Wer sich eingehender mit dem Künstler Niklaus Manuel be- schäftigt. und ihn in seinem Werk erfassen will, kann unmöglich der Vertrautheit mit der bewegten Geschichte seiner Heimat Stadt und Staat Bern und der schweizerischen Eidgenossenschaft entraten, die für sein Denken und Schaffen nicht nur mehr oder weniger pittoresken Hintergrund bedeutet, sondern den Boden, auf dem er wird, besteht und vergeht, — mit ihrem eigenartigen weitgespannten Internationalismus der fremden Kriegsdienste der Berner und Eidgenossen, den ungestümen und häufigen Auszügen um das Herzogtum Mailand, gelegentlicher Auflehnung gegen die eigene Obrigkeit, Bündnissen und Kapitulationen für und gegen Frankreich, Venedig, den Papst, den Kaiser, mit der ständigen Drohung des Bruderkampfes Schweizer gegen Schweizer in frem- dem Land und Dienst; worauf rasch genug die sozialen, kirchlichen und politischen Gärungen, Ereiferungen und Verwicklungen in Sonderbündnisse .und Kriegsgefahr auf dem engen Gebiet der Eidgenossenschaft selber folgen; und wobei immer, wenn in den Nachbarländern Krieg und Friede, Beharren und Wechsel im Glau- ben, über den Köpfen der Völker durch die Fürsten betrieben und entschieden wurden, in den Städte- und Länderrepubliken der Eid- genossenschaft Verantwortlichkeit und aktive Anteilnahme ganz bei Rat und Bürgern waren. Große schweizerische Auszüge erfolgten nach Italien unter den Königen von Frankreich schon 1494, 1495, 1498, 1499, 1500 und ende- ten für einmal 1501 mit der Preisgabe des mailändischen Herzogs. vor Navara. Bei der Eroberung von Genua durch Ludwig XII. 1507, und 1509 bei seinem Sieg von Agnadello über Venedig.waren schweizerische Söldner in der Zahl von 6000 bis 8000 freilich auch beteiligt. Sie setzten stärker. wieder ein mit dem Chiasser Zug von 1510 und setzten sich fort im. Kaltwinter-Feldzug von 1511, dem großen Pavier Zug von 1512, der zur Wiedereinsetzung eines Sforza El