-no-Nanakusa bezeichnen die sieben Kräuter des
Frühlings und des Herbstes, die für diese zwei Jahreszeiten im besondern auserkoren
sind. Die ersteren dienen als Speise, die letzteren der Blumenfreude. Die sieben Herbst-
blumen sind beim Volke von Nippon außerordentlich beliebt, so daß sie seit den ältesten
Zeiten immer wieder in Dichtungen besungen und in Gemälden, wie jeder andern Art
von Kunstwerken, dargestellt werden.
Rechts im Bilde sitzt eine Frau aus dem Volk auf einer Bambusbank neben einer Tabak-
schachtel. Sie bietet auf einem runden Fächer einer Dame eine Sake-Schale an und hält
in der rechten Hand die Kürbisflasche, der sie das Getränk entnommen hat. Die Dame
in der Mitte ist unschlüssig, ob sie die Schale ergreifen soll, da sie eben einige Herbst-
blumen abgeschnitten hat und sie, wie in der rechten die Schere, in der linken Hand hält.
Ihr Kimono ist besonders schön und farbenreich. Ein drittes Mädchen ist ganz in An-
spruch genommen durch das Bestreben, eine Libelle auf einem Grashalm zu haschen,
während eine Anzahl anderer Libellen sie umschweben. (93)
21
69 Füzoku-Sanjö Yatsuhashi-Asobi; — gez. Gofütei Herausgeber: ?
Sadatora gwa
Drei elegante Frauen erfreuen sich am Anblick der Wasserlilien
Der Name Yatsuhashi, wörtlich „Acht Brücken‘‘, bezeichnet einen Ort, wo Wasserlilien
blühen. Dies rührt daher, daß Wasserlilien und acht schlichte Holzstege so eng zusammen-
gehören, wie zwei Räder an einem Wagen. Yatsuhashi hat seinen Ursprung darin, daß
in Chita, im alten Tokaido der Owari-Provinz, der schöne Höfling Narihira ein berühmtes
Gedicht auf einen Iris-Teich mit acht kleinen Holzstegen hinterließ, die alle in gleicher
Form mit viel Geschmack in das Wasser hinausgebaut waren. Von nun an mußte Jeder
acht Bretterstege haben. Zwischen diesen bedeutungsvollen Stegen wurden Wasserlilien
gehegt, die vieles zum lieblichen Anblick dieser Gegend beitrugen.
Im Bild ergötzen sich drei Frauen am Anblick der Wasserlilien, indem sie von einem Steg
zum andern schreiten, über ihren Köpfen hängen Wistaria-Blütentrauben. Die erste
trägt einen Sonnenschirm, die zweite liest ein Gedicht, die dritte hält einen Fächer.
(174)
70 Kamakura Shichiri-ga-Hama yori, Enoshima Enken Herausgeber:
no Zu; — gez. Gofütei Sadatora gwa Ezaki Tatsuzo
Aussicht auf die Insel Enoshima vom Shichiri-ga-Hama, Kamakura
Angesichts der Insel Enoshima, deren Tempelgebäude und Treppen hier erkennbar sind,
und des schneebedeckten Fujiyama bewegen sich auf dem Strand der Shichiri-ga-Hama-
Kamakura-Bucht eine Anzahl Frauen und Kinder. Vom Rand her reitet eine Dame auf
einem Büffel und erhält von einer zweiten Feuer für ihre Tabakspfeife. In der Mitte
unterhalten sich drei Touristinnen mit einer Taucherin, hinter welcher eine reichgekleidete.
stille Zuschauerin und ein Knirps mit einem Muschelkorb stehen. In den hohen Wellen
schwimmen und tauchen kleine Knaben. {72}
Kunichika
Schüler des Kunisada-Toyokuni 111.
71 Hada Kurabe Hana no Shobuyu Herausgeber:
Frauenbad am Schwertlilientag; — gez. Kunichika fude Koshika
Das Bild zeigt ein von Frauen besuchtes öffentliches Badehaus am „Tango‘“-Fest des
5. Mai, vom Volke Buben-Fest genannt, mit dem für diesen Tag hergerichteten Schwert-
lilienbad zur Vertreibung böser Geister. Eine der Badenden ist auf dem Boden ausgeglitten
und zieht die Blicke der andern Frauen und der zwei Badediener auf sich. Halb- und
ganzangekleidete Frauen sammeln sich beim Ausgang, wo ein Mann die Kasse führt
und die Sandalen der Gäste bereitstehen. (96)
72 Zensei Kuruwa no Sugatayu; — gez. Kunichika fude Herausgeber:
Baderaum im glücklichen Yoshiwara-Viertel Tsuno-i
Das Bild zeigt den Baderaum eines Grünen Hauses. Mehr als ein Dutzend Frauen sind
mit Baden, sich Waschen oder Zuschauen beschäftigt. Am Eingang wacht die alte Auf-
seherin. (126)
73 Sumida-gawa Yowatashi-no-Zu; — gez. Kunichika gwa Herausgeber:
Fischfang bei Nacht auf dem Sumida-Fluß Moriji
Im Mondschein hält eine von vier schön gekleideten Frauen ein Fischernetz über den
en
}9
Bootsrand. Ihre Nachbarin leuchtet ihr mit einer großen, runden Laterne. Das Mädchen
im Bug des Schiffes blickt in die Nacht, das vierte nach dem Gesicht des hübschen
Bootführers. (175)
Kunıihısa
Schwiegersohn und Schüler des Kunisada-Toyokuni III.
Tökaido Oigawa-no-Zu; — gez. Kunihisa gwa Herausgeber:
Die Überschreitung des Oi-Flusses Iseyoshi
Der Oi ist der breiteste Fluß am Tokaido, der Überlandstrasse, welche Kyoto und Tokyo
verbindet. Er scheidet die Provinzen Suruga und Totomi. Gewöhnlich führt er nicht viel,
wenn auch rasch fließendes Wasser. Nach Regengüssen schwillt er aber plötzlich zu
einem tosenden Strom an. In früheren Zeiten galt er wegen seiner Wildheit als un-
überbrückbar, so daß die Reisenden ihn entweder an den Furten durchwaten oder sich
durch Kulis in Sänften hinüberbringen lassen mußten.
Das Bild zeigt, wie einige Frauen und Daimyo-Begleiter durch dicke, nackte Männer in
Sänften über den Fluss gesetzt werden. Gegen die Mitte hin werden zwei grüne Palan-
kine von einer besonders großen Zahl von Kulis vorwärtsbewegt. Am Horizont steht
der Fujiyama. (146)
Hisakuniı
Schüler von Kunihisa
> Söshü Enoshima; — gez. Hisakuni gwa Herausgeber:
Die Insel Enoshima in der Provinz Söshü Chö
Das Bild zeigt drei Frauen am historischen Strand von Yuigahama und hinter den
Wellen einer stark bewegten See die heilige Insel Enoshima. Die Frauen befinden sich
auf der Pilgerfahrt nach dem auf dem Gipfel der Insel gelegenen Benten-Tempel. Benten
oder genauer Benzaiten, ist eine Hindu-Glücksgöttin für Musik, Beredsamkeit und
Gedächtniskraft. Später wurde sie eine der sieben japanischen Glücksgottheiten. Ihr
Tempel wird von unzähligen Gläubigen aus allen Teilen des Landes besucht. Die Insel
ist außerdem ein beliebter Ausflugsort wegen ihrer großartigen Aussicht auf den Fujiyama.
Die drei Frauen tragen Reisekleider für die Frühlingszeit, mit den zugehörigen breit-
randigen Schilfhüten und dem für die lange Reise unentbehrlichen Wanderstab. Ihre
Kleidung kennzeichnet sie als Angehörige des Mittelstandes, unterwegs nach den Sehens-
würdigkeiten der Provinz Soöshu. (10)
Unbekannt
76 Drei hochberühmte Kurtisanen; — nicht gez. Herausgeber: ?
Das Bild zeigt drei berühmte Schönheiten aus dem Yoshiwara-Viertel in Yedo. Die
mittlere ist Toyooka aus dem Okamotoya-Haus, sie hält einen Bund Papier; die zweite,
Nanasato aus dem Sugataebiya-Haus, knüpft eben ihre Obi-Schärpe; die dritte, Seino-
suke aus dem Sanozuchiya-Haus, scheint in Gedanken versunken. Hinter ihren über-
reich mit Schildpattpfeilen geschmückten Häuptern zeichnen sich auf den Papier-
Schiebewänden die lebhaft bewegten Schatten von Tänzern. (150)
25
Wr
Hıroshige I, Utagawa Ichiryüsai (1797-1858)
Schüler von Toyohiro und von Hokusai (1760—1849)
Hıroshige II, Hiroshige IN
7: Meisho Yedo Hakkei; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Eine der Acht schönen Gegenden von Yedo Jökane
Das Bild zeigt eine Schneelandschaft am Sumida-Fluß bei der Azuma Bashi-Brücke, mit
dem Blick auf viele Häuser und den Kwannon-Tempel von Asakusa und seine fünfstöckige
Pagode. Drei Frauen unter schneebedeckten Schirmen kämpfen gegen deren Last und
die strenge Kälte. (145)
78 Ueno Shinobazu-no-Ike; Yuki-no-Kei; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Am Shinobazu-See, Schneebild Jökane
Der Shinobazu-Teich liegt im Meno-Park in Tokyo. Er umschließt eine Insel mit einem
Tempel der Glücksgöttin Benten, der rot aus dem Schnee herausleuchtet. Über eine
Brücke und an einer Steinlaterne vorbei führt der Weg zwischen entlaubten Bäumen
zu ihm hin.
Im Vordergrund schreiten drei gut gekleidete Frauen unter großen Schirmen im Schnee-
gestöber. (166)
79 Yedo Meisho; Shiki-no-Nagame; Sumida-gawa Herausgeber:
Setchu-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa
Ein schöner Platz in Yedo, aus den Vier Jahreszeiten,
Schneebild am Sumida-Fluß
Vor einer sich weithin dehnenden Winterlandschaft entsteigt eine Dame im Regenmantel
einem Hausboot. Zwei Freundinnen, deren eine den Kopf mit einem Tuch umhüllt hat,
erwarten sie unter einem Schirm. Im Hintergrund erhebt sich über einer Hecke aus
Bambusgeflecht ein Teehaus, dessen Gäste wohl mit den im Wasser liegenden anderen
Hausbooten eingetroffen sind. Die Bootführer stecken in ihren Wettermänteln aus Stroh
und den ihnen eigentümlichen Filzhüten. (167)
80 Onna Gyoretsu Oigawa-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Ein Frauenzug setzt über den Oi-Fluß Sanoki
Das Bild zeigt die Durchquerung des Oi-Flusses auf der Überlandstraße des Tokaido, wie
sie in alter Zeit üblich war. Ein Zug von Frauen, der eine Daimyo-Gattin begleitet, setzt
über den Fluß, zum Teil auf Sänften, zum Teil auf den bloßen Schultern von Kuli-Trägern.
Die Fürstin sitzt in einem Palankin mit kostbarer Lackmalerei. Die Spitze des Zuges
führen zwei Speerträgerinnen, nach ihnen folgen Trägerinnen von Truhen in Lackarbeit,
Sonnenschirmen, Körben. Über einer Allee von Kiefern und niederen Bergketten thront
der Fujiyama. (147)
81 Ryögoku Kawa-Biraki no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Die Öffnung des Flusses in Ryögoku ?
Das Bild zeigt das Fest „Kawa-Biraki‘‘, „Öffnung des Flusses‘, bei der Ryogoku-Brücke.
Die Häuser auf beiden Seiten des Flusses sind mit roten Laternen behängt. Hunderte von
festlich geschmückten Booten liegen auf dem Fluß. Das stattlichste Hausboot, mit der
5
24
Aufschrift „, Yoshino Maru**, das durch eine zahlreiche Mannschaft vom Dach aus vor-
wärts bewegt wird, trägt augenscheinlich einen Würdenträger mit seinen Begleitern.
Hoch am Himmel sprüht das Feuerwerk, von Tausenden bestaunt. Die Ryogoku-Brücke
ist ebenfalls von Zuschauern dicht gefüllt. (106)
32 Tötö Ryögoku Yusen no Zu; — gez. Ichiyüsai Hiroshige gwa Herausgeber:
Vergnügungsboote bei der Ryögoku-Brücke Sanoki
Keine Veranstaltung erreichte im Yedo der Tokugawa-Zeit die Beliebtheit des Feuerwerks
von Ryoögoku.
Das Bild zeigt die lange Ryögoku-Brücke mit der Menge der Fußgänger und Zuschauer
beim Feuerwerk und den Hunderten von Booten, angesichts des in der Luft versprühenden
Feuers. Das mächtige von rechts her kommende Boot, das von robusten Ruderern vor-
wärts getrieben wird, gehört einem Daimyo und beherbergt eine vornehme Dame mit
zahlreicher Dienerschaft. Seine roten Laternen tragen in chinesischer Schrift das Zeichen
„kawaichi‘“ oder „Fluß, No. 1‘ In den kleineren Booten erquicken Männer und Frauen
sich an der Kühle des Abendwindes. (92)
83 Tötö Ryögoku Nöryo Hanabi; - Herausgeber:
gez. Hiroshige gwa Fujikei. Tori Aburachö
Erquickung bei Abendfrische und Feuerwerk an der Ryögoku-Brücke
Das Bild zeigt vorn ein großes Hausboot mit der chinesischen Bezeichnung „No. 1 Fluß-
boot“ auf einem am Dach aufgehängten Rahmen, die sich auf den großen Papierlaternen
und am Bug wiederholt. Von den drei Insaßen blickt eine nach dem Feuerwerk, die beiden
andern halten Sakeschale und -Flasche in den Händen. In einem kleineren Boot bewundern
zwei Geishas das Feuerwerk. Weiter zurück die von Zuschauern dicht besetzte Ryogoku-
Brücke und das Gewimmel der Boote auf dem Wasser. (30)
34 Tötö Ryögoku Suzumi-Bune; - gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Boote unter der Ryögoku-Brücke, Genuß der Abendkühle Sanoki
Der Genuß der Abendkühle auf dem Sumida-Fluß war von jeher ein Sommervergnügen
des Volkes von Yedo. Für das weitberühmte große Fest „Kawa-Biraki“‘, „Öffnung des
Flusses‘, mit seinem prächtigen Feuerwerk, sammeln sich an der Ryogoku-Brücke Zehn-
tausende von Vergnügensbooten so dicht gedrängt, daß sie den Fluß völlig zudecken.
Das Bild zeigt die Pfeiler der Brücke, umschwärmt von Booten verschiedener Art. In
ihren Yakata-bune oder Hausbooten erscheinen die Geishas der berühmten Janagibashi,
der Viertel der Roten Laternen, um sich im frischen Abendlüftchen des Sumida-Flusses
zu erquicken und auf den Shamisen, der dreisaitigen Gitarre, zu musizieren. Im Hinter-
grund erscheint das Ufer des Honjo-Viertels und weiter zurück die Azuma-Brücke. (65)
85 Toto Meisho; Ryögoku Yusuzumi; - gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Spaziergang in der Abendfrische an der Ryögoku-Brücke ?
Der Sumida-Fluß dient den Künstlern, vor allem den Meistern des Farbendruckes, als
unerschöpfliche Quelle für die Darstellung des Genusses der Abendfrische an der Ryogoku-
Brücke.
Das Bild zeigt drei apart gekleidete Mädchen, augenscheinlich Geishas, auf ihrem Spazier-
gang an dem romantischen Sumida-Ufer. Auf dem Wasser gleiten Vergnügungsboote,
manche laternengeschmückt. auf der Brücke wandelt die dichte Menge, die im Abendwind
Kühlung sucht. (53)
en
JE
86 Yedo Meisho Shiki no Nagame; Ryögoku no Yükei; - Herausgeber:
gez. Hiroshige gwa Tr5
Eine der Schönheiten von (edo, aus den Vier Jahreszeiten,
Abend bei der Ryögoku-Brücke
Das Bild gewährt einen weiten Ausblick auf das mit zahlreichen Booten bedeckte Wasser
und einen großen Abschnitt der Ryogoku-Brücke. Am Horizont ist, ein seltener Anblick,
der Fujiyama sichtbar. Ein Bootsmann lenkt einen Kahn mit drei Insaßen. Am Ufer
spaziert ein hell gekleidetes Mädchen und blickt nach einer Anglerin und deren Gefährtin.
(69)
87 Ryögoku Nöryöo O-Hanabi; - gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Großes Feuerwerk und Genuß der Abendkühle bei Ryögoku Yamadaya
Das Feuerwerk bei Ryogoku und die Kirschblüte sind die alles überragenden Fest-
ereignisse der Hauptstadt.
Das Bild zeigt vor der dicht besetzten Ryoögoku-Brücke und ihrem traditionellen Feuer-
werk ein großes Hausboot mit drei Teehausmädchen als Teilnehmerinnen am Fest, in
einfach aber geschmackvoll gemusterten Gewändern. (127)
195 Uraura Tairyö; —- gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Fischfang mit großen Zugnetzen Tatsuhito
Das japanische Volk verzehrt ungeheure Mengen von Fischen. Die Fischerei an seinen
Küsten ist von allergrößter Bedeutung. Japan ist ein ausgesprochenes Fischland.
Das Bild zeigt, wie die gesunden und stark gebauten Fischer bei Sonnenuntergang ihre
mächtigen Netze einholen. (11)
89 Shinagawa Shichigari-no-Zu; —- gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Muschelsammeln in Shinagawa #
Die Shinagawa-Bucht ist für den Osten von Japan der berühmteste Platz für das Muschel-
sammeln, wie die Buchten von Sumiyoshi und Sakai im Westen. Während der tiefsten
Ebbezeit wimmeln diese Plätze von Volk, ohne Unterschied von Alter und Geschlecht.
Das Bild zeigt eine kosmopolitische Gesellschaft von Muschelsammlern, denn auf dem
bloßgelegten Strand finden sich auch zwei Europäer in roten und violetten Kleidern und
ein Chinese in grüner Jacke. Das Hausboot rechts trägt auf der Fahne die Inschrift
„Großer Erfolg‘. Im Vordergrund befördert ein starker Träger eine Frau durch das
seichte Wasser, ein Knabe folgt mit ihrem Schirm und einem Paket. Gegen die Mitte
hin bewegen sich Frauen mit gefüllten Muschelkörben. Ein kleiner Knabe schreit voll
Schrecken in der Zange einer Krabbe. (105)
90 Ise Meisho Futami-ga-Ura; —- gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Futami-ga-Ura, ein schöner Platz in Ise Sanoki
Futami-ga-Ura ist der herrlich gelegene Strand der Bucht von Ise. Er ist berühmt durch
die beiden kaum 100 Schritte vom Ufer aus dem Wasser steigenden Felseninseln. Diese im
ganzen Land bekannten Felsen heißen „Myoto Iwa‘‘ oder „Mann- und Frau-Felsen‘‘.
Sie stehen etwa 50 Schritte von einander, sind aber durch das Shimenawa oder Strohseil,
ein Heiligkeitsemblem der Shinto-Lehre, mit einander verbunden.
Das Bild zeigt auf dem schönen Strand ein Pferd, das drei Personen trägt, und zwei
Pilgerinnen mit breitrandigen Hüten und Wanderstäben. Die beiden andern Frauenpaare
scheinen nicht Wallfahrerinnen, sondern Landesansäßige zu sein. 107)
AG
26
91 Mitate Hakkei; Gion bayashi Ya-U; - Herausgeber:
gez. Hiroshige gwa Ibaya Senzaburo
Eine von den acht ausgewählten Darstellungen, Nachtregen im Gion-Wald
Als zu Beginn des 13. Jahrhunderts einmal der Kaiser Shirakawa in der Nacht seine
Gattin Gion-no-Nyogo besuchen wollte, erschien im Gion-Wald eine unheimliche Gestalt,
deren Haupt von Nadeln starrte, während die eine Hand etwas Glitzerndes, die andere
einen Hammer hielt. Die Begleiter glaubten tief erschrocken, es sei ein Gespenst. Der
tapfere Krieger Tadamori vom kaiserlichen Gefolge packte die Erscheinung rasch im
Genick, und man erkannte einen alten Priester des Gion-Altars, auf der Runde um die
Laternen anzuzünden. Er trug einen Strohhut und hatte in den Händen ein Licht und ein
Ölkännchen.
Das Bild zeigt den für ein Gespenst gehaltenen Priester zwischen den Baumstämmen, den
tapfern Tadamori, der auf ihn zustürzt, den kaiserlichen Ochsenwagen mit seinen Be-
gleitern, und in ihrem Landhaus die wunderschöne Kaiserin in Erwartung des erhabenen
Besuchers. (67)
92 Shiki-no-Tomo, Fuyu-no-Niwa; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Freund der Jahreszeiten, Garten im Winter Ibasen
Drei Frauen pflegen ihren Garten im Winter. Blumen sind kaum vorhanden, der Boden
ist zum Schutz vor dem Frost mit Kiefernadeln bestreut, die wertvollen Pflanzen mit
Strohhüllen gedeckt.
Die Dame rechts hält eine Schere und ein Büschel Narzissen. Die mittlere legt ein Brett
mit Reiskörnern auf eine strohgedeckte Futterstelle für die hungrig umherflatternden
Spatzen. Die dritte zerschlägt die Eisdecke im steinernen Wasserbehälter vor einem
Strauch mit roten Beeren. (163)
)3 Setsugekka-no-Uchi; Tsuki-no-Yu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Aus der Schnee-, Mond- und Blumen-Folge, Mondnacht Ibasen
Zwiesprache mit dem klar und still leuchtenden Mond entspricht einer tiefen Neigung
der Söhne und Töchter von Nippon, ob sie nun gerade dichterische Anlagen besitzen
oder nicht. Mondschau ist deshalb allgemein verbreitet, ohne Unterschied von Stadt
und Land.
Das Bild zeigt drei Frauen in einem zierlichen Garten bei der Betrachtung des Mondes.
Die eine sitzt in der Türe zur Veranda, augenscheinlich bereit, mit ihren Freundinnen
ein Täßchen Tee zu trinken. Das Teegeschirr und einen Teller mit Konfekt hat sie neben
sich. Ihre eine Freundin blickt in den im Bild nicht sichtbaren Mond, die zweite schreitet
erst auf das Haus zu. Weil es Nacht ist, sind die Kleider der drei Frauen absichtlich in
gedämpften Farben gehalten. Die deutlichen Schatten der Figuren, der Pflanzen und des
Bambusgitters auf dem Boden und am runden Papierfenster lassen aber die Helligkeit
des Mondscheines erkennen. (164)
“4% Sumida zutsumi Yamiyo-no-Sakura; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Kirschblüten bei Nacht am Sumida-Ufer Iseichi
Das Bild zeigt drei Frauen beim Abendspaziergang zu den Kirschblüten am Sumida-
Fluß. Sie fühlen sich zu den blühenden Bäumen hingezogen, an denen sie sich auch im
Dunkeln aufs höchste zu erfreuen vermögen. Die Vorderste erleuchtet den andern beiden
mit ihrer Laterne den Weg und trägt kleine Geschenk-Pakete. Die anmutig schreitende
zweite blickt sich nach der dritten um, die ihrerseits ihr mit der Hand zuwinkt. Am
dunkeln jenseitigen Ufer flimmern erleuchtete Fenster, (170)
97
95 Hongo-Tsuki-no-Kokei; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Mondnacht in Hongo, Yedo Jökane
Die Darstellung „Tsuki-ni-Kari‘“, „Wildgänse vor dem Mond“, ist ein in der japanischen
Kunst seit alter Zeit oft wiederholtes, überaus beliebtes Thema.
Das Bild zeigt unter dem klaren Vollmond, vor welchem ein Schwarm Wildgänse vorbei-
zieht, drei Frauen in der Haltung von Geishas. Im Hintergrund liegt die Residenz eines Dai-
myos im Hongo-Viertel. Unter den Tokugawa-Shogunen waren die Daimyos gehalten, die
Hälfte des Jahres in Yedo, dem Sitz der Shogunen-Regierung, zu verbringen, die andere
Hälfte in ihren Provinz-Schlössern, wobei ihre Familien als eine Art Geiseln in der Stadt
bleiben mußten. Ihre Stadthäuser waren deshalb so weit und reich gebaut, als ihr Reich-
tum ihnen erlaubte. (4)
96 Füryü Yedo-no-Hana; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Zierliche Blumen aus Yedo »
Schöne Frauen werden mit Recht mit schönen Blumen verglichen; wenn auch diese
schweigen und jene sprechen, so entzücken sie in gleichem Maße das Auge des Betrachters.
Das Bild zeigt drei promenierende schöne Frauen auf der Ryögoku-Brücke, die in Yedo
den Sumida-Fluß an der Stelle überspannt, wo seit 1733 um Mitte Juli alljährlich vor
einer halben Million Zuschauer das Feuerwerk Kawa-Biraki „Öffnung des Flusses‘
abgebrannt wird. N
97 Furuichi Ise Ondo; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Der Ise-Tanz in Furuichi Sanoki
Zu jeder Wallfahrt nach dem großen Altar von Ise, dem heiligsten aller Shinto-Altäre
gehört der weitberühmte Ise Ondo oder Ise-Tanz. Er ist ein Volkstanz, der in den beiden
Teehäusern Bizenya und Sugimotoya im Furuichi-Viertel der Stadt Yamada durch
Mädchen in reizvoller Tracht vorgeführt wird. Der Miyako Odori oder Kirschblüten-Tanz,
noch heute als die bedeutendste Vorführung der alten Hauptstadt von Nippon, Kyoto,
wohl bekannt, soll im Ise Ondo seinen Ursprung haben.
Das Bild zeigt eine Aufführung des Ise Ondo auf der Bühne eines Landschaftsgartens vor
drei Zuschauerinnen. (55)
98 Sumida-gawa no Kei; Tsuki no En; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Mondfeier am Sumida-Fluß #
Vor dem Balkon eines Teehauses begehen im hellen Vollmondschein drei Frauen, an-
scheinend Teehaus-Mädchen, ein kleines Fest. Die eine lehnt sich an die Papier-Schiebe-
wand, auf welche ein Baum vom Garten her seinen Schatten wirft, die mittlere hält eine
Schale Sake, die dritte, schon halb hinter der Schiebewand verdeckt, scheint den Raum
verlassen zu wollen. (52)
99 Mitate Genji Hana-no-Mekake; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Blumen-Mädchen eines Genji-Schülers Yamadaya
In der Abenddämmerung, wie die Laternen und der dunkle Himmel erraten lassen, er-
quicken sich drei Frauen in der Haltung von Kurtisanen im zweiten Stockwerk eines
Teehauses am Reiz der Kirschblüten. Die eine, schwarz gekleidet, blickt über das Ge-
länder auf die Straße. Die mittlere, in einem Kimono mit Schachbrett-Muster, ist nieder-
gekauert und handhabt einen schwarzen Fächer. Die dritte entfernt sich mit einer zu-
sammengefalteten Obi-Schärpe oder einem Überkleid auf dem Arm. (120)
2e
100 Tötö Kasumigaseki: — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Kasumigaseki in Yedo Shimizuya
Kasumigaseki liegt auf einer leichten Erhöhung im westlichen Teil von Tokyo, mit herr-
licher Aussicht auf die Bucht von Shinagawa.
Das Bild zeigt drei vornehme Damen, die mittlere mit einem kleinen Knaben, zwischen
zwei Daimyo-Palästen. Vom untern Stadtteil her nähert sich ein Daimyo-Zug. Am Himmel
ziehen Wildgänse. (98)
101 Yokohama Ganki Mikomi-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Das Haus Ganki in Yokohama ‘
Das Bild zeigt das Innere des Grünen Hauses Ganki im alten Yokohama, das einen schönen
Wasserlilien-Garten umschließt. Kurtisanen steigen eine Treppe hinauf. Vor zwei plau-
dernden Geishas schreitet ein Kellner mit einer Tai-Fisch-Platte auf dem Kopf. Ein
Chinese unterhält sich mit einem Mädchen, und ein Europäer geleitet ein anderes an der
Hand über die Brücke. Hinter den Schiebewänden zeichnet sich der Schatten eines
Tänzers. In einem rückwärtigen Raum sitzen Mädchen und Gäste an einer Tafel nach
europäischer Art. (100)
102 Tötö Meisho Kasumigaseki; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Kasumigaseki, eine berühmte Gegend in Yedo Nagai
Das Bild gibt eine Ansicht von Kasumigaseki, dem vornehmsten Daimyo-Viertel der
Tokugawa-Zeit, in welchem sich heute das Auswärtige Amt des Japanischen Inselreiches
befindet. Auf der einen Seite liegt eine Daimyo-Residenz, mit einem typischen roten Tor-
bau und starken Türen, gegenüber eine zweite Daimyo-Behausung mit schwarzem Tor.
Auf dem Platz bewegen sich zahlreiche Fußgänger gewöhnlichen Standes und aus der
Samurai-Kaste, ganz vorn der Zug einer Daimyo-Frau mit ihrer Begleitung von Diener-
schaft und Gefolge. Im Hintergrund erhebt sich der Fujiyama. (57)
103 Tötö Meisho Kasumigaseki; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Kasumigaseki, eine Sehenswürdigkeit in Yedo Sanoki
Vor den zwei Daimyo-Palästen mit rotem und schwarzem Torbau bewegen sich Personen
hohen und niederen Standes. Auf eine Gruppe von Frauen, die wahrscheinlich zur Diener-
schaft einer Daimyo-Familie gehören, folgen in der Mitte einige Frauen in der für die
niederen Stände bezeichnenden Kleidung. Hinter ihnen schleppt ein Gärtner zwei Zier-
bäume an einer Tragstange. Weiter links stehen Frauen und Kinder bei einem Händler
mit künstlichen Blumen. (70)
104 Tötö Ueno Hanami-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Spaziergang in der Kirschblüte in Ueno, Yedo
Kein Ort wird in der Zeit der Kirschblüte so stark besucht, wie das an Kirschbäumen
überreiche Ueno. Männer und Frauen machen sich mit frohem Gemüt auf den Weg, um
sich an den Kirschblüten zu freuen und alles andere zu vergessen.
Das Bild zeigt den berühmten Kiyomizu-Tempel auf einem kirschblütengeschmückten
Hügel. Er ist der tausendarmigen Kwannon oder Avalokitesvara geweiht, die alle Wesen
von ihren Leiden zu befreien vermag. Der steinerne Stufenweg zum Tempel wird jahraus-
jahrein von Pilgern beschritten. Vor dem Hügel bewegt sich ein Trupp von Blumen-
enthusiasten, einzelne davon nicht unberührt von der Wirkung des Sake-Genusses. (186)
IQ
105 Rokugoö Watashiba-no-Kei; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
An der Fähre von Rokugö Yamashö
Das Bild zeigt die Rokugo-Fähre, halbwegs zwischen Tokyo und Yokohama. Im Vorder-
grund warten drei Frauen auf die Abfahrt, die Jüngste steht, die beiden andern sitzen.
Sie blicken nach dem zweiten Boot, mit welchem eine Sänfte übergesetzt wird. Eine Frau
sitzt im Innern, eine zweite, ältliche, lehnt sich stehend an den Tragbalken, ein Mädchen
sitzt daneben. Über dem Fluß, auf dem ein einziges stilles Segel steht, und seinen bewal-
deten Ufern erhebt sich der weiße Fujiyama. (133)
106 Shichiri-ga-Hama Yuran-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Spazierritt am Shichiri-ga-Hama-Strand Ai-To
Der Shichiri-ga-Hama-Strand liegt malerisch zwischen der heiligen Insel Enoshima und
Kamakura, der uralten Adelshauptstadt von Nippon. Es ist nur natürlich, daß ein solcher
Punkt von außerordentlicher Schönheit von Land und Wasser unaufhörlich in der Kunst
geschildert wird.
Im Hintergrund des Bildes erhebt sich der beschneite Fujiyama über dem Wasser, dessen
Ufer badende Kinder und Fischer mit Tangbündeln beleben. Im Vordergrund führt ein
Landmädchen einen schwarzen Reitstier am Zügel und sieht sich nach dem Reiter um.
Dieser, ein reichgekleideter Edelmann, blickt seinerseits auf sie. Augenscheinlich ist er auf
der Reise nach dem Benten-Tempel auf der naheliegenden Insel Enoshima. (119)
107 Söchü Shichiri-ga-Hama; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Der Strand von Shichiri-ga-Hama in der Provinz Sagami Fujikei
Man könnte sagen, Shichiri-ga-Hama-Strand und Farbholzschnitt sind ein und dasselbe.
Es ist unglaublich, in wie vielen Variationen der Farbendruck sein Bild gestaltet hat.
Allerdings ist das Thema im breiten Publikum sehr beliebt.
Das Bild zeigt auf dem breiten Strand, der zwischen der Insel Enoshima und Kamakura,
dem ehemaligen Sitz der Shogun-Regierung liegt, männliche Reisende und drei Pilge-
rinnen, die wahrscheinlich nach dem Benten-Tempel streben. Unter die Erwachsenen
mischen sich eben dem Wasser entstiegene Kinder. Von links her reitet eine Dame auf
einem schwarzen Stier. Über den Uferwald ragt der schneebedeckte Fujiyama. (182)
108 Shinagawa Shichi-no-Zu; — gez. Hiroshige gwa Herausgeber:
Muschelsammeln in Shinagawa Yamadaya
Shichi, d. h. Muschelsammeln bei Ebbe, ist als Frühlingsvergnügen von gleicher Be-
deutung wie das Kräutersammeln auf den herbstlichen Gefilden. Am Shichi-Tag laden
Freunde und Verwandte, Alt und Jung einander an den Strand ein, wo auch ein Boot
bereitgehalten wird. Wenn nach dem Einsammeln von Muscheln aller Art die Flut zurück-
kehrt, steigt man in das Boot und kehrt mit reicher Beute heim.
Das Bild zeigt eine bunte Gesellschaft beim Muschelsuchen am seichten Strand. Erwach-
sene und Kinder unterhalten sich mit der Jagd auf Schaltiere und Fische, während im
Vordergrund das Boot wartet. (102)
109 Oko Uwanari-Uchi no Zu; — gez. Hiroshige fude Herausgeber:
Die Zweite Frau Prügeln
Das „Uwanari-Uchi‘ oder „Die Zweite Frau Prügeln‘“ war einer der merkwürdigsten
Bräuche im alten Japan. Er nahm seinen Anfang in der Ashikaga-Zeit und war allgemein
30)
im Schwang in dem sogenannten Zeitalter der Kriege, d.h. in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts. Er bestand darin, daß eine geschiedene Frau die zweite Frau des
Mannes schlagen durfte, dem sie selber nicht gefallen hatte. Dabei halfen ihr ihre weib-
lichen Verwandten, während Männer in diese komische Angelegenheit sich nicht ein-
mischen durften. Der Tag des Überfalls wurde jeweilen der neuen Gattin zum voraus
angesagt, die ihn als eine Selbstverständlichkeit erwartete. Im Höhepunkt der Schlacht
griffen die Frau des Vermittlers der ersten Ehe und Mädchen ein und setzten ihr ein
Ende.
Wie das Bild zeigt, kämpfen die Frauen beider Parteien verzweifelt gegen einander mit
Besen, Körben, Reisschöpfern und andern Gerätschaften. (171)
Hiroshige und Kunisada-Toyokuni II
110 Füryü Genji Yoru-no-Niwa; —- gez. Toyokuni gwa,
Hiroshige gwa Herausgeber:
Der schöne Prinz Genji im nächtlichen Garten Isekane
Genji ist der Held des berühmten Romans „Genji Monogatari‘ der Hofdame Murasaki
Shikibu, der in 54 Kapiteln das Leben der vornehmen Gesellschaft der drei Kaiser-
Dynastien Daigo, Shujaku, Murakami (897—967) schildert.
Der schöne Edelmann spricht in diesem, in der Landschaft von Hiroshige, im Figürlichen
von Toyokuni geschaffenen Bild, mit einer in ein rötliches Nachtgewand gehüllten Dame,
die im Schein einer Handlaterne nach dem im Dunkel liegenden Garten schreitet, mit
da und dort von Steinlaternen erheilten Wegen. (31)
111 Füryü Genji Yuki-no-Nagame; — gez. Toyokuni gwa,
Hiroshige gwa Herausgeber:
Der schöne Genji spaziert in einer Schneelandschaft Isekane
Seit den ältesten Zeiten besitzt der Schnee nicht nur eine besondere Anziehungskraft
für die Dichter, sondern das Volk sieht in ihm ganz allgemein das Versprechen einer guten
Ernte. Deshalb erscheint die Schneelandschaft immer von neuem wieder in den Werken
der Kunst und des Kunstgewerbes.
Die reizvolle Schneelandschaft des Bildes stammt von Hiroshige, Toyokuni hat den Prinzen
Genji, den Helden des nach ihm benannten Romans der Hofdame Murasaki Shikibu,
und das schlanke Mädchen im Chrysanthemum-Kimono gezeichnet. Der Prinz lustwandelt
unter dem schneebedeckten Schirm, das Mädchen will mit ihrem Besen einen Busch vom
Schnee befreien und wendet sich ab, damit dieser nicht auf sie falle. (29)
112 Genji Gappitsu Shiki. Fuyu. Sumidagawa; —
gez. Toyokuni gwa, Hiroshige gwa Herausgeber:
Prinz Genji, eine der Vier Jahreszeiten, Sumida-Fluß Fujikei
In den ruhmreichen Zeiten der Tokugawa-Herrschaft galt als das vornehmste Vergnügen
in freier Natur ein Winterspaziergang am Ufer des Sumidaflusses und bei der östlich von
ihm liegenden, malerischen Insel Mukojima.
Das Bild zeigt den Prinzen Genji in einer hellen Schneelandschaft, begleitet von einer
Kurtisane mit einer kleinen Dienerin und einer Geisha. Sie sind dem schneebedeckten
Hausboot entstiegen, der Prinz in einem blauen Übermantel, mit Regenschirm und zwei
Schwertern, die Frauen in farbig leuchtenden Gewändern. (160)
+7
3X
113 Azuma Genji; Yuki-no-Niwa; — gez. Toyokuni gwa,
Hiroshige gwa Herausgeber:
Genji, der Prinz aus dem Osten, im Schneegarten Mori]i
„Es lebe der Schnee‘, tönt es in Japan, wenn frischer Schnee gefallen ist. „Ein Schnee-
jahr, ein gutes Jahr‘‘, sagt das Volk. Der Schnee erfreut die Kinder, die muntern Hunde
und den Bauern, weil dieser weiß, daß er die schädlichen Insekten tötet.
Das von Hiroshige und Toyokuni gemeinsam geschaffene Bild zeigt drei Dienerinnen,
eifrig beschäftigt mit dem Aufbauen eines großen Hasen aus Schnee, in einem verschneiten
Garten mit einem Wasserfall, Brücken, steinernen Laternen, Ziersträuchern und hohen
Bäumen. Links steht, kostbar gekleidet, die hohe Gestalt des Prinzen Genji, in Gesell-
schaft einer schönen Dame. (180)
114 Tago-no-Ura-Fükei; — gez. Toyokuni gwa, Hiroshige gwa Herausgeber:
Die Landschaft von Tago-no-Ura Marujin
Die Tago-no-Ura Bucht bietet den schönsten Ausblick auf den schneebedeckten, maje-
stätischen Fujiyama, das Kleinod des Landes der Aufgehenden Sonne. Kein Wunder,
daß Yamabe-no-Akahito, dessen Dichtkunst den Vergleich mit der des göttlichen Kaki-
nomoto-no-Hitomaru aushielte, in einem Gedicht von unvergänglichem Ruhm ihn be-
sungen hat.
Im Bild bewundern ein Daimyo und seine edle Gattin von der Veranda ihrer Villa an
der Tago-no-Ura-Bucht aus die unvergleichliche Schönheit des heiligen Fuji-Berges.
Der Daimyo hält Pinsel und Papier in der Hand, um ein des Berges würdiges Gedicht
aufzuschreiben, über das er sinnt. (27)
115 Füryü Genji Akashi; - gez. Toyokuni gwa, Hiroshige gwa Herausgeber:
Der schöne Genji in Akashi Isekane
Der Prinz aus dem Genji-Roman ist hier auf moderne Art dargestellt. Aus einem Som-
merhaus, mit prachtvoller Aussicht auf die Bucht von Akashi, blicken eine Dame und
ihre Dienerin auf den mit seinem Pagen an der Küste spazierenden Edelmann. Land
und Wasser liegen im hellen Mondschein, im Garten brennen im hohen Herbstgras ver-
teilt Laternen. (89)
116 Füryü Genji, Tsukuda; - gez. Toyokuni gwa, Hiroshige gwa Herausgeber:
Schönheit des Genji, Tsukuda Isekane
Der Begriff des Genji ist hier in einer weiblichen Gestalt verkörpert, die in Bewunderung
des Vollmondes versunken ein Gedicht zu überdenken scheint. Auf dem Tischehen vor
ihr liegen das Schreibzeug und zwei Nachschlagebücher. Die Figur ist von Toyokuni
gezeichnet, die Landschaft von Hiroshige. Sie stellt den Unterlauf des Sumidaflusses dar,
bei seiner Mündung in die Shinagawa-Bucht, mit Flößen, Ruderbooten und Dschunken.
(76)
117 Füryü Genji, Suma; - gez. Toyokuni gwa, Hiroshige gwa Herausgeber:
Der schöne Genji, Suma Isekane
Suma ist ein sehr schöner Strand am Ausgang der weltberühmten Inland-See von J apan.
Seit alten Zeiten bildet er einen beliebten Stoff, nicht nur für die Malerei, sondern auch
sonst für die verschiedensten Arten von Kunstwerken. Weil der Roman des Prinzen
Genji ein Kapitel „Suma“‘ enthält, wird der Ort oft mit seiner Figur verbunden.
In einem Sommerhaus steht Prinz Genji, von der Hand des Toyokuni, neben ihm auf dem
Boden ein Koto, ein 14saitiges Musikinstrument; am Strand zum Trocknen aufgehängte
29
Fischernetze. Er scheint bezaubert vom malerischen Anblick der Inland-See mit den
kiefernbestandenen Inseln und Riffen und einem von frischem Wind gefüllten Segel.
Der linke und mittlere Teil des Bildes sind von der Hand des Hiroshige. (77)
118 Furya Genji E-Awase; - gez. Toyokuni gwa, Ichiyüsai
Hiroshige gwa Herausgeber:
Landschaft von Saga-No Isekane
Der landschaftliche Glanzpunkt von Kyoto, Arashiyama liegt in dem malerischen Be-
zirk von Sagano, dem nordwestlichen Vorort der alten Hauptstadt. Herrliche Kirsch-
blüte im Frühling, Rudern und Schwimmen im Sommer, prächtige Farben der Ahorn-
bäume im Herbst, und eine Schneelandschaft, die im Winter die Dichter begeistert; das
alles ist Arashiyama durch die Natur verliehen.
Das Bild zeigt die Kirschblüte in Sagano oder, wie der volkstümliche Name lautet,
Arashiyama. Das blaue Gewässer bei der Togetsukyo-Brücke heißt Oi, in seinem Ober-
lauf Hozu. In einem Landhaus steht eine außergewöhnlich schöne Frau neben ihrer
Ehrendame, die ein Fernrohr hält. Die Frau ist eine Figur aus dem berühmten „Genji
Monogatari‘, dem Roman des Prinzen Genji, mit Anspielung auf die Dame Murasakiı
oder Purpur. Auf alle Fälle zeugen ihr kostbarer Kimono mit Chrysanthemum-Muster
und die kunstreiche Haartracht von sehr hoher Geburt. (17)
119 Füryü Genji Shiogama; — gez. Toyokuni gwa,
Hiroshige gwa Herausgeber:
Der schöne Genj}i in Shiogama Isekane
Shiogama ist eine der meistgenannten Strandgegenden an der Nordost-Küste von Nippon.
Der Name bedeutet, im Hinblick auf die seit alten Zeiten hier betriebene Salzgewinnung,
„Salzkessel‘‘.
In dem von Toyokuni, die Figuren, und von Hiroshige, die Landschaft, gemeinsam ge-
schaffenen Bild sitzt neben drei Kiefern ein Fischerweib in derb buntem Kimono, bei
ihrem Fischkorb; neben ihr wandelt der prächtig gekleidete Prinz Genji, in den Anblick
der schönen Küstenlandschaft vertieft. (122)
siehe auch Nr. 153 und 191.
Kunisada, Utagawa Ichıyüsaı (1786-1865)
nennt sich zur Bekundung seiner Verehrung für Toyokuni I
(1768-1825) nach 1844 Toyokuni II, wäre aber als
Nachfolger von Toyoshige Toyokuni I1 (1777-1835)
richtig Toyokunı III
120 Minashi-zuki; Fuji-no- Yüdachi; - gez. Gototei Kunisadagwa Herausgeber:
Juni, Gewittersturm am Fujiyama
„Minashi-zuki‘ heißt wörtlich „Monat ohne Wasser‘. Dies ist eine alte Bezeichnung für
den Juni, nach dem Mondkalender, der dem heutigen Juli und Anfang August entspricht.
Es folgen sich da meist drückend heiße Tage, unter denen das Volk in den Städten oft
leidet. Aber nicht selten kommen plötzliche Regenschauer, die alles durcheinander bringen,
namentlich die Ausflügler in den Bergen.
Das Bild zeigt einige Frauen, welche bei der Besorgung ihrer Wäsche vom Regen über-
rascht und erschreckt worden sind, anscheinend in der Nähe des heiligen Fujiyama-Berges.
(154)
43
121 Mimeguri-no-Hatsu- Yuki; - gez. Gototei Kunisada gwa Herausgeber:
Erster Schnee in Mimeguri ?
Vor der Umwälzung von 1868 gehörte in Japan das Ausgehen im Schnee zu den uner-
läßlichen Wintervergnügungen aller Volksklassen, vor allem aber der Künstler und
Dichter. Die Sitte war so verbreitet, daß die begüterten Familien besondere Landhäuser
an hiefür günstigen Orten besaßen. Mimeguri in Mukojima am Sumida-Ufer war seit der
Tokugawa-Zeit untrennbar mit den Schneespaziergängen verbunden, wie es denn zu den
berühmtesten Ausflugsorten von Yedo gehörte.
Die Tracht der Dame zu äußerst rechts gibt keinen sichern Anhaltspunkt, ob sie als Geisha
zu betrachten sei oder nicht. Die zwei mittlern sind sicher Geishas, die eben den steinernen
Tori oder Eingang zum Shinto-Heiligtum betreten. Die zwei vordersten scheinen Frauen
aus angesehenen Familien zu sein. Sie alle kommen, um sich am Anblick der schönen
Schneelandschaft zu erfreuen, welche der Vorhof des Mimeguri-Altars bietet. (36)
122 Tomigaoka Sotsugo-no-Kei; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Neuschnee in Tomigaoka Kawaguchi
Mit Tomigaoka ist hier ein Shinto-Heiligtum gemeint, der dem Kaiser Ojin geweihte
Hachiman-Altar in Fukagawa, Tokyo, der nach der Überlieferung im Jahre 749 durch
Fujiwara-no-Toyonari begründet wurde.
Das Bild zeigt die Vorderseite des Hachiman-Heiligtums nach einem starken Schneefall.
Drei Frauen mit der Haartracht der Geishas erquicken sich am neuen Schnee und an der
frischen Luft. Ihre Anwesenheit erklärt sich daraus, daß in der Tokugawa-Zeit, nahe
einem Tomigaoka-Heiligtum, ein bekanntes Geisha-Viertel bestand. (139)
123 Yedo Hakkei, Yoshiware-no- Ya-U; — gez. Gototei
Kunisada gwa Herausgeber:
Nachtregen in Yoshiwara, aus den Acht Ansichten aus Yedo Yamakyü
Der Titel „Acht Ansichten aus Yedo“ ist von den „Acht berühmten Ansichten des Biwa-
See*‘ entliehen, die um 1500 durch den Minister Konos Masaiye mit Anspielung auf die
„Acht Ansichten vom Hsiao-Hsiang-See, China“ zusammengestellt wurden.
Das Bild zeigt einen Innenraum aus einem Grünen Haus in dem oft genannten Yoshiwara.
Die Kurtisanen der Yedo-Zeit (1603—1868) waren gänzlich verschieden von denen un-
serer Tage. Sie waren ausgebildet in allen Arten weiblicher Fertigkeiten, Kleidermachen,
Tee-Zeremonie, Musik, Blumenzusammenstellen und sogar Dichtkunst. Das alles brauch-
ten sie, weil sie oft Daimyos und hohen Staatsbeamten aufwarteten.
Das hübsche Mädchen rechts ist eben daran, mit Beistand ihrer neben einem Kerzen-
leuchter kauernden Freundin einen seidenen Kimono zu glätten. Aus einer bronzenen
Kohlenpfanne hat sie mit einer Zange Glut gefaßt, um sie in ein Bügeleisen zu stoßen.
Links ringt eine Frau über einem schwarzen Lackbecken ein nasses Tuch aus. Sie steht
neben einem Kleiderständer, auf dem ein reich geschmückter Kimono hängt. Im Hinter-
grund öffnet sich ein Blick in das Zimmer einer andern Kurtisane. Draußen fällt dichter
Regen. (32)
124 Yüdachi-no-Kei; - gez. Gototei Kunisada gwa Herausgeber:
Ein Gewitter Yamakyü
Das Bild zeigt die durch ein plötzliches Gewitter erschreckten Insassen eines Hauses.
Hastig entfaltet eine Frau das Moskitonetz, welches nach altem Aberglauben kein Blitz
durchschlagen kann. In dem halb aufgespannten Netz liegt furchterfüllt ein Mädchen;
es hält sich die Ohren zu und ruft die Götter um Hilfe an. Während ein greller Blitz in
den Raum schlägt und der Sturm den Sonnenvorhang, die Balkonpflanzen und eine
24,
DE
Bambusmatte schüttelt und den Dampf des Räuchergefäßes ins Zimmer treibt, sucht ein
kleiner Knirps Zuflucht bei der Mutter, und müht sich ein Mädchen, in aller Eile die
Wand zu schließen. (12)
125 Kaomise no Kokei; - gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Spielzeitbeginn im Theater Izuichi
Der Ausdruck „Kaomise‘ heißt wörtlich „Erstauftreten eines Schauspielers bei Eröffnung
der Spielzeit‘. Er wurde bald verwendet für die Spielaufnahme der ganzen Truppe bei
besondern theatralischen Veranstaltungen, wie sie gewöhnlich Anfang Dezember statt-
finden.
Das Bild zeigt drei Geishas in verschieden abgestufter, gepflegter Kleidung, auf ihrem
eiligen Weg zum Theater, beflissen, als erste auf ihre Plätze zu kommen, um dem Spiel
von Anfang an beizuwohnen. Rechts und links hängen vor den Dächern von zwei Thea-
tern zahlreiche Fahnen mit den Namen von Schauspielern. (118)
126 Tötö Ryögoku Yagenbori; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Yagenbori bei Ryögoku, Yedo Fujihiko
Das Bild zeigt das Yagenbori-Viertel am Sumidafluß, mit Fernblick auf die Ryogoku-
Brücke. Das Mädchen rechts in leichtem, vom Abendwind bewegten Sommerkleid, hält
einen Fächer. In der Mitte führt eine Frau ein kleines Kind mit einem Grillenkäfig, links
steht ein Teehaus-Mädchen. (116)
127 Yedo Sugata Hakkei: — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Die Acht Figurenbilder aus Yedo Yamatsuta
Auf einer gegen den Garten hin gelegenen Veranda im obern Stockwerk eines Speisehauses
oder Teehauses, vielleicht auch eines Grünen Hauses, stehen drei Teehausmädchen, die
auch Kurtisanen sein können, da diese beiden Arten von Frauen einander in manchem
gleichen. Am Dachgesims hängen zwei achteckige, kunstreich gebaute, mit Herbstblumen
bemalte Laternen. Vom Garten sieht man den obern Teil einer Kiefer, einer Paulownia
und einer steinernen Laterne. (177)
128 Tatsumi Hakkei no Uchi; - gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Eine der Acht Ansichten aus Tatsumi :
Das Bild zeigt einen Raum in einem Teehaus des sogenannten Tatsumi, wörtlich „Südost-
oder Fukagawa-Bezirk“, eines alten und gepflegten Wohnviertels, das in der Tokugawa-
Zeit im Südosten des VYedo-Schlosses lag.
Vor einer Papiertür, Shoöji, steht eine Dienerin mit einer eisernen Teekanne in der Hand.
Hinter ihr öffnet sich ein Blick in einen Speiseraum mit bereitstehendem Eßgeschirr.
Die zwei andern Frauen sind Geishas, mit dem modischen Haarschmuck in Schildpatt.
(161)
129 Hana-Zakari Shi-No-K5ö-Shö; — gez. Ichiyüsai Kunisada gwa
Wohlfahrt und Gedeihen des Krieger-, Bauern-, Herausgeber:
Handwerker- und Handelsstandes
Shi-Nö-Kö-Shö, Krieger, Bauer, Handwerker, Kaufmann war die Stände-Ordnung der
Feudalzeit, welche den Krieger an die Spitze aller Klassen stellte. Dafür, daß eine so unzeit-
gemäße Gesellschaftsordnung nicht mehr weiter besteht, ist das neue Reich von Nippon
zu beglückwünschen.
Das Bild zeigt, wie Federballschläger hergestellt werden. Eine Frau bemalt am Arbeits-
35
tisch einen Schläger, in der Mitte entrollt eine zweite ein Schauspielerbild, wie sie häufig
auf diesen Schlägern angebracht wurden. Eine Katze blickt zu ihr auf. Links vorn ist
ein Mädchen mit Seidenlappen heschäftigt, zu ihrer Rechten steht ein Kohlenhecken
mit Glut und heißer Asche, in der ein Bügeleisen steckt. (135)
130 Ukiyöo Nenjü Gyöji, Satsuki; — gez. Kunisada ni dai me Herausgeber:
Das Fest des fünften Monats nach dem Mondkalender Joshuya
Das Bild zeigt die Zubereitung des Reiskuchens für den Tag des 5. Mai, der allgemein
als Fest Tango-no-Sekku begangen wird. Es heißt auch Buben-Fest, zum Unterschied
vom Mädchen-Fest vom 3. März. Ein weiterer Name ist Shöbu-no-Sekku. Es gehörte zu
den fünf großen jährlichen Festen, die seit dem 8. Jahrhundert in der vordersten Reihe
standen. An dem Tag wurde das Dachgesims mit Wasserlilien geschmückt, welche die
bösen Geister vertreiben sollten. Fahnen und Papier- und Stoffkarpfen wurden heraus-
gehängt und Spielzeug-Waffen aufgestellt.
Im Bild sind zwei Frauen mit der Herstellung des Kuchenteiges beschäftigt, eine dritte
überwacht den Ofen. Die Hausherrin empfängt einen Besuch, der als Festgeschenk zwei
Schwerter bringt. (156)
131 Sakes-Gusa Tosei Musume; — gez. Köchörö Kunisada gwa
Toyokuni gwa Herausgeber:
Glückliche moderne Mädchen Izuichi
Das Bild zeigt einen Raum in einem gut gehaltenen Haus, in welchem drei junge Mädchen
bei ihrer Arbeit sind. Die erste streift neu ausgeschlüpfte Seidenraupen von den Papier-
bogen auf ein Tablett. Eine Jüngere sitzt in der Mitte an einem Tisch bei Schreibgerät
und Schreibvorlagen und blickt über das Buch „Hyakunin Isshu‘‘ oder „100 Gedichte
von 100 Dichtern und Dichterinnen‘‘ nach der Freundin zu ihrer Rechten, die mit dem
Entfalten von Seidenstoff beschäftigt ist und für freiere Bewegung das violette Überkleid
von der rechten Schulter herabgestreift hat. Über die geöffnete Fensterwand hängen
vom Dachgesims Trauben von violetten Wistaria-Blüten. (114)
132 Mangetsu; — gez. Gototei Kunisada gwa Herausgeber:
Vollmond »
Drei Frauen bewundern im zweiten Stockwerk eines Teehauses, an dessen Dachgesims
drei große Papierlaternen hängen, den Vollmond. Das Haus gewährt eine großartige Aus-
sicht auf eine Bucht mit ankernden Dschunken, die nach ihren Kennzeichen die Shina-
gawa-Bucht sein mag. Die verschwenderisch geschmückten Haare der drei Frauen zeigen,
daß sie Kurtisanen sind. Der Fujiyama erhebt sich hoch über der Landschaft. Die Obi-
Schärpe der am tiefsten in die Betrachtung des Mondes Versunkenen fällt lang herab.
Sie wird sie aufstecken, wenn sie sich am leuchtenden Mond satt gesehen haben wird.
(82)
133 Hi, Tsuki, Hoshi no Uchi; Tsuki; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Eines von Sonne, Mond und Sternen; Mond Aritaya
Das Bild zeigt drei Frauen im Anblick des Vollmondes in einem am Meeresufer, anschei-
nend an der Shinagawa-Bucht von Yedo, gelegenen Teehaus. Die eine, die eben zu Nacht
speist, ist ohne Zweifel eine Geisha. Sie hat wohl vor kurzem auf dem neben ihr liegenden
Shamisen gespielt. In der Mitte steht eine zweite, mit nach dem Waschen zum Trocknen
aufgelösten Haar. Ihr zeigt ein junges Mädchen sein Kleid, indem sie einen Ärmel aus-
breitet. Wie immer auf den Nachtbildern sind die Kimonos der Frauen von gedämpften
Farben. (45)
36
134 Kachö Fügetsu no Uchi. Tsuki; — gez. Ichiyösai Herausgeber:
Toyokuni gwa
Eine der Schönheiten der Natur, Mond
Bei keinem Volk zeigt sich eine so starke Neigung, sich in den Anblick des Mondes zu ver-
tiefen, wie beim japanischen. Seit den ältesten Zeiten haben die Dichter in zahllosen Werken
den Mond besungen, die Maler ihn gemalt, und bis heute haben sie dem Herzen der Nippon-
Leute noch nicht Genüge getan. Sie sind immer noch durstig nach dem Genuß des Mond-
scheins und lassen sich keine Gelegenheit entgegehn, sich ihn zu Gemüte zu führen.
Das Bild zeigt eine herrliche Mondnacht über dem Garten einer Daimyo-Residenz. In der
Mitte sitzt der edle Daimyo in einem graublauen Kimono mit Wappenzeichen. Er hält
eine Shakuhachi-Flöte in der Hand und blickt nach dem Mond. Rechts steht eine schön
gekleidete Frau neben einem Koto, links bindet eine Hausdame den Rollvorhang hoch,
neben einem andern Musikinstrument. Der Daimyo und die beiden Frauen haben sich
zum Triospiel vereinigt. (48)
135 Mimeguri no Yüdachi; — gez. Köchöro Kunisada gwa Herausgeber:
Gewitterregen in Mimeguri : Tzuichi
Die Aufgabe der Ukiyo-e oder Genremalerei ist die Darstellung des niederen Volkes, und
Meister in ihr ist derjenige, der dieses möglichst natürlich malt.
Fünf Frauen und ein kleiner Knabe sind plötzlich von einem Gewitterregen überrascht
worden in der Nähe des Mimeguri-Heiligtums von Mukojima am Ostufer des Sumida-
flusses. Weiter zurück beeilen sich andere Leute, vor dem Regen sich in Sicherheit zu
bringen. Die hinterste Frau trägt zwei Regenschirme und Sandalen für jemand unterwegs
vom Sturm bedrohten. Die beiden Frauen in der Mitte tragen reiche Kimonos mit Wappen-
zeichen, wonach sie sicher zur guten Gesellschaft gehören. Die beiden vorderen Frauen
sind nach Gebaren und Erscheinung niederen Standes und erstaunlich natürlich ge-
zeichnet. (35)
136 Mukojima no Sakura Gari; — gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Spaziergang in der Kirschblüte in Mukojima Izuichi
Mukojima, wörtlich „Die gegenüberliegende Insel‘, liegt malerisch im östlichen Teil
des Sumidaflusses und ist weitbekannt durch die alljährliche Entfaltung der herrlichen
Kirschenblüte. Über seine Schneelandschaft mag man sagen was man will, sie kann mit
der mehrere Meilen weit am Ufer des breiten Flusses sich hinziehenden Blütenpracht
nicht verglichen werden.
Eine freundlich blickende Frau mit einem blau-weißen Kopftuch und einer Korbtasche
in der rechten Hand, hält über ihrer linken Schulter eine rote Tengu-Maske. In der Mitte
des Bildes halten zwei schöne junge Frauen ein Kind empor, das seine Händchen nach
einer anmutigen Dame ausstreckt, die ihrerseits die Hände hebt, um es zu sich zu nehmen.
Sie trägt ein sehr schönes tiefblaues Kleid mit Wappenzeichen und violettem Ohi. (112)
137 O-Hana-Mi; —- gez. Köchörö Kunisada gwa Herausgeber:
Spaziergang in der Kirschenblüte Tsujiokaya
Das Bild zeigt rechts ein junges Mädchen in reichem violettem Kimono, ohne daß sie zu
der wirklich vornehmen Klasse gehören müßte, vor einem Kirschbaum mit der Bezeich-
nung Tama-Zakura oder „Juwelen-Kirschbaum‘‘, Die Frau in der Mitte, in einem eben-
falls schmuckvollen Kleid, hat deutlich die Haltung einer Geisha. Die Inschrift am Baum
hinter ihr lautet Waka-Zakura „Jugendlicher Kirschbaum“‘‘. Auf der Bank vor einer
Teebude sitzt die Eigentümerin, deren Erscheinung ihrem Beruf entspricht, d. h. sie ist
im volkstümlichen Stil gemalt, und wartet, die Tasse in der Hand, ob die zwei Frauen
bei ihr eintreten werden, um sich auszuru*-- (94)
‚LCH.-
+ |
138 Sumida-gawa-no-Sekkei; — gez. Kunisada aratame ni dai
Toyokuni gwa Herausgeber:
Schneebild vom Sumida-Fluß Yamakyü
Am verschneiten Sumida-Ufer, gegenüber der Insel Mukojima, kommen drei Frauen,
die eben einem Hausboot entstiegen sind, zu einem Landhaus, wohl um ein Schneefest
zu begehen. Die vorderste in einem tiefblauen Mantel, wischt sich, um das Haus zu be-
treten, die Füße ab. Die zweite, in einem violetten Kimono, schließt ihren Schirm, die
hinterste bringt ein Paket in einem violetten Seidentuch. (140)
139 Yuki-Keshiki Sumida-no-Nagame; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Schnee am Sumida-Fluß Sanoki
Seit undenklichen Zeiten hat nichts im Winter so sehr die japanischen Dichter und Maler
entflammt wie die verschneite Landschaft. Dafür zeugen eine große Zahl von Meister-
werken der Dichtkunst und der Malerei. Vor der Meiji-Restauration von 1868 wett-
eiferten die Reichen in der Anlage von geschmackvollen Landhäusern an beiden Ufern
des Sumida-Flusses, die als die bevorzugte Gegend für Schneelandschaftsschau in Yedo
(jetzt Tokyo) betrachtet wurden. Hierher begaben sich bei jedem Schneefall unzählige
Schaulustige aus allen Teilen der Stadt, ohne Unterschied von Arm und Reich.
Das Bild zeigt jenseits des Flusses Sumida die malerische Insel Mukojima, während links
über dem Ufer eine schwarzgekleidete Dame, wohl die Hausherrin, auf der Veranda einer
Villa steht, um eine schöne Frau zu begrüßen, die mit ihrer Zofe eben dem auf dem Fluß
liegenden Hausboot entstiegen ist. (2)
140 Yaki-Imo Ya; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Bataten-Braterin Yamaguchi
Das für das winterliche Japan, vor allem Yedo und seine Umgebung typische Bild zeigt
einen durch eine Bambuswand geschützten Verkaufsstand für gebackene Bataten, mit
zwei Körben voll rohen Früchten und einem irdenen Herd, in dem die Scheiter brennen.
Die Besitzerin unterhält das Feuer mit einem Bambus-Blasebalg. Trotzdem sie gegen die
Kälte ein Tuch um den Hals gelegt hat, sieht sie sehr verfroren aus. Sie erwartet zwei
winterlich verhüllte Käuferinnen, deren einer die Dienerin mit einem Stäbchen die Schnee-
knollen von den Sandalen stößt. Schauplatz ist anscheinend das stark bebaute und be-
völkerte Ufer des Sumida-Flusses. (79)
141 Niwaka Yüdachi; — gez. Köchörö Toyokuni gwa Herausgeber:
Ein Gewittersturm
Heutzutage werden derartige Themen nicht mehr mit dem Humor dargestellt wie das
vorliegende Bild. Die Frau im Moskitonetz hält sich die Ohren zu, um die Donnerschläge
nicht hören zu müssen. Das zweite Mädchen hat mit Feuerstein ein Papier angezündet,
die dritte schließt die Schiebewand, um den Blitz abzuhalten, wie er eben jetzt in den
Raum schlägt. Auf der Straße rennen die Leute. um nicht vom Wolkenbruch durchnäßt
zu werden. (143)
142 Niwaka Yüdachi; — gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Ein Gewitterregen Hamadaya
Im obern Stockwerk eines Hauses schließt eine Frau die Fensterladen gegen den Regen
und den Schein der Blitze, eine andere zündet Weihrauch an, der den Blitz bannen soll,
30
die dritte macht ein Moskitonetz zurecht, weil nach dem Volksglauben der Blitz es nicht
durchschlagen kann. Draußen hat der Sturm einem Mann seinen Hut entrissen. Männer
und Frauen beeilen sich, um nicht bis auf die Haut durchnäßt zu werden. (108)
143 Mangetsu; — gez. Kunisada aratame ni dai me
Toyokuni gwa Herausgeber:
Vollmond Yamakyü
Der blanke Vollmond und schöne Frauen können nie schlecht zusammen gehen. Deshalb
sind so viele Farbholzschnitte über dieses Thema geschaffen worden und sind sie zu allen
Zeiten bei allen Menschen so beliebt.
Das Bild zeigt den malerisch angelegten Landschaftsgarten einer großen Besitzung. Er
liegt im hellen Glanz des Vollmondes. Drei Frauen geben sich dem Genuß des Abends hin,
darunter ein Mädchen, das einer älteren Dame das Rauchgerät überbringt. Auf einer Insel
im See steht eine sogenannte Schneelandschaft - Steinlaterne, eine größere Steinlaterne
auf dem Ufer links vor dem Wohnhaus. (117)
144 Jisei Kachö Fügetsu; Hana; — gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Die ständigen Schönheiten der Natur, Blütezeit Nagai
Das Wort O-Hana-mi oder Ehrenwertes Blumen-Schauen, genauer Kirschblütenschau,
tönt für die Ohren des Volkes von Nippon süß wie Musik. Nach der Überlieferung hat es
seinen Ursprung von einem Fest im kaiserlichen Garten Shinsen-in unter den blühenden
Kirschbäumen im dritten Jahr des Konin (812), um in der Folge vom ganzen Volk über-
nommen zu werden.
Die drei Frauen, die im Bild unter den prächtig blühenden Kirschbäumen in einem
weiten Landschaftsgarten sich ergehen, tragen alle die reiche Kleidung der Angehörigen
der allerobersten Klasse. Die eine nimmt, mit der Sakeschale in der Hand, eine kleine
Mahlzeit zu sich, die zweite ist daran, auf den Schrittsteinen ein Bächlein zu überqueren,
wobei die dritte mit liebevollem Blick ihr zusieht. (44)
145 Sumidagawa-no-Sakura; — gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Kirschblüten am Sumida-Fluß Bunseido
Die’ prachtvollen Kirschblüten und der Sumida-Fluß sind zwei untrennbare Reize von
Tokyo. So ist denn auch oft das Ufer des Flusses, auf welchem Hunderte von Vergnü-
gungsbooten schwimmen; von Blütenbewunderern so dicht besetzt, daß man kaum eine
Hand breit vor sich sieht.
Das Bild zeigt drei junge Frauen, anscheinend Geishas, die sich an den reich blühenden
Kirschbäumen des Sumida-Ufers erfreuen. (141)
146 Nöryö no Mushi Kiki; - gez. Köchörö Toyokuni gwa Herausgeber:
Spaziergang beim kühlen Abendwind und Grillengesang Ibasen
Nichts wirkt so beruhigend als das freundliche Zirpen der Grillen am kühlen Abend. Es
gibt eine Reihe von Insekten, die angenehme Töne von sich geben, darunter sind Suzumushi
und Matsumushi, zwei Grillenarten, die bekanntesten.
Drei anmutige Frauen lauschen den feinen Stimmen der im Garten zirpenden Insekten.
Die eine hält ihren Fächer und einen Grillenkäfig, die vorderste erhebt die Hand, um den
beiden andern etwas zu zeigen. Es sind drei zarte, reizende Figuren, ihre Kimonos nach
Zeichnung und Farben von sorgfältigster Ausführung (33)
2)
AU
147 Yo-Zakura; - gez. Köchörö Toyokuni gwa Herausgeber:
Kirschblüten bei Nacht Tokei
„Wenn jemand dich nach dem Geist von Yamato (Japan) fragt, so führe ihn vor einen
blühenden wilden Kirschbaum im Duft der Morgensonne“‘, so sang der ehemalige Shinto-
Jünger Motoori Norinaga (1730—1801), der hoch verehrte Heilige der Provinz Ise. Dieses
heute weltbekannte Gedicht läßt begreifen, daß die Japaner die Kirschblüten mit Leiden-
schaft lieben. Bewunderung wird ihnen wie am Tag auch in der Nacht gezollt, daher der
Ausdruck Yozakura, Kirschblüten bei Nacht.
Die schöne Gestalt in der Mitte des Bildes gehört einer Geisha; links steht ein Tanzmäd-
chen, rechts ein Teehausmädchen. Sie genießen den nächtlichen Anblick der Kirschblüten.
Zur Andeutung der Dunkelheit sind ihre Kleider in gedämpften Farben gehalten. (7)
148 Sunshö Ikkoku Senkin no Sakai; — gez. Ichiyösai Herausgeber:
Toyokuni gwa Kawaguchi, Sakamotochö
Kirschblüten bei Nacht
Die japanische Benennung für Holzschnitte dieser Art „Shunshö Ikkoku Senkin no Sakei“
ist einem chinesischen Gedicht entnommen, das jedem vertraut ist, der über eine auch nur
oberflächliche Kenntnis der Literatur des Himmlischen Reiches verfügt. Sein Wortlaut
„Shunsho Ikkoku Atai Senkin; Hana ni Seiko arl, Tsuki ni Kage ari‘ kann etwas frei
wiedergegeben werden „Ein Augenblick eines Frühlingsabends ist tausend Goldstücke
wert; Blumen duften süß und vor dem Mond ziehen Wolken*‘. Sein Verfasser ist So-Tö-Ba
oder Su Tung P’o (1036—1101), einer der größten Dichter im nördlichen Sung-Reich,
außerdem ein Meister in Malerei und Schreibkunst.
Im Bilde genießen drei Frauen unter einem blühenden Kirschbaum den Augenblick eines
Frühlingsabends, der nach dem eben erwähnten Gedicht tausend Goldstücke wert ist;
doch läßt ihr Benehmen Zweifel offen, ob sie wirklich so zart empfinden. Die Haltung
der rechts Stehenden ermangelt am meisten der Anmut. Die äußere links riecht an einer
Blüte, die sie eben gepflückt hat. (20)
149 Am Bataten-Stand; - gez. Kunisada aratame ni dai Herausgeber:
Toyokuni gwa ;
In einer von kulinarischer Üppigkeit noch kaum berührten Zeit waren beim niederen
Volk, besonders bei den Kindern, gebackene Bataten sehr beliebt. Begierig wurden im
Winter heiße gebackene Bataten vom jungen Volk begrüßt, und die Verkaufsstände
fanden sich in vielen Straßen des alten Yedo.
Im Bild backt rechts eine Frau die Früchte in einem Herd. In der Mitte trägt eine Mutter
ihr warm verpacktes Kind auf dem Rücken und plaudert mit ihm. Da es Abend ist, hat
sie eine Laterne bei sich, drei junge Hunde folgen ihr. Von links kommt eine dritte Frau
mit eingebundenem Kopf und zwei Karpfen in der erhobenen linken Hand. (28)
150 Shun- Yü Bijo no Yugaeri; - gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Schöne Frauen gehen nach Hause
Drei Frauen sind im Abenddunkel auf dem Heimweg vom öffentlichen Badehaus. Da
rollen zwei wild kämpfende Hunde in den Lichtkegel der Laterne. Im Dämmerlicht
zeichnet sich ringsum die geschäftige Menge als reiches Schattenspiel. (81)
151 Ryögoku Yüsuzumi-no-Zu; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Genuß der Abendkühle bei Ryögoku Kiyotsune
Das Bild zeigt zwei Boote unter der Ryögoku-Brücke. Im Heck des einen sitzt ein Mann,
Ar
„U
der sich, wahrscheinlich vom Rudern erhitzt, die Achselhöhle trocknet; im andern zwei
Frauen, wahrscheinlich Geishas, in lebhafter Unterhaltung beim Ken-Spiel, das auf
raschen Bewegungen der Hände beruht. (187)
152 Rinsen Shuka-no-Asobi; - gez. Köchörö Toyokuni gwa Herausgeber:
Unterhaltung am Teich im Frühsommer — Nakani
In Japan scheint das Angeln gleich alt zu sein wie Kami-yo, das Zeitalter der Götter.
Man betreibt es in alten Teichen, im Meer, im Fluß oder in einem großen Becken, in wel-
chem für diesen Zweck die Fische vorsorglich gehalten werden. Es ist eine der beliebtesten
Unterhaltungen des Volkes von Nippon.
In einem am Rand mit violetten Schwertlilien bestandenen schönen Teich schwimmen
muntere Goldkarpfen. Eine gewählt gekleidete Frau lehnt an den Stamm eines Baumes,
um welchen eine blühende Wistaria sich windet und blickt auf ein Mädchen, das statt
eines Fisches soeben einen kleinen Krebs geangelt hat. Ein kleiner Knabe jauchzt vor
Freude über den großartigen Fang. Hinter ihm gibt eine Frau, deren Obi-Knoten sich
aufgelöst hat, ebenfalls ihrer Freude Ausdruck. (109)
153 Yamashiro Ujigawa Hotaru-Garıi; — gez. Toyokuni gwa,
Hiroshige gwa Herausgeber:
Leuchtkäfer Schauen am Uji-Fluß, Yamashiro Moriji
Das Leuchtkäfer-Schauen am Ufer des Uji war ein altüberliefertes, beim Volk überaus
beliebtes Sommervergnügen. Der Fluß wird ständig von Ausflüglern besucht, die gewöhn-
lich ein Boot mieten und flußaufwärts fahrend sich an der bezaubernden Landschaft
erfreuen. Außer der landschaftlichen Schönheit verdankt der Uji seinen Ruhm der Höwodo
oder Phoenix-Halle und dem Tee, der hier besser gedeiht, als irgendwo sonst im Land.
Das Bild schildert, wie in der Abenddämmerung am malerischen Ufer des Uj}i unter den
hin und her schwirrenden Leuchtkäfern die zierlich gekleidete Begleiterin eines stolzen
Daimyo mit ihrem Fächer den Leuchtkäferchen nachstellt, während etwas entfernt drei
Frauen aus niedererem Stand sich ebenfalls an den wie Sterne glitzernden Käfern erfreuen.
(19)
154 Shijo Kawara Yüsuzumi-no-Zu; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Genuß der Abendkühle am ausgetrockneten Fluß von Shijö Isekane
Ein sehr beliebtes Sommervergnügen in Kyoto ist ein Ausflug in der Abendkühle des
(zum Teil) trocken liegenden Flusses Kamo bei Shijö, der jede Nacht Hunderte von Be-
suchern an sich zieht, die einen vergnügten Abend verleben wollen. Es ist in der Tat ein
angenehmer Anblick, Mädchen im seichten Wasser waten zu sehen, das zwischen den
Provinzen Sanjo und Shijo rinnt.
Auf einem Bretterboden über dem teilweise trocken liegenden Fluß halten vier wohl-
gekleidete junge Frauen ein kleines Festmahl. Zwei sehen aus wie Damen, während die
beiden andern durch ihr Gebaren bekunden, daß sie keine sind. Das schöne Mädchen, das
von einer älteren Frau durch das seichte Wasser getragen wird, blickt nach dem Higas-
hiyama oder Ostgebirge, das über dem andern Ufer sich erhebt. (149)
155 Genji Junikagetsu-no-Uchi; Möshu; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten des Prinzen Genji, Fujitake
das Bon-Fest
Das heftig bewegte Bild zeigt den Prinzen Genji in der Betrachtung des Bon-Odori
Tanzes am Laternenfest im 7. Monat des Mondkalenders (jetzt August). Nach altem
A41
Brauch werden dabei die Kiriko-doro, viereckige Laternen mit abgeschrägten Ecken aus-
schließlich als Beleuchtung verwendet, bei diesem Urabon oder Fest zu Ehren der Geister
der Abgeschiedenen. Rechts tanzt mit überaus komischen Stellungen ein Mann vor zwei
Mädchen, welche Fächer mit auf den Prinzen sich beziehenden Zeichen schwingen. Un-
mittelbar vor dem Prinzen und seiner zierlichen Begleiterin bewegt sich eine graziöse
Einzeltänzerin. Bei der mittleren Gruppe von zwei Mädchen und einem Mann hat der
groteske Tanz den Höhepunkt von Ausgelassenheit und Erregung erreicht. (184)
156 Jukkendana Hina-Ichi-no-Kokei; — gez. Ichiyösai Herausgeber:
Toyokuni gwa Yamahuchi
Auf dem Puppenmarkt von Jukkendana
Der berühmte Puppenmarkt in der Hauptstadt von Nippon findet alljährlich in Jukken-
dana gegen Ende Februar statt im Hinblick auf das Puppenfest vom 3. März. Kein Fest
macht Frauen und Kindern so viel Freude wie das Puppenfest, und es geht alles auf den
Markt, um einige hübsche Puppen zu kaufen, entweder zum Verschenken oder für den
eigenen Gebrauch.
Das Bild zeigt einen durch einen großen Vorhang geschützten Puppenstand in Yukken-
dana, davor drei schöngekleidete Damen, unter denen die mittlere durch ihren Blumen-
Kimono noch besonders sich auszeichnet. Ganz links öffnet sich der Blick in den Laden
auf die dort aufgereihten Puppen. Ein schwarzer eiserner Behälter trägt groß das weiße
Zeichen ‚,Wasser‘“‘. (125)
157 Nanto Hakkei no Uchi; Nan-endö; — gez. Ichiyösai
Toyokuni gwa Herausgeber:
Eine der Acht Ansichten von Nara, der Nan-endö Tempel Yamahei
Nanto oder Nara, Japans Hauptstadt von 710—784, ist ein so schöner Punkt, daß die
Vergnügungsreisenden unter keinen Umständen seinen Besuch unterlassen. Der Nan-endö
Tempel ist ein achteckiger Bau, welcher als ein Hauptobjekt der Verehrung ein Bild der
Fukukensaku Kwannon oder indisch „Amoghapasa‘* enthält. Vor dem Tempel steht ein
mächtiger Wistariabaum, der zur Blütezeit große Besucherscharen herbeizieht.
Das Bild zeigt einen Verkaufsstand für Sämereien, dessen Besitzerin mit einem Bund
Spielzeug und Masken die Aufmerksamkeit der offenbar zur Betrachtung der Wistaria-
blüten hergekommenen Damen zu gewinnen sucht. Die eine ist eine Geisha, mit Pfeife
und Rauchzeug in der Hand, die andere nicht weniger schön gekleidet als diese. Hinter
den Frauen erhebt sich das geschweifte Dach des Tempels. (90)
158 Horikiri-Shöobu-Hanazakari; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Wasserlilien in Horikiri Jökane
Schon seit der Tokugawa-Zeit (1603—1868) ist im Land der Aufgehenden Sonne keine
Stelle, die so berühmt wäre durch ihre Wasserlilien, wie die etwas über Mukojima, Tokyo,
hinaus gelegenen Gärten von Horikiri. Hier finden sich mehr Arten von Wasserlilien als
man sonst irgendwo sehen könnte. Wenn diese zarten Blumen in Violett, Weiß, Rot-
violett und andern Farben blühen, so bieten sie einen prachtvollen, unvergeßlichen An-
blick.
Von den drei jungen Frauen, die hier an der Blütenpracht der Wasserlilien der Horikiri-
Gärten sich ergötzen, mag die erste links einer ehrenwerten Familie, wenn nicht den höhern
Ständen angehören. Die rechts stehende, die den Zahnstocher gebraucht, ist eine Ehefrau,
während von der mittleren sich nicht sagen läßt, ob sie unverheiratet oder vermählt ist.
/9)
4,9
159 Musashi no Meisho, Chöfu. no Tamagawa; — gez. Kunisada Herausgeber:
aratame ni dai Toyokuni gwa Ezakiya
Chöfu no Tamagawa, eine schöne Gegend in Musashi
Genau genommen sollte das Wort Chöfu im Titel des Bildes lauten Tatsukuri „Bleichen
von Hanf- und Baumwolltuch‘‘. Der Tamagawa oder Edelstein-Fluß schlängelt sich durch
die flache und fruchtbare Provinz Musashi. Er liefert Wasser für die japanische Haupt-
stadt und ist bekannt für seinen Reichtum an Ayu- (Stint-) Fischen. Der Chöfu ist einer
von sechs Tamagawas des Landes.
Drei Frauen sind mit Verwendung der Füße, der Hände und eines Mörsers mit Tuch-
bleichen beschäftigt unter den Ahornbäumen, die eben ihre Blätter in leuchtende Herbst-
farben gewandelt haben. (41)
160 Chushu Takegariı no Kyo; — gez. Kunisada aratame ni dai
Toyokuni gwa Herausgeber:
Pilzsammeln im Herbst Kawacho
Pilzsammeln im herbstlichen Kiefernwald des Kwansai-Distriktes rings um Kyoto ist
ein sehr volkstümliches Vergnügen, und die in Inarıyama wachsenden Pilze gelten als die
allerbesten. Mit einer Frühstückbüchse gehen die Leute in dieser Zeit in die Berge oder
in die Kiefernwälder, um Pilze zu suchen, die sie an Ort und Stelle kochen.
Die vorderste von drei Frauen sieht einem Burschen zu, der eben einen großen Pilz aus-
reißt. Unter einem großen Ahorn mit goldenem Herbstlaub liegen ein Sonnenschirm und
ein zusammengerollter Kimono. Eine sorgfältig gekleidete Frau hat an einem Baumbus-
halm einige Pilze aufgereiht und winkt der dritten, ebenfalls schön gekleideten Gefähr-
tin, die in der rechten Hand die Tabakpfeife, in der linken den Tabakbeutel hält. (86)
161 Hotaru Gari; — gez. Kunisada aratame ni dai Herausgeber:
Toyokuni gwa Kawaguchi
Leuchtkäfer-Fang
Leuchtkäfer-Haschen ist seit uralten Zeiten eines der beliebtesten Frühsommer-Ver-
gnügen. Die bestbekannten Plätze dafür sind von jeher Uji in der Provinz Yamashiro,
Ishiyama am Biwa-See und Sahogawa in der Provinz Yamato. In neuerer Zeit sind aber
auch der Hozu-Fluß bei Kyoto und der Omiya-Park unweit Tokyo sehr berühmt dafür.
Der Leuchtkäfer-Fang ist ein volkstümlicher Stoff für die Malerei, besonders im Farben-
druck.
Das Bild zeigt bei einem Bächlein und hin und her fliegenden Käferchen drei Frauen.
Die mittlere hält einen Käfig mit eingefangenen Leuchtkäfern, die zweite sitzt beschaulich
rauchend und nach den flimmernden Käfern blickend auf einer Bank unter den Zweigen
eines Weidenbaumes, die dritte kauert vor dem Käfig. (51)
162 Shima Kakete Hana-no- Yedo-Tabi; — gez. Kunisada Herausgeber:
aratame ni dai me Toyokuni gwa
Auf der Reise nach der Blumenstadt Yedo
Drei weibliche Reisende halten am Flußufer, angesichts des heiligen Fujiyama. Zwei
stützen sich auf den Wanderstab, die mittlere reicht dabei nach rückwärts ein Bündel
Papier der dritten Gefährtin, die sich eine Sandale festbindet. Weitere Reisende sind im
Fährboot auf dem Fluß und am jenseitigen Ufer unterweg.. (134)
43
163 Takanawa Chushun-no-Kei; — gez. Kunisada aratame Herausgeber:
ni dai me Toyokuni gwa Ezakiya
Frühling in Takanawa
Takanawa ist eine Anhöhe im südlichen Teil der Stadt, die einen weit gespannten Aus-
blick über die Bucht von Shinagawa (Tokyo) gewährt. Es ist berühmt als Standort für
den Genuß des Sonnenaufgangs und des Mondscheins.
Das Bild zeigt die ausgedehnte Sicht über die ruhig blaue Shinagawa-Bucht, unter einem
rosenroten Himmel, mit vor Anker liegenden Segelschiffen. Eine Frau trägt gemeinsam
mit einem munteren Mädchen ein Bündel Spielzeug an einem Bambusstab. Beide haben
an dem warmen Frühlingstag ihren Kimono über die rechte Schuler zurückgeschlagen.
Rechts außen sind massive Wagenräder sichtbar, links eine Laterne und Schrifttafeln
mit dem Hinweis auf ein eben stattfindendes Buddhafest. Hier steht eine dritte Frau mit
einem fröhlich hüpfenden Kind an der Hand. (123)
164 Yedo Hakkei-no-Uchi; Ryögoku-no- Yusho; — gez. Kunisada
aratame ni dai me Toyokuni gwa Herausgeber:
Abendrot bei Ryögoku, eine der Acht Ansichten aus Yedo —Shimizuya
Kein Ort in Tokyo vermag uns freundlichere Empfindungen zu vermitteln als das Sumida-
Ufer, im besondern bei Ryogoku. Deshalb zieht wie in der Tokugawa-Zeit auch heute noch
das Volk in Scharen hierher, um eine Luft zu atmen wie man sie sonst nirgends findet.
Die Ryogoku-Brücke ist im Abendschein von Menschen überfüllt. Unter der Brücke
sammeln sich gedeckte Boote mit fröhlicher Gesellschaft. Rechts vorn schaut ein anmutig
gekleidetes Mädchen nach einer Freundin aus. Die Frau in der Mitte ist daran, bei einer
auffallend hübschen Straßenhändlerin einen Blumenstock zu erstehen. (148)
165 Bijin Tori-Awase; — gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Schöne Frauen lassen Hähne kämpfen Sanoichi
Der schon in Aufzeichnungen aus der Mitte des 5. Jahrhunderts erwähnte Sport des
Hahnenkampfes wurde vor allem in der Tokogawa-Zeit gepflegt. Es heißt, daß ehemals
auch im Bezirk des Kaiserpalastes Hahnenkämpfe abgehalten wurden. Das Spiel war
nicht nur in Japan, sondern in weitem Maß auch in China verbreitet.
Das Bild zeigt einen kreisrunden Kampfplatz, wie für einen Ringkampf. Die Frau rechts
hält einen weißen Hahn, der zum Losbrechen bereit ist. Der Hahn gegenüber erhält in
Erwartung des heißen Kampfes noch einmal Futter. Das hübsche Mädchen in der Mitte
ist die Schiedsrichterin. (194)
166 Setsu-ge-Kka-no-Uchi; Hana-Gumori; — gez. Ichiyösai
Toyokuni gwa Herausgeber:
Eines von Schnee-, Mond- und Blumen-Fahrten, Ibasen
Bewölktes Wetter zur Kirschblütenzeit
Das Bild zeigt ein am Sumida-Ufer anlegendes Hausboot, augenscheinlich bereit zur
Überfahrt nach dem für seine prachtvolle Kirschblüte berühmten Mukojima. Das Boot
ist wohl ausgerüstet mit einem Bambusvorhang und auf einem roten Lacktablett bereit-
gestellten Erfrischungen, die mit Papier sorgsam vor dem Staub geschützt sind. Von den
drei schön gekleideten Frauen, die zum Stand der Geishas zu gehören scheinen, sitzt
eine schon im Boot, die zweite steht am Bug, die dritte kommt die Treppe herab. (42)
44,
167 Yedo Meisho Hokku Awase no Uchi, Shubi-no-Matsu; —
gez. Kunisada aratame Toyokuni gwa Herausgeber:
Die Shubi-Kiefer, ein schöner Punkt in Yedo, eines der Jökane
Hokku-Preisgedichte
In der Umgebung von Tokyo sind die Flüsse Sumida und Tama und die Shinagawa-Bucht
sehr stark von Anglern besucht, die meistens Mietboote benutzen.
Das Bild zeigt die Begegnung zweier Boote auf dem Sumida-Fluß, eines Vergnügungs-
bootes, auf welchem ein hübsches Mädchen nach der berühmten Kiefer auf dem Ostufer
des Flusses ausschaut, und eines Anglerbootes mit drei Frauen, die eifrig mit ihren Angel-
ruten und -schnüren beschäftigt sind. Neben der Shubi-Kiefer steht im Fluß ein Schleusen-
tor für den Durchlaß der Boote. (62)
168 Yedo Meisho Hokku Awase no Uchi. Sumida-gawa; —
gez. Köchörö Toyokuni gwa Herausgeber:
Der Sumida-Fluß, ein schöner Punkt in Yedo, eines der Jökane
Hokku-Preisgedichte
Der Sumida-Fluß und Boote sind als Stoff der Ukiyo-e Maler ein einziger und unteil-
barer Vorwurf. Kein Fluß im ganzen Land ist so oft in Farbholzschnitten dargestellt
worden, wie der berühmte Sumida-Fluß in Yedo (jetzt Tokyo).
In dem einen der beiden Boote sitzen eine Frau mit violetter Kapuze und ein junges Mäd-
chen, anscheinend Mutter und Tochter, sie haben zwischen sich einen Feuerkasten, um
die Hände zu wärmen oder die Tabakspfeife in Brand zu setzen; im andern zwei Frauen,
zweifellos Geishas, mit einem dicken Mann, der leicht als Ringer zu erkennen ist. Er
trinkt Sake, während seine Gefährtin ihrer an das Bootsdach sich lehnenden Freundin
etwas zuruft. (64)
169 Yedo Meisho Hokku Awase, Ryögoku; —
gez. Ichiyosai Toyokuni gwa Herausgeber:
Ryögoku, eine schöne Gegend in Yedo, eines der Jökane
Hokku-Preisgedichte
Das Bild zeigt die sommerliche Abendlandschaft auf der Ryogokuseite des Sumidaflusses,
auf welchem zahlreiche Hausboote gleiten. Die berühmte Ryogoku-Brücke verbindet
das Ufer Hamacho-gashi mit dem gegenüberliegenden Honjo. Die Frau rechts kommt
aus dem öffentlichen Badehaus, sie hält den Bademantel und ein Tuch in den Händen;
die mittlere hat das Aussehen einer Geisha, wie auch die zu äußerst links Kauernde. So
wie die mittlere Frau in der Wärme des Sommerabends sich den Hals mit einem Tuch
abtrocknet, hat diese ein Tuch über der Schulter bereit, um sich die vom Schweiß über-
rieselten bloßen Arme abzuwischen. (65)
170 Oka Mankai-no-Niwa; Zashiki-saki; — gez. Kunisada Herausgeber:
aratame ni dai Toyokuni gwa
Kirschblüten und Wohnzimmer-Veranda
Das Bild zeigt blühende Kirschbäume in einem großen Landschaftsgarten vor einem
weitläufigen Adelssitz. Der Teich umschließt eine künstliche Insel mit einer sogenannten
Schneelandschaft-Steinlaterne. Im Vordergrund sind drei hübsche Mädchen in ent-
spannter Beschaulichkeii. (75)
45
171 Furyu Tsuki Yuki Hana; — gez. Kunisada aratame ni dai Herausgeber:
Toyokuni gwa
Schöner Mond, Schnee und Blumen
Der Mond, der Schnee und die Blumen sind gute Freunde der Leute von Nippon. Be-
sonders deren Vorfahren haben sie sehr geliebt. Kein Bild in der Nacht könnte großartiger
sein als der hell am Himmel leuchtende Vollmond. Go oder Schachspiel im strahlenden
Mondlicht ist in besonderem Maße romantisch. Die stehende Frau rechts, mit einem Fächer
und einer Bambuspfeife in Lackarbeit, blickt auf das von einem hohen Kerzenleuchter
erhellte Spielbrett. An diesem sitzt eine zweite Frau, zum Spiel bereit. Die bescheidene,
mädchenhafte Haltung der dritten läßt keinen Zweife, daß sie eine wohlbehütete Haus-
tochter aus guter Familie ist. Das Kühne an der Darstellung ist das Fehlen einer be-
stimmten Abgrenzung des Raumes, in welchem die Frauen sich befinden; der Garten
ist nur durch einen Nebelstreif von ihnen getrennt. (87)
172 Kameido Hatsu-U Mairi; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Die Wallfahrt nach Kameido am ersten Tag des Hasen »
Hatsu-U oder der erste Hasentag des Januar nach dem Mondkalender wird zu Kameido
in der Hauptstadt Japans als großer Feststag begangen. Kameido ist rühmlich bekannt
durch seine sehr schöne Wistariablüte und für den bekannten Shinto-Altar Temmangü,
der dem Sugawara-no-Michizane (844—903), einem der größten Staatsmänner in Japans
Geschichte geweiht ist. In Anerkennung seiner Verdienste um den Staat ist dieser mit dem
Titel Temmangu zum Gott erhoben worden.
Das Bild zeigt den obern Teil des großen Tores, das zum Temmanguü-Tempel gehört. Drei
Frauen sind auf dem Weg zum Altar. (157)
173 Jünikagetsu-no-Uchi; Koromogae. Umemi; —
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten, Pflaumenblüten Schauen Yamatsuta
Ein riesiger Pflaumenbaum hinter einem zierlichen Bambuszaun breitet seine wunderlich
gekrümmten Äste über das ganze Bild. Vor ihm sitzen drei Frauen bei einem köstlichen Mahl,
für welches auf ihrer Bühne allerlei Leckerbissen bereitgestellt sind. Rechts will die eine
eben die Bühne betreten, zwei reichen sich die Hand und sprechen miteinander. Der
äußersten links im schwarzen mit Wappenzeichen besetztem Kimono sieht man an,
daß sie schon tüchtig dem Sake zugesprochen hat. (188)
174 Uzuki, Jünikagetsu no Uchi. Hatsu Hototogisu; —
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Der vierte Monat des Mondkalenders, einer aus den Tsutaya
Zwölf Monaten, der erste Kuckuck
Das Bild zeigt die Arbeit in der Küche einer wohlhabenden Familie zu Beginn des vierten
Monats nach dem Mondkalender, welcher nach dem Kuckuck benannt ist, dessen Ruf
bei Beginn dieser Jahreszeit ertönt. Einem mit Stroh umkleideten Faß entnimmt ein
Mädchen Sake, ein zweites richtet einen Bonito, den Lieblingsfisch der Yedo-Leute, der,
wie sie sagen, gegessen werden muß, sobald man einen sieht, auch wenn man sich damit
in Schulden stürzt. Hinter ihr steht der große Herd zwischen Ziehbrunnen und Aschen-
eimer. Die junge Hausherrin überwacht aufmerksam die Zurüstung des Fisches. Neben
ihr ist ein Tragbrett bereit, mit Eßstäbchen, Tellern und einer Sakeschale. Hinter dem
Bambusgestäbe des Fensters fliegt ein Kuckuck, der Vorbote des Frühlings. (38)
46
175 Satsuki; — gez. Ichiyösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Der fünfte Monat des Mondkalenders Izuichi
Satsuki oder der fünfte Monat des Mondkalenders entspricht dem Juni des Sonnenjahres,
ein Monat, den immer noch eine verschwenderische Blütenpracht auszeichnet, wenn
auch der reichste Blumenmonat April ihm unmittelbar vorausgegangen ist.
Das Bild zeigt einen Azaleengarten in voller Blüte, an welchem drei Frauen in anmutigen
Sommerkimonos vorbeispazieren. (162)
176 Jünikagetsu-no-Uchi, Satsuki. Ikebana-no-Kwai; —
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten, der fünfte Monat nach dem —Yamatsuta
Mondkalender, beim Blumen-Zusammenstellen
Das Bild zeigt in einem Wohnraum drei außerordentlich schöne Kurtisanen der höchsten
Klasse, wie sie den meisten Frauen von durchschnittlicher Bildung überlegen sind. Sie
sind nicht nur sehr schön, sondern unterrichtet in jeder Tätigkeit, die eine Dame beherr-
schen soll. In der Tokugawa-Zeit waren diese Kurtisanen Gefährtinnen von Daimyos und
andern Würdenträgern und mußten entsprechend ausgebildet sein.
Rechts schickt eine Sitzende sich an, eine gelbe Blume in eine flache, viereckige Bronze-
vase zu legen. Die reizende Gestalt in der Mitte, in einem hellen, mit Blumenzeichnungen
geschmückten Kimono, bringt Wasser. Das Mädchen links richtet Wasserlilien in einer
schmalen Vase. An einem Kleidergestell hängen zwei ganz besonders schöne Kimonos.
Auf verschiedenen Möbeln stehen kostbare Lack-Schatullen. (176)
177 Gosseku-no-Uchi; Fumizuki; — gez. Kunisada aratame
ni dai Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer der fünf Festtage, der Siebente Monat Sanoki
Gosseku heißt „Die Fünf Festtage‘ und Fumizuki „Der Siebente Monat, nach dem
Mondkalender‘“*, aber diese Namen werden heute nur noch von den Dichtern gebraucht.
In alten Zeiten fand während des Fumizuki ein Buddhistisches Fest, gewöhnlich Ura-
Bon-E oder Laternenfest genannt, statt, das auch jetzt noch in den bäuerlichen Landes-
teilen verbreitet ist. An dem Tag wird von dem jungen Landvolk ein bäuerlicher Tanz
Bon Odori aufgeführt. Ein Kennzeichen des Bon-Festes ist Kiriko-doro, die viereckige
Bon-Laterne mit abgeschrägten Ecken.
Das Bild zeigt den Tanz des Laternenfestes von einem halben Dutzend Mädchen in an-
mutiger Tracht. Über ihnen hängen die Kiriko-doro und bieten einen sehr pittoresken
Anblick. (183)
178 Jünikagetsu-no-Uchi; Minashizuki. Doyoboshi; — Herausgeber:
gez. Toyokuni gwa Yamatsuta
Einer aus den Zwölf Monaten, Juni, das Sommerlüften
Minashizuki ist Juni nach dem Mondkalender. Das Sommerlüften, eines der wichtigsten
Geschäfte im japanischen Haushalt, findet ohne bestimmtes Datum im Juli oder August
(des Sonnenjahres) in jeder Familie als gründliche Durchlüftung der Kleider und wert-
vollen Geräte wie auch der Kakemono statt.
Im Bild steht rechts eine schöne Frau mit einem Kind auf dem Rücken und weist auf einen
neben vielen andern zum Lüften aufgehängten roten Kimono. In der Mitte fächelt sich
eine ältere Frau Kühlung vor einem Teller mit frisch geschnittenen Melonenbissen. Neben
ihr nimmt ein Mädchen den schönen Seidenkimono vom Bügel. (165)
AT
179 Jünikagetsu-no-Uchi; Fumizuki. Nijürokuya-machi; —
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten, der siebente Monat, das Yamatsuta
Erwarten des Mondes am Abend des Sechsundzwanzigsten
Nach einem buddhistischen Glauben erscheint beim Mondaufgang am Abend des sechs-
undzwanzigsten Tages des siebenten Monats nach dem Mondkalender bei klarem Himmel
auf der Mondscheibe die Dreiheit der Götter Amida, Kwannon, Seishi. So warten viele
in später Nacht in der Hoffnung, des seltenen Anblicks teilhaftig zu werden.
Das Bild zeigt eine Szene vom Nijäürokuya-machi mit drei Frauen in einem Speisehaus
an der Shinagawa-Bucht. Der Raum ist mit schönen Laternen geschmückt und gewährt
einen weiten Ausblick über die Bucht. Die Frauen erlaben sich an allerlei Erfrischungen,
während sie den Mondaufgang erwarten. In der Bucht liegen eine Anzahl Dschunken und
bewegen sich zahlreiche Vergnügungsboote. Eine Besonderheit dieses Triptychons ist
die Sichtbarkeit der Holzmaser, die sich namentlich im obern Teil des Bildes deutlich
abzeichnet. (185)
180 Hazuki, Jünikagetsu no Uchi; Tsukimi; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Der achte Monat nach dem Mondkalender; einer aus den Tsutaya
Zwölf Monaten, Mondschau
Der Ursprung der Mondfeier soll so weit zurückliegen wie die Han-Dynastie in China, und
gegen Ende der T’ang-Dynastie allgemeine Verbreitung gefunden haben. Für Nippon
wird berichtet, daß sie im Anfang der Jogwan-Zeit (859—876) aufgenommen worden sel.
Am 15. August und am 13. September nach dem Mondkalender wird die Mondschau
mit besonderem Eifer begangen.
Das Bild hat offenbar die Aufgabe, drei Frauen von verschiedenen Gesellschaftsklassen
beim Genuß des hellen Vollmondes am klaren Himmel darzustellen. Die Frau rechts kann
nach ihrer Haltung leicht als Geisha erkannt werden, während die anmutige Erscheinung
links außen eine Dame aus guter Familie ist. Die mittlere ist völlig harmlos unbefangen.
Sie befinden sich in einem schönen Garten, in welchem Aki-no-Nanakusa oder „Sieben
Herbstbhumen‘‘ in voller Blüte stehen. (40)
181 Kiku Zuki; — gez. Ichiyoösai Toyokuni gwa Herausgeber:
Chrysanthemum-Monat San-Ichi
Keine Blume genießt beim Volk des Landes der Aufgehenden Sonne so große Verehrung
wie das Chrysanthemum, die edle Blume des kaiserlichen Wappens. Abgesehen von ihrer
herrlichen Schönheit, ist sie mit dem Leben Japans auf vielfältige Art verknüpft, sowohl
im Hofleben, wie in den Festen des breiten Volkes. So sind denn die Japaner, sobald sie
die adelige Blüte erblicken, bereit, ihr Haupt zu neigen, um ihr zu huldigen, wegen ihrer
Beziehung zur königlichen Familie.
Das Bild zeigt einen Chrysanthemum-Garten, der von einem geschmackvoll geflochtenen
Bambuszaun eingefaßt ist. Vor diesem stehen drei Frauen und bewundern die von Faltern
umschwärmten prachtvollen Blumen. Die äußere rechts ist ihrem Benehmen nach eine
Geisha, die mittlere wohl ihre Freundin, die vorderste eine ehrbare Hausfrau. (60)
182 Jünikagetsu-no-Uchi; Chöyö; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten, das Chrysanthemumfest Yamatsuta
Darstellungen des Puppenspiels im Holzschnitt sind selten. Das vorliegende Bild gibt
eine gute Vorstellung von einem Puppenspiel, wie sie hauptsächlich in Osaka aufgeführt
48
werden, wo sie erfunden worden sind. Das Marionetten- oder Puppentheater ist eine Kunst
für sich, die mit ihrer besonderen Musik verbunden ist.
Rechts führt eine hübsche Puppenspielerin die Figur eines jungen Mannes, vor ihr wird
unverzüglich ein grauhaariger Alter in Szene treten, den ein schwarz gekleideter Spieler
handhabt. In der Mitte bewegt eine weitere schöne Spielerin die Puppe eines anmutigen
Mädchens, links stellt die dritte Spielerin eine junge Frau in einem reich geschmückten
Chrysanthemum-Kimono auf die Bühne. Neben ihr hat sie die Puppe einer Schülerin
oder Dienerin, die ein Paket hält. Über die Bühne ragen die farbigen Zweige eines
Ahorns; im Hintergrund liegt ein Landschaftsgarten; ganz vorn brennen Kerzen zur
Beleuchtung der Bühne. (195)
183 Shimotsuki, Jünikagetsu no Uchi; Tori no Machi; --
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Der elfte Monat nach dem Mondkalender, einer aus den Tsutaya
Zwölf Monaten, das Fest des Otori-Altars
Von den unzähligen Volksfesten kommen nur wenige an Volkstümlichkeit dem Feste des
Otori-Altars beim Yoshiwara-Viertel gleich. Es findet alljährlich am ersten Tag des
elften Monats nach dem Mondkalender zu Ehren dieses berühmten, dem Ame-no-Hohino-
Mikoto und seinem Sohn geweihten Altars statt und wird von Zehntausenden von Men-
schen mitgemacht. Ursprünglich galten die Gebete am Altar dem Wunsch nach mili-
tärischem Erfolg, später wandte sich das breite Volk mit seinen Wünschen nach Glück
und Wohlstand ihm zu. Was dieses Fest vor allem kennzeichnet, ist, daß alle Gläubigen
kleine, mit Nachahmungen von Gold- und Silbermünzen, Reisstrohballen und allerlei
Gegenständen geschmückte Rechen kaufen, die mit der Vorstellung von Wohlstand
verbunden sind.
Das Bild zeigt eine Frau in Begleitung einer jungen Dienerin, mit einem geschmückten
Bambusrechen, in dessen Mitte eine Maske der Glücksgöttin Uzume-no-Mikoto befestigt
ist, während das kleine Mädchen an der Hand der von links kommenden Frau seinen
winzigen Rechen ins Haar gesteckt hat. Im Hintergrund liegt das Yoshiwara der Yedo-
Zeit. (37)
184 Shiwasu, Jünikagetsu no Uchi; Mochi-Tsuki; —
gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Einer aus den Zwölf Monaten, der zwölfte Monat nach Tsutaya
dem Mondkalender, Reiskuchen
Keine Speise wird in Japan so hoch gehalten wie Mochi oder Reiskuchen. Jedermann in
Nippon, reich und arm, jung und alt, ißt ihn am Morgen der ersten drei Tage im Neuen
Jahr. Er darf aber auch sonst an keinem Festtag fehlen. An Neujahr wird er gewöhnlich in
Form von Zoni oder einer Gemüsesuppe verspiesen, manchmal auch mit Geflügel. Zoni
wird aus Fleischbrühe oder aus Miso, Bohnensuppe, hergestellt und ist von köstlichem
Wohlgeschmack.
In dem Bild erhebt rechts ein Mann eben den Stößel, um den gedämpften Reis im Mörser
zu stampfen, während eine Frau ihn hierfür zurechtschiebt. In der Mitte hält eine Tochter
des Hauses ein kleines Kind und befiehlt einer Magd bei der Zurüstung des Reises. Links
ist eine Dienerin eifrig mit dem Formen des gestampften Reis zu Mochi beschäftigt, wäh-
rend eine zweite fächelt, damit die Kuchen rascher hart werden. (39)
185 Akashi Furo; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Ein Baderaum
Das Bild zeigt einen Baderaum in dem vornehm ausgestatteten Haus eines hochgestellten
40
Daimyo. Die Dame links ist wohl soeben dem viereckigen Bad entstiegen. Zwei Schaff-
nerinnen, die eine gefolgt von einer kleinen Gehilfin, blicken in die Zisterne im Vordergrund.
Die Darstellung vermittelt einen Begriff vom Reichtum und der Lebensweise der Feudal-
herren. (129)
186 Hana no Niwa; — gez. Kunisada Toyokuni gwa Herausgeber:
Blühender Garten Y amahei
Nishiki-e heißt „Brokatgemälde‘‘, mit andern Worten, Farbendruck von der Schönheit
des Brokats. Dieses Bild ist entschieden, was die Farben und die Durchführung betrifft,
ebenso prächtig wie Brokat.
Unter den Blütenzweigen eines riesigen Kirschbaumes steht ein Daimyo in prachtvollem
Gewand, mit einem Gefolgsmann, der zwei Schwerter verwahrt. Der vornehme Herr
wendet sich zu einem reizvollen jungen Mädchen in einem mit kostbarer schwarzer Lack-
arbeit und Metallbeschlägen ausgezierten Palast-Palankin. Offensichtlich ist sie seine
Geliebte und kommen beide, um die Kirschblüten im Garten zu bewundern. Eine Zofe
bringt ihrer Herrin ein Überkleid vom Hause her, in dessen Vorraum zwei weniger sorg-
fältig gekleidete Frauen erscheinen. (58)
187 Tösei Sankyoku Zoroi; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Ein richtig zusammengesetztes Trio Ebisuya
Das Sankyoku oder Triokonzert ist eine Aufführung mit der dreisaitigen Gitarre Shamisen,
dem dreizehnsaitigen langgestreckten Koto und der dreisaitigen Geige Kokyu. Ungemein
wohlklingend, ist das Triospiel wie in der Vergangenheit so noch heute sehr verbreitet
unter denen, die mit den klassischen Musikinstrumenten von Nippon vertraut sind.
Das Bild zeigt ein Triokonzert bei einem Festmahl im obern Stockwerk eines Teehauses.
Über das Geländer des Balkons ragen vollaufgeblühte Kirschbäume. Rechts sitzt eine
Geisha als Shamisenspielerin, mit einer jungen Begleiterin neben sich. Die Kotospielerin
in der Mitte ist eine Kurtisane, mit überreich geschmücktem Haaraufbau und herrlichem
Gewand. Eine junge Geisha in violettem Kimono spielt Kokyu. Vor den Frauen steht auf
einem Tragbrett in rotem Lack ein köstliches Mahl bereit, daneben eine Sakeflasche und
drei Sakeschalen in einem Wasserbecken aus Porzellan. (59)
188 Imayö Mitate Shi-Nö-Kö-Shö; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
„Krieger, Bauer, Handwerker und Kaufmann“ Uoei
Das Bild zeigt einen Laden für Farbholzschnitte in der glücklichen Tokugawa-Zeit.
Rechts außen halten zwei Frauen, jede mit einem Kind beladen, einen lebhaften Plausch.
In der Mitte bietet die Verkäuferin einer Kundin ihre Pfeife an, ein Mädchen in einem
prächtigen roten Kimono ist in den Anblick eines Blattes versunken. Links unterhält
sich eine, nach ihrem violetten Chrysanthemum-gemusterten Kimono zu einem Daimyo-
Haushalt gehörende Frau mit der Ladentochter. An der Rückwand hängen in bunter
Reihe Farbendrucke mit Darstellungen aus dem Daimyo-Leben, von Kriegern und anderen
Themen. (158)
Herausgeber:
189 Ein Baderaum; — gez. Kunisada fude Ikatsu
Kein Volk ist so auf heiße Bäder erpicht, wie die Japaner. Die Gepflogenheit mag ihren
Ursprung in dem uralten Gebot des „Misogi‘“ im Shinto-Ritus haben, der Reinigungs-
zeremonie vor der Annäherung an den Altar.
Das Bild zeigt den Privat-Baderaum eines Teehauses mit nackten und halb angekleideten
Frauen, einem spielenden Kind und einem zuschauenden jungen Mann. (14)
50
190 Inaka Genji Shikishi Awase; — gez. Kunisada fude Herausgeber:
Prinz Genji auf dem Lande, als Zuschauer beim Tauchen Marukyu
nach See-Ohren
Die See-Ohren werden in der Regel von Taucherinnen gewonnen, denen zuzuschauen die
eines solchen Anblicks ungewohnten Städter mächtig interessiert.
Prinz Genji sitzt in einem Hausboot zwischen einem schönen Mädchen, das ihm die lässig
hingereichte Sakeschale füllt, und einem jungen Gefolgsmann. Ein Knabe und zwei
Taucherinnen bringen ihren Fang an die Oberfläche, eine dritte strebt nach dem Meeres-
grund, ein Messer zwischen den Zähnen. Weiter zurück ein Boot mit noch einer zur
Arbeit bereiten Taucherin. (168)
191 Genji Suma-no-Ura; — gez. („im fünfundsiebzigsten Herausgeber:
Lebensjahr“) Toyokuni fude, Hiroshige gwa Fujikei
Prinz Genji am Suma-Strand
Die schöne Küste von Suma erscheint oft in Holzschnitten in Verbindung mit der Figur
des Prinzen Genj]i.
Das Bild zeigt den Prinzen am anmutigen Strand von Suma und an der Inland-See, ın
reicher Tracht unter einem blühenden Kirschbaum. Ein hübsches Mädchen hält hinter
ihm sein Schwert. Er betrachtet die verschiedenartigen Fische, die eine halbnackte
Fischerfrau aus ihrem Korb in ein Wasserloch schüttet. Andere Frauen sind vom Wasser
her, wo eben ein Zugnetz eingeholt wird, mit ihren Körben noch unterwegs. Ganz vorn
ist eine hingekauert und kämmt ihr Haar, während sie nach dem Prinzen schaut. (124)
192 Mitsu-uji Iso-Asobi; Sono Ni; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Mitsu-uji’s Vergnügen am Strand. No. 2 Santetsu
Mitsu-uji, der Held des Romans vom Prinzen Genji und sein Vergnügen am Strandleben
bilden das Thema von zahlreichen Holzschnitten.
Das Bild zeigt ihn in einem schönen Hausboot in Gesellschaft einer eleganten Dame und
eines Gefolgsmannes, mit einem lustigen Knirps am Bug. Rechts sieht man auf den Meeres-
grund, wo von Fischen umspielt eine Taucherin sich müht eines der See-Ohren zu er-
beuten, die hier zahlreich an den Felsen sitzen. Links windet in einem Fischerboot eine
Taucherin die nassen Haare aus, während eine zweite ein eben gewonnenes See-Ohr
in das Boot reicht. (155)
193 Mitsu-uji Iso-Asobi, Sono San; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Mitsu-uji's Vergnügen am Strand. No. 3 Itosho
Der berühmte Held des Genji Monogatari erscheint oft unter dem Decknamen Mitsu-uji.
Hier steht er in einem prächtigen Kimono und hält einen Fächer gegen die blendende
Sonne. Eine ältere Frau, deren Kimono ein Beispiel für kostbare Frauenkleidung dar-
stellt, hält eines seiner Schwerter. In der Mitte des Bildes erholen sich drei Taucherinnen
von ihrer Arbeit, eine vierte strebt wieder nach dem Meeresgrund. (74)
194 Mitsu-uji Isoba Asobi-no-Zu; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Prinz Genji unterhält sich am Meeresstrand Santetsu
Das Bild zeigt die schöne Küste von Futami in der Provinz Ise, berühmt durch ihren
„Mann- und Frau-Felsen‘“, wo Prinz Genji und seine Begleiterinnen das Strandleben
genießen. Er trägt einen violetten Kimono, ein Mädchen hinter ihm verwahrt eines seiner
51
Schwerter, ein anderes reicht ihm aus einem Korb ein See-Ohr. Eine dicke Dienerin
stürzt sich auf einen Tintenfisch, der mit erstaunten Augen um sich blickt. Ganz links
kommt eine Taucherin herauf, das Messer in der rechten und ein See-Ohr in der
linken Hand. Eine andere windet den nassen Rock aus und hält das Messer zwischen
den Zähnen. Aus den Wellen erheben sich die beiden erwähnten Felsen, die ein Strohseil
„Shimenawa‘‘ verbindet, als Kennzeichen der Heiligkeit nach der Shinto-Lehre. (121)
195 Ise-no-Ama Naga-Awabi Sei-no-Zu; — gez. Toyokuni gwa Herausgeber:
Taucherinnen bei der Verarbeitung von See-Ohren Kagaya
Die Gewässer der Provinz Ise sind besonders berühmt für die Qualität ihrer See-Ohren
die ausschließlich von Taucherinnen gewonnen werden. Diese Frauen gewähren, wie sie
sich in das tiefe Wasser stürzen und mit ihrem Fang wieder heraufkommen, ein außer-
ordentlich fesselndes Schauspiel.
Das Bild zeigt die weite Bucht von Ise mit zwei von Taucherinnen besetzten Fischer-
booten und einigen winzigen Segeln am rosigen Horizont. Prinz Genji in violettem Kimono,
begleitet von einer prächtig gekleideten Dienerin, die hinter ihm mit dem Tabakservice
kniet, schaut den Frauen zu, welche die See-Ohren aus der Schale lösen, sie schälen
und zu dünnen Riemen rüsten, die an der Luft getrocknet werden. Hinter ihm ziehen
ein Knabe und eine Taucherin ein Boot mit Körben voll See-Ohren auf den Strand.
Eine halbnackte Frau schleppt ein Muschelpaket heran. (78)
Kunisada II
Schüler und Schwiegersohn des Kunisada Toyokuni III
196 Shiki Keshiki no Uchi; Yasa Genji Suma no Yoizuki; — Herausgeber:
gez. Kunisada II Ai-To,
Aus den Vier Jahreszeiten, der schöne Genji bei Mondschein Shitaya
in Suma
Die landschaftlichen Reize der Inland-See von Japan sind weltberühmt. Vor allem spottet
der weite Sandstrand von Suma jeder Beschreibung.
Das Bild zeigt den Prinzen Genji auf einem Mondscheinspaziergang am Suma-Strand.
Ein junger Page und ein Leibwächter folgen ihm mit seinen Waffen. Ohne seiner Würde
Rechnung zu tragen, geht vor ihm ein Bauernjunge mit einer Angelrute. Zwei Fischerinnen
tragen an einer Stange einen Fischkorb. Von einer Terrasse aus blicken zwei reich geklei-
dete Frauen nach dem Prinzen, die eine mit einem Fernrohr. (43)
197 Sumidagawa Oka-no-Nigiai; — gez. Kunisada II Herausgeber:
Belebtes Ufer am Sumida-Fluß Isekane
Das Bild zeigt eine Szene aus der Kirschblüte, die sich über dem blauen Wasser des
Sumidaflusses entfalten, auf welchem einige Möwen schaukeln. Rechts hält eine Frau
einen Brief, den sie wohl eben gelesen hat. Ihr Äußeres zeigt, daß sie nicht zur guten Gesell-
schaft gehört. Die schöne Kurtisane in der Mitte hat mit ihrem Schreibpinsel ein Gedicht
auf den Fächer in ihrer Hand geschrieben. Ein kleines Mädchen überreicht ihr einen Brief,
auf welchen die dritte Kurtisane eifersüchtige Blicke heftet. (113)
52
198 Eine Geisha aus Yedo, eine Kurtisane und ein Land- Herausgeber:
mädchen; — gez. Gototei Kunisada gwa. Nachschnitt *
Den Schauplatz begrenzt nach rückwärts ein ländlicher Bambuszaun mit einem kleinen
Shinto-Altar, hinter welchem duftende Pflaumenblüten, die zarten Boten des Frühlings,
erscheinen.
Das Bild zeigt drei verschiedene Vertreterinnen des schönen Geschlechts, voran ein bäu-
risches Mädchen vom Lande, das seinen großen Schilfhut in der Hand hält und über dem
Kopf ein breitgemustertes Tuch trägt. Die Frau in der Mitte scheint im Begriff, einen
Besuch zu machen, die dritte ist eine typische Yedo-Geisha. (34)
199 Yoi no Yakei; — gez. Gototei Kunisada gwa. Nachschnitt Herausgeber:
Am frühen Abend ;
Ein altes japanisches Sprichwort „Yo-me, To-me, Kasa-no-uchi‘, wörtlich „Nachtauge,
Umsicht, unter dem Schirm“, sagt, daß bei Nacht alle Dinge dunkel sind, so daß wir vor
allem Ungewohnten auf der Hut sein sollen.
Das Bild zeigt die früh hereinbrechende Nacht in alter Zeit, ohne Beleuchtung, wie in
unseren Tagen. Rechts sucht eine Frau den Weg im Schein ihrer Papierlaterne. Hinter
ihr tastet ein Blinder mit seinem Stock sich vorwärts und bläst auf einer Pfeife. Zwei
Männer werfen in der Dunkelheit aufs Geratewohl Steine nach einem armen Hund, der
auf der Flucht in den Laternenschein gerät und die beiden Frauen im Vordergrund
erschreckt. Im Hintergrund rennen zwei kleine Laternenträger. (49
200 Hotaru Gari; —- gez. Gototei Kunisada gwa. Nachschnitt Herausgeber:
Leuchtkäfer-Jagd
Leuchtkäfer-Haschen ist eine beliebte Unterhaltung der Japaner im Frühsommer. Zehn-
tausende von Frauen und Kindern wandern in die Vororte, um sich am lieblichen Anblick
der wie Tausende von Sternen am Nachthimmel funkelnden Leuchtkäfer zu ergötzen.
Von den drei Frauen in dem Bilde ladet die äußerste rechts die mittlere ein, sich ihrer
Tabakpfeife zu bedienen, die dritte, in leichtem Sommerkleid mit breiten, wehenden
Ärmeln, sucht mit ihrem Klappfächer Leuchtkäfer zu erwischen. Ein kleiner Wasserlauf
windet sich zwischen leichten, im Abendwind schwingenden Gräsern. (153)
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