15 Biographische Notizen OTTILIE W. ROEDERSTEIN, geh. 22. April 1859 in Zürich. Erster Unterricht bei Maler Eduard Pfyffer in Zürich. 1879 bis 1880 im Atelier von K. Clussow in Berlin. Seit 1881 in Paris hei Carolus-Duran und Henner ; daneben studierte sie im Louvre die alten Meister, in den Ausstellungen die moderne französische Malerei. Aus dieser Zeit Bildnis von Madame M. in Paris, «Ismael» in französischem Privatbesitz, Bildnis Mr. B. in Wa shington. Seit 1891 in Frankfurt a/M.; zahlreiche Bildnisaufträge von Frankfurter Familien. Karl v. Pidoll, Schüler von Hans von Marees, macht sie mit dessen Kunstanschauungen vertraut und führt sie in die vervollkommnete altmeisterliche Temperatechnik ein. In dieser Technik entstehen Selbstbildnisse der Künstlerin (in Pariser und Frankfurter Privatbesitz), «Klosterbrüder» (in deutschem Privatbesitz), «Die Verlobten», «Die drei Lebensalter» (Museen von Zürich und Elberfeld), «Der hl. Johannes» (Antonius kirche in Frankfurt). Eine vorübergehende Lähmung in der rechten Hand veranlasst später die Künstlerin, der subtilen Temperatechnik zu entsagen und die Oelmalerei wieder aufzu nehmen ; vorbildlich ist ihr dabei die weiche Tonschönheit Whist lers und Fantin-Latours. Darüber hinaus strebt. sie indessen in fortschreitender Entwicklung immer mehr nach höchster Ein fachheit in Technik und Farbe, im Bildnis nach grösster Treue bei der Darstellung der Persönlichkeit. Die derzeitige Ausstellung im Zürcher Kunsthaus, die nur Werke der letzten zwei Jahre enthält, gibt darüber Rechenschaft. — Bilder der Künstlerin be finden sich im Museum zu Elberfeld, im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt, in deutschen und ausländischen Privatsammlungen. Die Sammlung der Zürcher Kunstgesellschaft besitzt die zwei Temperagemälde «Die Verlobten» und «Das Waisenkind» aus dem Jahre 1897. — An den Ausstellungen der Zürcher Kunstgesell schaft ist Ottilie Roederstein seit 1897 nur gelegentlich mit ver einzelten Werken erschienen.