o 12 o Zur Technik der Radierung. Vervielfältigende ästunst, von den primitiven Arten der Grifselkunst, wie trockene und nasse Zeichnung, unterscheiden sich Kupferstich, Holzschnitt und Steindruck als vervielfältigende verfahren. Das eine, vom Künstler geschaffene Original wird nicht als solches in seiner nur einmal bestehenden Urform dem verkehr übergeben, es ist bloß das Mittel zur Herstellung des in den Verkehr gelangenden „Kunst-Blattes", eines Originales zweiten Grades, in beliebig vielen tviederholungen. Das eigentliche Original, die massive, plastisch dreidimensional bearbeitete p l a t t e liefert die marktfähige Uebertragung, den Abzug auf Papier oder Gewebe, mit seiner auf zweidimensionale graphische oder malerische Wirkung berechneten Darstellung. Druckverfahren. Sür den Buchdruck werden die Lettern erhaben ge schnitten, mit Schwärze eingefärbt, das Papier darüber geführt. Die Släche druckt, die Vertiefungen sparen aus. Dieses Prinzip des Buchdruckverfahrens, der Hochdruck, bestimmt das Wesen des Holzschnittes. Beim Schriftstich hingegen wird die Schrift in eine Ebene eingegraben, die Vertiefungen werden mit Sarbe gefüllt, die Släche bleibt frei. Die Vertiefungen drucken, die Släche spart aus. Dieses Verfahren, der Tiefdruck, bezeichnet das Wesen des Kupferstichs in seinen verschiedenen Sormen. Der Unterschied beruht nicht im Material der Platte, sondern in der Art ihrer plastischen Bearbeitung und des Druckverfahrens. Ls gibt Metall-Schnitte (Zeichnung erhaben und druckend, Slächen vertieft und blind), so gut wie Holz- Stiche (Zeichnung im Holz eingegraben und druckend, Slächen erhaben und blind.) Die Platte. Die auf die unbearbeitete Stäche übertragene Zeichnung wird auf der Hochdruckplatte (Holz od.Metall) mit Messern in Schnitzarbeit oder durch chemische Mittel freigelegt, so daß ihre Linien und Stächen erhaben stehen bleiben. Die Zeichnung der Tiefdruckplatte wird in die Släche eingegraben. Die trockenen oder „kalten" Verfahren bedienen sich dazu ausschließlich der mecha nischen Wirkung des Grabstichels und der Schneidenadel. Der vom Künstler geführte Stichel hebt Spähne aus der INetall- (Holz-) oder Lelluloid-Platte, die Nadel ritzt sie oberflächlich. Mit den so erzielten Vertiefungen ist die Platte für den Druck gebrauchsfertig. Das „nasse" Verfahren der Radierung, die Aetzung, verwendet zur Bear beitung der Platte mechanische und chemische Mittel. Die blanke Metallsläche, meist Zink, Kupfer oder Stahl, wird mit einem Harzfirnis, dem Aetzgründ, bedeckt. Mit der Radiernadel als Metallgriffel zeichnet der Künstler auf dem hart gewordenen Sirnis und ritzt ihn bis auf den Metallgrund. Das Aetz- wasfer (Salpetersäure, Cisenchlorid, Salzsäure), dem die so bearbeitete Platte nun ausgesetzt wird, greift das INetall an den bloßgelegten Stellen an und vertieft die durch die Nadel gezogenen Linien; die vom unverletzten Sirnis noch bedeckten Teile der Platte bleiben unverändert glatt. Nach vollständiger Entfernung des Sirniffes ist die Platte mit vertiefter Zeichnung wie die Stichel platte zum Druck bereit. Die nur einmal geätzte Platte zeigt eine gewisse Einförmigkeit; eine schwach geätzte Platte druckt überall schwach, eiue stark geätzte überall schwarz. Abwechslung in der Stärke und Abstufungen der Tiefen