XI ständige Publikum" hat C. Glaser zehn Jahre später Anlaß, sich immer wieder zu wenden, um von Berlin her in München für Munch einzutreten und auf seine Bedeutung hinzuweisen <Die Kunst 1912/13, S. 72, 94, 230), der Ruf Rosenhagens scheint ohne Echo verhallt und in der Zwischenzeit in München wenig geschehen zu sein. 1916 folgen einige Seiten von M. J. Friedländer über Munchs Graphik,- auch für ihn ist die Zeit noch nicht weit zurück, da man vor den Werken Munchs stutzte oder sich empörte, doch ist Munch der geblieben, der er war, und das Urteil hat sich ge^ wandelt. Er prägt das glüddiche Wort, daß man die mit Bedeutung ge sättigten gleichnishaften Blätter wohl als dichterisch, nicht aber als literarisch empfinden und benennen könne und findet ruhig-schöne Formulierungen für ihren überragenden formalen und geistigen Reiz. Anders sieht ihn 1920, in unserer nächsten Nähe, noch einmal Max Osborn. Ihm ist Munch der geheimnisreiche nordische Naturphilosoph, der die von allen Hüllen befreite Seele der Natur zu erfassen sich vermißt. Sein Wesen ist stummes Wissen, in seiner neugeschaffenen Natur schrillt eine Disharmonie auf, etwas wie die Angst vor ungekannten drohenden Gewalten, vor denen es kein Entrinnen gibt, und traurige Rätsel, Schauer der Einsamkeit dringen aus seinen Bildern auf uns ein. In seinen Farben findet er eine grausame Härte, und seine Bilder sollen so sehr auf das vielsagende Spiel der Linien gestellt sein, daß die Sch warzweiß-Wiedergabe ihre wesentliche Existenz enthalte. Das „Kunstblatt" bringt 1917 <Heft 12, S, 9> eine Einführung in das Werk Munchs, verflochten mit der Lebensgeschichte und für den Menschen und Künstler bezeichnenden Zügen, von Gustav Schießer,- in den folgenden Jahrgängen Notizen und Hinweise, von Auktionsergebnissen bis zum Huldigungsgedicht, Im Jahr 1917 kommt mit dem „Mundi" von C. Glaser auch das zweite Buch (Berlin, Bruno Cassirer),- eine eingehende Mono^ graphie wie sie nicht mehr länger fehlen durfte, in gleicher Weise nach der ästhetischen wie der historischen Seite ausgebaut und von hundert Ab bildungen begleitet. Alle diese Veröffentlichungen über den Meister sind von der Stellung des Verfassers zu der Kunst seiner Zeit und ganz besonders auch davon abhängig, was für ein Ausschnitt aus dem schwer zu überblickenden Ge samtwerk Munchs ihm eben vorlag. Sie stellen nach Auffassung und Farben ein sehr buntes Gemisch dar, wenige stehen auf so breitem und sicherem Grund wie Schießer und Glaser, alle aber führen doch ein Stück