Der Stoffkreis, wie er in dem Teil des Werkes erkenn-
bar war, den der Künstler selber der Oeffentlichkeit nicht
vorenthielt, umfasste zarte, grau gewischte Landschaften,
oft mit Kindern; Einzelfiguren von Knaben in der gleichen
weichen Wischtechnik und verschiedenen Graden der
Stilisierung; Interieurs wie Webstube, Schlafsaal, Wohn-
zimmer, Schule, Impfung; dann immer mehr Komposi-
tionen mit dem Thema der gemeinsamen Andacht in Schule
und Kirche, starke seelische Erinnerungen aus dem Berner
‚Waisenhaus, in dem er offenbar viel mehr gefunden hat
als seine Jugendspiele und den Unterricht zur Vorberei-
tung auf die Berufsarbeit.
Das Bildnis mit seinem Anspruch auf eine gewisse
Realistik ist von Otto Meyer nicht bevorzugt worden.
Er sieht sein Ziel in der freiwilligen Gebundenheit, der
schönen Ordnung von linearer Aufteilung, Farbe, Licht
und Geist.
Ein grosses Werk von stärkster Ausprägung, bestimmt,
vielen gleichzeitig sichtbar, die vielen Einzelnen als Ge-
meinschaft anzusprechen und zu sammeln, hat er im
Rundfenster des Kirchgemeindehauses Wiedikon voll-
enden können; des Zwinglihauses, in welchem der Ar-
chitekt Heinrich Bräm die Zürcher Jugendfreunde um
Otto Meyer, jeden an seinem Platz, zu "gemeinsamem
Werk zusammenführte. Zum Kern des Hauses, dem
grossen Saal, ist das Glasgemälde von Otto Meyer der
Angelpunkt und Schlüssel; rund, inmitten der straffen
Reihen der Orgelpfeifen, ein Orgel-Auge, das als farbige
Kugel Lichtkugeln gegen uns fluten lässt, wie das In-
strument seine vielen Stimmen, dabei das Runde wieder
ernst gegliedert und gefasst in dem Gestäbe eines Sternes
und der innigen Bindung von blau, rot, lilagrau, wie
sie in milden Abwandlungen auch die gemalten und die
Farbstift-Kompositionen aufbauen.
Das Fenster im Zwinglihaus in Wiedikon ist der ein-
zige Auftrag, der Otto Meyer im Rahmen eines Baues
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