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niemand zu geben. Die Erfcbeinung des Werkes ift zu gewaltig, der
Künftler als Menfdi und als Schaffender uns zu nah.
Auch das befcheidene Ziel eines zuverläffigen chronologifchen Vem
zeichniffes zur Klarmachung der zeitlichen Aufeinanderfolge der einzelnen
Werke und Werkgruppen ift heute noch kaum zu erreichen. Das Ge=
famtwerk Hodlers hat zum großen Teil erff in den letzten Jahren da und
dort in Privatbefitz und beim Künftler felbft wieder neu entdeckt werden
müffen. In drängender rchöpferifcher Tätigkeit fehlte diefem von jeher die
Muße zu rückblickender Befchaulichkeit, Auch heute, wo wieder größte künh>
lerifche Aufgaben ihn befchäftigen, liebt er es nicht, fich in die Chronologie
feines Werkes zu vertiefen, wenn er auch den Wünfchen von Sammlern
ftets freundlich entgegenkommt und nicht fignierte oder datierte Bilder nach
träglich mit feinem Namen und einer ihm oder dem Eigentümer gut
fcheinenden Jahrzahl verfieht. Von anderer Seite find bisher kaum An-
ftrengungen gemacht worden, die Datierungsfrage gründlich zu klären. Zwar
liegen alle Hülfsmittel bereit. Planmäßige Durchficht alter Kataloge und
Ausftellungsbefprechungen, nähere Prüfung der befondern Maltechnik und
Materialien, Berückfichtigung der zu verfchiedenen Zeiten und an beftimmten
Orten benutzten Modelle im Figürlichen wie in der Landfchaft: derartige
vom rein Künftlerifchen ziemlich unabhängige Kriterien können wirkfam
die äußere Gefchichte des Gefamtwerkes autbauen helfen und damit den
Ausgangspunkt zu einem Verfuch tiefem Eindringens in die innere Wand
lung und zur Erfüllung der künftlerifchen Gefamterfcheinung fdhaffen. Bis
heute ffützt fich die Literatur über Hodler in allem Hiftorifchen auf eine
unbefehen immer wieder übernommene, ziemlich weit zurückliegende Lieber
lieferung,- fie dringt dabei feiten bis zum Wefentlichen und führt öfter
feitab als gegen das Ziel hin.
So weit eigene frühere Vorarbeiten benutzt werden konnten und die
während der Einrichtung der Ausheilung verfügbare knappe Zeit es ge
haftete, gründet fich das nachfolgende Verzeichnis in der zeitlichen Am*
fetzung der einzelnen Werke auf eine Methode, wie fie oben fkizziert
wurde. Wenn es unmöglich war, manche Fragen zu löfen, fo werden die
ungelöften wenigftens ins Licht geftellt. Die vom Künftler herrührenden
Datierungen auf den Werken felbft, auf der Bildfläche oder auf der Rück
feite, find im Katalog voll beigegeben,- die auf beftimmter fchriftlicher oder