OTTILIE W. ROEDERSTEIN aus Hofheim a/Ts. ist wieder einmal in unserem Kunst- haus zu Gast. Eine Fruchtlese dieses Sonnen-, ihres Jubiläumsjahres bringt sie uns ins spätherbstliche Zürich. Ist es überhaupt nötig, die draussen so Anerkannte und zum 75. Geburtstag so Gefeierte in ihrer Vater- stadt vorzustellen? Kaum und vielleicht doch. Ueber allem unaufhaltsam Strömenden der verschiedensten Kunstrichtungen entschwinden uns manchmal die bleiben- den, in sich ruhenden Gründe. O. W. R. scheint mir zu diesen zu gehören. Das Kunsthaus liegt für sie im Zentrum erinnerungs- reicher Beziehungen: Grossmünsterschulhaus, Pfyffer- Atelier, Künstlergütli und „Schneggli”. Jugendarbeit in eigenen hiesigen Werkstätten, konzentrierte Studien- jahre bei Gussow in Berlin, in der Malschule von Henner und Carolus Duran in Paris, weckende per- sönliche Berührungen mit zahlreichen Künstlern wie Stauffer-Bern, Koller, von Pidoll, dem intimsten Schüler Marges’, und Louise Breslau, vor allem aber immerwäh- rendes Sich-Versenken in die Grossen, Grössten — Hol- bein, Dürer, Grünewald und die Franzosen des 19. Jahr- hunderts — brachten in Wesen und Schaffen unserer Roederstein einen vollen Dreiklang zustande: Schweiz, Deutschland, Frankreich, Jm Jahre 1891 liess sich die Künstlerin mit ihrer Lebenskameradin, Dr. med. E. H. Winterhalter, in Frank- furt a/M. nieder, wo beide sich und andere wirkend A 15