Tönen den Sieg des gedruckten Buches über die Handschrift verkündeten; es brauchte grosse Anstrengung und viel Erfindungsgabe, um das gedruckte Buch einer aristokratischen Kundschaft genehm zu machen, welche an die Schönheit und den Reichtum der farbenprächtigen Manuskripte gewöhnt war. Galt es doch zuerst, diese Gesellschaft fürstlicher Mäzene zu erobern, bis das gedruckte Buch auch weitere Leserkreise erreichen konnte, denen es weniger um Eleganz und Reichtum der Ausstattung, als um geistige Nahrung zu tun war s ). Die wirklich dürftigen Verhältnisse, in welchen im Jahr 1472 die Drucker Kon- rad Sweynheym und Arnold Pannartz in Rom lebten, werden uns bekannt in einer Bittschrift des Humanisten Giovanni Andrea de Bussi, Bischof von Ale- ria 6 ), an den Papst Sixtus den IV. Diese Pioniere des Buchdruckes in Italien, welche mehr als 12000 Bände veröffentlicht und durch ihr Beispiel viele ande re Drucker nach Rom angezogen hatten, befanden sich, am Ende ihrer Lauf bahn, mit Lagern voll von unverkauften Büchern und hatten kaum genug zum Leben. Bekannt ist auch das traurige Ende des Druckers des Dante von Jesi, Federico dei Conti, welcher verschuldet im Gefängnis endete 7 ). Aber auch anders wo scheinen die Verhältnisse, in den ersten Dezennien des Buchdruckes, nicht blühender gewesen zu sein, dafür zeugt das ärmliche, fast zigeunerhafte Leben damaliger Buchdrucker, die von Ort zu Ort wanderten,um ihr Leben zu fristen 8 ). Diese anfängliche Ablehnung des gedruckten Buches, deren verschiedene Ursa chen und Folgen wir im Vorhergehenden dargelegt haben, machte die Deko ration des Buches zu einer unumgänglichen Bedingung für dessen Absatz; ein gedrucktes Buch ohne Figuren oder ornamentale Holzschnitte fand keine Käufer. So kommt es, dass der Holzschnitt ein notwendiger Bestandteil der ersten ge druckten Bücher wird, und das bedeutet eine enge Verbindung des Buchdruckes mit der bildenden Kunst, wie dies schon für die Kalligraphie und die Miniatur malerei der Fall war. Die Absicht, das gedruckte Buch dem Manuskript möglichst ähnlich zu gestal ten, durch Einfügen von Holzschnitten, zeigt sich zum ersten Mal im Plinius von Giovanni de Spira (1469), nur ist es möglich, dass in diesem speziellen Fall der Buchschmuck sich auf ein einziges Luxusexemplar beschränkte. Erst im Titus Livius, im Virgil (1470) 9 ), und im Valerius Maximus (1471)'°), alle drei Ausgaben von Vindelino da Spira, und in andern venezianischen Inkunabeln der Zeit“), finden wir den Buchschmuck auf mehrere Exemplare angewendet. Es steht nun allerdings fest, dass auch in diesen Büchern die Ornamente (ein fache, schematische Figuren, die mit Farbe und Gold ausgemalt wurden) erst später mittels Holzblöcken in den Büchern angebracht wurden und daher mit dem Druck derselben nicht in unmittelbarer Beziehung stehen 12 ). Dieser Um stand aber zeugt wiederum dafür, dass den ersten römischen und venezianischen — Xll —