Von übermäßiger Arbeit und Anspannung erholt sich Courbet im Frühsommer 1849 bei einem Landsmann, dem wenig älteren Archi- visten Francis Wey aus Besancon. Er wohnt bei diesem zwei Monate in Louveciennes, fünf Stunden westlich von Paris, nahe den Wäldern von Marly, und malt in der freundlichen Landschaft, wie Corot, der auch bei Wey zu Gast ist. Nach Ornans kommt er diesmal im Herbst. Die Seinen und das ganzes Städtchen empfangen ihn wie einen Helden. Der Vater richtet ihm im Haus an der Loue ein Atelier ein, und Courbet bleibt übes den Winter und Frühling bis weit in, den Sommer hinein, und bringt In diesen und.den mächsten Jahren in immer neuem Ansturm Schlag auf Schlag mächtige neue in der Heimat geschaffene Bilder nach der Hauptstadt, mit denen «at Paris ein@1al ums andere zu Staunen, zu Jubel oder Abscheu zwingt. In jedem Sinn und jeder Richtung weitet sich der Raum um ihn. Im Ring seiner persönlichen Freunde und Genossen, in welchem Max Buchon auch von Paris fern den ersten Platz behält, erscheinen jetzt Gestalten auch aus andern Landesteilen als nur der Freigrafschaft, von verschiedenem Gewicht, nicht alle für uns noch verbindlich. Ein besonderes Paar sind der Romancier und Literat Jules Champfleury, von früh her ein getreuer Mitstreiter, und sein Gegenspieler Pierre- Joseph Proudhon. Champfleury, künstlerisch ein besserer und verständnis- vollerer Freund für Courbet als sein ihm sonst in allem überlegener Gegner, kämpft mit Proudhon um die Zuneigung und das Vertrauen Courbets, sieht aber tief verbittert sich mehr und mehr zurückgesetzt. Zu den persönlichen Freunden aus Jugendbeziehungen oder Ge- sinnungsverwandtschaft kommen nun Gönner und Mäzene, die einzig die Begeisterung für sein künstlerisches Werk ihm zuführt, und die als Käufer oder mit anderer Hilfe ihm materielle Unabhängigkeit und Sicherheit bringen. Ihre Gastfreundschaft fügt zu den für Leben und Werk von Courbet früher einzigen Schauplätzen Paris und Heimat verschiedene neue. 1854 lernt er bei Alfred Bruyas in Montpellier einen südlichen Himmelsstrich kennen mit offenem, hartem Licht und blauem Meer. Zwei Jahre später malt er in Mittelfrankreich auf den Besitzungen von Clement Laurier und dessen Nachbarn bei Le Blanc an der Creuse; zweiundzwanzigjährig, jung vermählt, hält der Guts- herr offenes Haus und fühlt sich wie Courbet und seine Freunde in 18