solen, der zweiteiligen Strahlenglorie als Ankündigung einer himmlischen Erscheinung. Doch darf der Anspruch an Symmetrie nicht zu hoch gespannt werden. Starke Verschiedenheit in der Proportion der Figuren von Bild zu Bild, ungleiche Behandlung des Bodens stören sie. Noch größer ist auf den Innenflügeln die Verschiedenheit im Schauplatz und im Maßstab der Figuren, hier wird indessen eine formale Bindung nicht im gleichen Maß erwartet, da sie ja durch das Mittelstück des Altars getrennt sind. Die farbige Erscheinung der vier Bilder ist heute nicht völlig ein- heitlich. Neben den kühl strahlenden Winterthurer Tafeln wirkt der Berner Flügel unter vergilbtem Firnis etwas beschwert und getrübt. Doch ist nicht zu zweifeln, daß der Mantel des Lukas und die Schaffnerin mit dem Kind im gleichen, vollen Zinnober an- gelegt sind wie die Barette des Goldschmieds und des Gesellen und das Kleid des Joachim. Das milde Malvenrot am Mantel des Joachim und Kleid des Eligius erscheint auch am Unterkleid der sitzenden Schaffnerin und an der alten Hebamme in der Wochen- stube, und da und dort im Bodenbelag und an Architekturteilen, für die sonst Weiß als Marmor und dunkles Schiefergrau verwendet werden. Wichtig sind die weiße Gewandung des Goldschmied- gesellen und der Rock der Anna in der «Begegnung». Das Stahl- blau ihres Mantels, der windbewegten Quasten des Laubgehänges und am Lukaskleid ist stark nachgedunkelt, stellenweise bis nahe an stumpfes Schwarz. Sehr reizvoll sind die Landschaften mit hell bräunlichgrünen Laubbäumen und schwarzgrünem Tannen- gürtel, hell ockerbraunen Felsen und grünblauer Ferne, licht- weißem bis stahlblauem Wasser und weißblau leuchtenden Schnee- bergen unter Goldgrundhimmel mit leichter Wolkenzeichnung statt Damastprägung. Das dreimal wiederkehrende Thema: Was- ser, Insel, Bäume, Berge ist am reichsten entwickelt im Eligiusbild. Bei allen augenfälligen Verschiedenheiten stellen sich aber die vier Bilder nach Anlage und Auffassung als Einheit dar; jedes wieder aus sorgsam durch-gezeichneten, in engen Umriß ein- gezogenen Einzelteilen zusammengefügt, wie eine schweizerische Kabinettscheibe, als Ganzes aber farbig und kompositionell heiter und offen. Die Jahrzahl 1515 auf dem Eligiusbild ist auch für die drei andern Darstellungen verbindlich. 192