5 liehen und dynastischen Verpflichtungen, Dienerin des Wortes, Sprache des Geistes. Zu einer andern Zeit war den Künstlern die immer noch bestehende Aufgabe der Verherrlichung der kirchlichen und dynastischen Idee Vorwand, um reizvolle Menschen und Dinge zu malen und durch deren Vorstellung den Sinnen zu dienen; später die nun bei ihnen verlangten Abbilder von Men schen und Dingen Vorwand, um reizvolle Bilder zu malen. Es ist der Würde der Kunst nur angemessen, dass man sich in das Bild verliebt und nicht in den Men schen, den es darstellt, dass man das Bild geniesst und begehrt, nicht die Früchte, die darauf gemalt sind. Und worin bestehen Wesen und Reiz einer Skulptur, wenn nicht im Spiel des Lichtes auf der Oberfläche und der aus der Verschiedenheit in Gewicht und Begrenzung der Massen sich ergebenden innern Bewegung und ihrer Wirkung auf das menschliche Gefühl; in was anderem der Reiz und das Leben eines Gemäldes als in der Span nung seiner verschiedenen Färb- oder Hell- und Dunkel flächen und der Verzahnung ihrer Ränder? So ist alles Ausser-Formale, alles Gegenständliche und jede Bezie hung daraufhin^'eine überflüssige und störende Belastung / / des Kunstwerkes. Die Puristen glauben an absolute Maierei und Pla stik, eine reine Farben- und Formenmusik, wie man an gesichts des Wohltemperierten Klaviers von absoluter formaler Musik spricht. Es sind hauptsächlich Flollän- der mit national eingeborenem Reinlichkeitsbedürfnis, sie säubern, wägen und rechnen als die wahren Sach lichen und ihre hell klingenden Tafeln und nach ausge klügelten mathematischen Konstruktionen in einander verschachtelten Kuben lassen sich vielleicht mit Inven tionen und Fugen vergleichen.