X Mit den Ausstellungen folgen allmählich auch die ausführlicheren Aus* einandersetzungen in den deutschen Zeitschriften ,■ ziemlich spät, da für zu* stimmende Würdigungen wohl erst das Reifwerden der Leserschaft abge* wartet werden mußte. Mit negativer Stellungnahme hatten die Tages* Zeitungen schon von Anfang an nicht zurückgehalten. In „Kunst und Künst ler" setzen mit 1912 zwei Stimmen ein. Curt Glaser sdiafft die Grund* lagen und Bausteine zu seinem 1917 vollendeten Buch, z, B, mit einer breit angelegten und eindringlich werbenden und überzeugenden Abhand lung über die Munchsche Graphik im Band 1912/13/ er sieht in Munch einen Eigenen und Großen, Karl Scheffler nähert sich ihm eher zögernd. Er hat nicht ungehemmten Zugang, findet nicht alle Forderungen erfüllt,die er an einen großen Maler und Künstler stellt, vermag nicht, ihn so zu nehmen und gelten zu lassen wie er ist, sondern stellt seine Forderung über die Leistung, die er sieht,- seine Vorstellung ist enger, nicht weit und ge* schmeidig genug, um Munch völlig aufzunehmen,- dies verpflichtet zu um so gründlicherer Aussprache. Scheffler benutzt dazu jeden Anlaß (Kunst und Künstler XI 391, XII 205, 289, 415, XIX 307). Er sieht ein starkes Talent, das da und dort an seinen (Schefflers) Erwartungen und Forde* rangen vorbeigeht. So geht auch der Kritiker da und dort am Künstler vorbei,- es ist doch mehr Grenzen ablaufen als zu den Quellen dringen, wenn er ihn <XIX, 219) als Radierer zwar dem engem Rembrandt* kreis einfügt, aber ihm auch etwas vom Blut Goyas zuschreibt und in den großen Landschaften einen leisen Piranesi*Zug, in den radierten Köpfen etwas Englisches festzustellen glaubt. Was Schefflers Wertung des Künstlers am schärfsten charakterisiert, ist, daß er in ihm immer wieder mehr Zart* heit und Charme als Kraft, mehr Einschmeichelndes als Erschütterndes findet. Ähnlich traut H, Rosenhagen schon 1903 im Februarheft der «Kunst» angesichts der bei Cassirer ausgestellten Bilder dem als brutal ver* schrieenen Munch zu, daß er ein sehr feines Gefühl für zarteste Nuancen besitzt und, wenn er wollte, sicher in der Form zur höchsten Eleganz gelangen könnte. Er rühmt im weiteren die Frische der (damals) neuesten, vor der Natur entstandenen Werke gegenüber den symbolistischen Schöp* hingen der 90er Jahre, mit ihren einfacheren, aus der direkten Anschauung nicht aus der Spekulation gewonnenen Symbolen, und die Graphik mit ihren vorzüglichen Arbeiten, die den Künstler jedem Kenner und gewiß auch dem verständigen Publikum empfehlen müssen. An dieses „ver*