Die Landschaft, wie sie zuerst in der Hängematte von 1844, dem Bildhauer von 1845 und dem kleinen Bild mit Bäumen und Figuren sich anzeigt, beginnt sich aus der Befangenheit der Ateliertradition zu lösen in der großen Ansicht der Roche du Mont, mit den vom Schatten fast verschlungenen Häusern von Ornans, einem flockigen, bräunlichen Baumschlag und weißen Flockenwölkchen. Dieser noch deutlich romantisch-pittoresken Auffassung gegenüber stellt sich als etwas Neues die flach gespannte, einfache Landschaft des Begräbnisses, die in klaren Plänen und Massen aufgeteilte kleine Ornans-Landschaft und die Gruppe der wuchtigen Felsentäler aus der Mitte der 1850er Jahre. Früh schon rühmt Courbet das Messer als sein bestes Hand- werkszeug, wo der Pinsel vor der Rauheit der in Sonne und Regen rostig gewordenen und vom Wetter zersprengten Kalkfelsen versagt; er braucht es aber auch, um Wiesen und Schneefelder hinzustreichen. Wenn wir uns von den kahlen Felsentälern direkt zu Bildern, wie der mit dem Spachtel hingesetzten dunkeln Grotte oder den tiefen abendlichen Juralandschaften mit Hirt und Vieh hinwenden, so über- springen wir die satt grünen Baum- und Wiesenbilder aus Mittel- frankreich von 1856 und 1862, die in sanfter Buntheit (auch hier die Harmonie der Farben ausgeprägter als ihr Reichtum) strahlenden Blumen und die Bildnisse aus der Saintonge, die graugrünen Zwil- lingsbilder des Fort de Joux und Gour de Conches aus dem wieder kargeren Jura, von 1864, und das zur gleichen Zeit am gleichen Ort gemalte silbergraue Bildnis der kleinen Beatrice Bouvet aus Salins, überspringen die hell aufleuchtenden Meerbilder und Figuren von 1865 und 1866. Doch zeigen alle diese Gruppen, in sich gleichartig, von einander verschieden, wie schon die großen Bilder im Mittelsaal, daß Courbet nicht mit einer Formel aus dem Atelier tritt, sondern in jeder neuen Region und unter jedem neuen Himmel von vorn anfängt; die Wirklichkeit, wie sie zu jeder Zeit an jedem Ort nur einmal ist, neu faßt und prägt. Die Akte der Ausstellung liegen zeitlich nahe beisammen und ver- treten eine schon bald virtuose Sicherheit und Eleganz der‘ Darstel- lung, bis an die in breiterer und unbekümmerter Malerei gegebene große Liegende aus Berlin, für die entgegen dem Herkommen eine frühere Ansetzung, um 1860, verlockend erscheint. Neben diese Akte {2