49 Vor 8o Jahren hatte das Gebiet der heutigen Stadt etwa 35,000 Einwohner oder etwa acht Personen auf die Hektare. Heute sind es ihrer 50, die sich auf diesem Quadrat von 100 m Seitenlänge gegenseitig das Leben sauer machen. Damals vor 80 Jahren be gann Zürich zu wachsen, rasch, sehr rasch. Die unternehmungs lustigen Leute bauten im Glauben an eine rosige Zukunft Miet häuser, weil man es an andern Orten auch so machte und weil der Gewinn am Grund und Boden verlockend hoch war, bei vier Stockwerken höher als bei drei. Und warum sollte man nicht, wenn doch die Regierung dieser Art der Wohnhausproduktion bereits im Jahre 1863 durch die «Bauordnung für die Städte Zürich und Winterthur und für städtische Verhältnisse über haupt» ihren Segen erteilt hatte? Nach diesenVorschriften durf ten z. B. Häuser gebaut werden, mit einer Fassadenhöhe, die im Maximum das Doppelte von der Strassenbreite, in der sie stan den, betrug—fast wie im Mittelalter! So wurde also weiter ge baut, vier- und fünfstöckige Mietkasernen mit Strassenfassaden in Backsteinen, mit Haustein umrahmten Fenstern und engen Höfen. Mit der Zeit müssen doch Bedenken gegen diese intensive Aus nützung des Bauterrains aufgetaucht sein. In das heute noch gül tige Baugesetz, das mit der Stadtvereinigung 1893 i n Kraft trat, sind verschiedeneVorschriften auf genommen worden, die auf eine lockerere Bebauung tendieren. Aber immerhin noch: Fassaden höhe gleich Strassenbreite; wie sollen da die Erdgeschosswoh nungen Luft und Licht erhalten. Hofbreite gleich zweidrittel der Fassadenhöhe, das genüge zum Teppichklopfen. Die Kinder sol len sich auf der Strasse tummeln. Und wer etwas anderes bauen wollte als Miethäuser — z. B. Kleinhäuser für den Arbeiter und Angestellten - der musste seinen Idealismus mit zu dicken Mauern, zu hohen Zimmern und mit sonst noch allerlei das Bauen verteuernden Kleinigkeiten büssen. So wurden denn wei ter Miethäuser gebaut: Kleine Wohnungen in langen Häuser reihen, mittelgrosse Wohnungen in rechteckigen Blöcken und grosse Wohnungen als englische Burgen. Dass einheitliche Grundlagen für die Stadtentwicklung uner lässlich sind, hatte man schon lange erkannt und deshalb im