3
leute in Mühsal und Freude, alle seine Werke sind von
einer ungemeinen Intensität inneren Lebens und Präg
nanz der Stimmung. Wie der Gegenstand, ist oft auch
die Malweise herb und hart; fast jedes Bild erscheint als
ein rascher, kühner Wurt. Meist wird die Wirkung ge
waltsam gesteigert durch Verbindung von malerischem
und sachlichem Interesse. Cottet fesselt auch durch
das, was er erzählt, nicht bloss durch Kunstwerke von
Form und Farbe. So ist es möglich, dass mit seinen
Bewunderern auch viele Farbenblinde gehen, und dass
man namentlich den Cyklus «Au Pays de la mer»
eben als gute Illustration zu Pierre Lotis «Island
tischern» oder «Frere Ives» empfinden konnte. Die
Bretagne wird in Frankreich so oft gemalt als bei
uns die Alpen ; kein besseres Mittel, sich auf Cottet
zu besinnen, als zu betrachten, was die meisten seiner
Zeitgenossen aus den Ferien nach Hause bringen.
W 7 ie viel mehr ihm übrigens seine persönlich-eigene
künstlerische Form bedeutet als der Gegenstand, er
gibt sich daraus, dass gerade seine bisher grössten Kom
positionen, das Triptychon mit dem Abschiedsmahl (im
Luxembourg-Museumjund das grosse Bild «Douleur»,un
verhohlen an klassische Fassungen von Abendmahl und
Pieta erinnern. Ist aber etwa das Urteil über die Kunst
Ed. Manets eingeschränkt worden seit man weiss, dass
sein «Frühstück im Grünen» die blosse Nachzeichnung
eines italienischen Renaissance-Kupferstiches ist?
Cottet arbeitet auch eifrig als Radierer. Unsere
Ausstellung zählt mehr als zwanzig Blätter, zum guten
Teil Uebertragungen von Bildern der letzten Jahre.
Auch hier die grösste Mannigfaltigkeit in Inhalt und
Stimmung. Neben Blättern, so fein und weich, dass
sie beinahe Mezzotinto Vortäuschen, hängen andere
von rücksichtslosester Unmittelbarkeit und Lebendig
keit. Eigenartige Wirkung ergeben sich aus Mischung
von Radierung mit Aquatinta und andern besondern
Verfahren.
Menard tritt der Natur anders gegenüber als
Cottet; er vereinfacht sie auf seiner Staffelei zu einem
Idealbild. Die meisten seiner Gemälde sind Land
schaften mit weitem Horizont; ungehindert schweift